Trotz des Todes von Jigsaw und Amanda, schickt das FBI zwei Profiler los, die Detective Hoffman helfen sollen, die Ermordung von Detective Kerry zu klären und die letzten Rätsels Jigsaw zu lösen. Doch während den Ermittlungen wird SWAT-Mitglied Rig entführt und erneut Teil eines perfiden Plans von Jigsaw. Ihm bleiben exakt 90 Minuten um Jigsaws Puzzle zu lösen und einen alten Freund zu retten…
"It's not over - the games have just begun."
Wie sich langsam eingebürgert, bekommt der Kinobesucher auch in diesem Februar einen neuen Teil der Saw-Saga präsentiert und das ist auch bei weitem kein Wunder. Schließlich haben die ersten vier Teile weltweit über 400 Millionen Dollar erwirtschaftet und da ist es für die Herren Produzenten doch Ehrensache eine weitere Variante des ersten Films auf den Markt zu werfen und dem Volk zu geben wonach es verlangt. Opium fürs Volk wenn man so will.
Als 2004 der erste Teil der Saw-Reihe das Licht der Welt erblickte, waren sowohl Kritiker als auch Zuschauer begeistert, von der erdrückenden Atmosphäre, der spannenden Dynamik unter den Charakteren, den blutrünstigen Fallen und dem kongenialen Plot-Twist gegen Ende, der den ein oder anderen aus seinem Kinosessel hat aufstehen lassen. Und wenn man schon so eine Quasi-Marktlücke entdeckt hat, muss man diese auch voll ausnutzen. Drum folgte ein Jahr später schon der zweite Teil. Und wie das nun mal so ist, wollte man alles größer, lauter und besser machen. Auf Kosten der Atmosphäre und der Dynamik unter den Charakteren, hat man hier noch mehr Opfer reingeschrieben, die Fallen noch größer und blutiger gestaltet und es aber trotzdem irgendwie geschafft, trotz des Wissens der Zuschauer über den Ausgang des ersten Teils einen coolen Plot-Twist ins Ende zu packen. Obwohl Saw II filmtechnisch gesehen nicht an seinen Vorgänger anknüpfen konnte, waren die Besuchszahlen immens und das Volk besänftigt. Ein weiteres Jahr darauf folgte der dritte Teil und da ging es dann bergab. Weg waren auch die letzten interessanten Charaktere und die erdrückende Stimmung der Vorgänger. Die Story war hohl und einzig und allein Basis für die Folterfallen. Das Einzige was hier die ersten Teile übertreffen konnte, waren die Teils recht perversen Gewaltdarstellungen in einem Meer von diskoartigem Schnitt Misch-Masch. Und dabei muss übermäßige Gewalt ja nicht unbedingt was schlimmes sein. Wenn die Story und die Charaktere mitspielen, kann ein vernünftiges Gemetzel sogar ganz amüsant daherkommen und das Filmerlebnis abrunden. Aber hier war es wirklich das einzige Ziel des Films, die Leute zu schockieren. Auch der für die Saw-Filme typische Plot-Twist wirkte nur noch einfallslos und extrem konstruiert. Doch auch hier blieben die Besuchszahlen trotz des filmischen Debakels wieder ganz oben und rechtfertigten einen vierten Teil. Was daraus geworden ist, wollen wir uns im Weiteren mal genauer anschauen.
Worauf es Saw IV abgesehen hat, wird jedem Blinden schon im 5 Minuten langen Intro klar, dass die Autopsie des gerade verstorbenen Jigsaw in aller Deutlichkeit zeigt. Splatter und Gore lautet hier mal wieder die Devise und führt das Konzept von Teil 3 nahtlos weiter. Wenn dann die eigentliche Story einsetzt und man mit den unsympathischen und schlecht gespielten Charakteren konfrontiert wird, merkt man allerdings sogar einen Rückschritt zu Saw III. Die Story setzt sich aus den typischen Fallen-Momenten, Flashbacks aus Jigsaws Leben und einer Aneinanderreihung von konfus geschnittenen Szenen zusammen die erst am Ende des Films dem Zuschauer klar werden und damit auch den Aha-Moment dieses Teils darstellen. Wie der im Einzelnen aussieht soll hier aber noch nicht verraten werden.
Die meisten werden sich bestimmt für die Fallen interessieren, die sich Jigsaw dieses Mal ausgedacht hat. Der größte Fehler den Regisseur Bousman (der auch schon für SAW III den Regisseur gespielt hat) hier begangen hat, war es Opfer auszusuchen die auf Grund ihres unsympathischen Auftretens keinerlei Bezug zum Publikum herstellen und dem Zuschauer daher völlig egal sind. Hier ist der Aspekt des „Mitleidens“ total verloren gegangen und damit auch ein Großteil des Saw-Feelings. Neben den Fallen aus den vorherigen Teilen wirken die hier eingesetzten sogar relativ unspektakulär, wenn auch recht blutig. Da ist Falle Nummer Zwei die den Insassen über einen Drehmechanismus skalpiert noch die Innovativste. Die übrigen fünf Fallen kommen da nicht mit.
Was die Story angeht ist Saw IV sicherlich der komplizierteste aller Teile und wer nicht gerade die ersten Drei (vor allem den Dritten) noch Stück für Stück im Kopf hat, wird wohl spätestens beim Finale blöde auf die Leinwand starren. Kompliziert ist dabei allerdings nicht mit gut gleichzusetzen, denn was man sich hier teilweise an haarsträubenden Verwicklungen geleistet hat, ist schon nicht mehr feierlich. Wirklich niemand hätte die Aktionen der einzelnen Protagonisten so weit vorhersehen können, wie es Jigsaw hier getan hat. Im Showdown wird dann auch der letzte Hauch von Realismus aus dem Film gepustet.
Schauspielerisch gesehen, bekommt man hier außer dem gewohnt charismatischen Anti-Helden Tobin Bell nichts geboten. Der Großteil der Schauspieler bleibt blass und/oder unsympathisch und kann die nötige Tiefe die die Figuren gebraucht hätten nicht transportieren.
Mit dem vierten Teil hat man der Reihe endgültig das Flair genommen und dem Zuschauer nur einen seichten Aufguss von dem geboten was den ersten Teil so klasse gemacht hat. Saw IV ist wiedermal ein verschenktes Sequel, mit dem man augenscheinlich nur auf den schnellen Mammon aus war. Wenn man dann bedenkt das Teil 5 und 6 schon in der Planung sind, kann einem Angst und Bange werden. Ich empfehle jedem, sich von den Produzenten nicht das Geld aus der Tasche ziehen zu lassen und sich den Kinobesuch zu ersparen. Ein Abstecher in die örtliche Videothek, reicht vollkommen aus. Denn das hier, ist wirklich nur was für Hardcore Saw-Fans.