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Ob man den kleinen, feinen, in sich abgeschlossenen „Saw“ wirklich fortsetzen musste, ist eine berechtigte Frage. Definitiv nicht nötig war es allerdings die Sequels im Jahrestakt rauszuhauen und dabei stets ideenloser zu werden.
„Saw IV“ funktioniert für niemanden, der die Vorgänger nicht kennt. Zwar wurde Jigsaw (Tobin Bell) am Ende von „Saw III“ ebenso wie ein großer Teil des Stammpersonals gekillt, doch Teil 4 will an die Vorgänger anschließen. Ganz im Zeichen des schon arg gewaltverliebten dritten Teils steht die anfängliche Obduktion an Jigsaw, die sich in blutigen Bildern ergeht, narrativ allerdings bloß den Sinn hat ein Tonband aus den Eingeweiden der Leiche zu fördern, das wissen lässt: Das Spiel ist noch nicht vorbei.
Diesmal ist Detective Rigg (Lyriq Bent), der diverse Kollegen bei der Jahr nach Jigsaw versterben sah, stets versuchte jeden Schutzbefohlenen zu retten und dabei sein eigenes Leben vernachlässigte. Doch eines Abends wird er von einem bisher ungefassten Komplizen/Nachfolger Jigsaws betäubt und erfährt, dass Eric Matthews (Donnie Wahlberg) noch am Leben ist. Nun wird also mit dem Polizisten das Läuterungsspiel gespielt, ähnlich wie in Teil 3, doch Rigg muss quasi in freier Wildbahn den Hinweisen folgen.

Auf der Suche wird klar, dass er Jigsaws Weltbild nachvollziehen soll, denn der tote Killer hat die Tonbänder, die Rigg vorfindet, noch eingesprochen. Er soll lernen, dass er nicht alle retten kann, während er sich auf die mörderische Suche begibt...
„Saw IV“ macht einiges besser als der dritte Teil, der nach einer Weile einfach nur noch in einer Aneinanderreihung von Fallen endete. Hier konzentriert man sich mehr auf die Geschichte, wenngleich der Gewaltfaktor wieder höher als nötig ist. Suhlereien wie die Obduktionssequenz halten sich zwar in Grenzen, doch immer noch ist „Saw IV“ erschreckend vordergründig und wieder widersprechen viele der Fallen dem eigentlich Jigsaw-Konzept, dass der Eingesperrte eigentlich eine reelle Chance haben soll sich zu retten, wenngleich dies nicht mehr ganz so übel im dritten Teil ist.

Zwischendrin ist die Schnitzeljagd gar leidlich spannend, wobei „Saw IV“ noch zu einem zweiten Handlungsstrang wechselt, der zwei Bundesbeamte bei der Jagd nach Klärung des Falles verfolgt. Vor allem in diese Plotebene streut „Saw IV“ dann Rückblenden ein, in denen man mehr über Jigsaws Vorgeschichte erfährt. Dabei schafft Darren Lynn Bousman auch den Mythos nicht durch zu viele Erklärungen zu zerstören, aber wirklich sinnvoll wirken die Erweiterungen nicht.
Problematisch wird „Saw IV“ dann aber in der Schlussphase, wenn es ans Erklären geht. Nach der Besetzungsausdünnung am Ende des Vorgängers blieben kaum mögliche Nachfolger und derjenige, von dem man es nach „Saw III“ erwartete, ist nicht der Jigsaw-Nachfolger. Dadurch ist die Identität des Killers nicht wirklich zu erraten, über sein Motiv schweigt sich „Saw IV“ gar komplett aus. Furchtbar ist auch die Art, in der man einen cleveren Twist hinbekommen will: Ähnlich wie schon in „Saw II“ spielen sich vermeintlich gleichzeitige Geschehnisse in Wahrheit zeitversetzt ab, jedoch versucht „Saw IV“ dabei so gewitzt zu sein, dass er selbst stolpert und sich gegen Ende in logischen Lücken verstrickt.

Inszenatorisch merkt man die Routine, die sich der Regisseur mit den beiden Vorgängern bereits erarbeitete, denn der Look ist angenehm dreckig und düster, jedoch unterstreicht dies leider nur mehr, wie sehr die „Saw“-Reihe in liebloser Routine versinkt. Da helfen dann auch stimmige Mucke von Charlie Clouser und ein netter Abspannsong von Japan X wenig, wenn der Film nur in der Mitte wirklich spannend ist.
Durch die zahlreichen Rückblenden darf Tobin Bell mal wieder den Jigsaw geben und groß aufspielen – seine Szenen sind wirklich stets stark. Lyriq Bent ist OK, aber mehr auch nicht, Costas Mandylor ordentlicher Support, Donnie Wahlberg hingegen gnadenlos unterfordert. Auch sonst liefert die Besetzung nicht mehr als Routine; Shawnee Smith und Dina Meyer haben Minirollen in den Rückblenden, kommen aber kaum zum Zuge.

So bleibt am Ende nur zu hoffen, dass bald Schluss mit den „Saw“-Sequels ist oder man mal wieder Mühe in ein schlüssiges Script investiert, anstatt Jahr für Jahr schnell geschriebene Fortsetzungen rauszuhauen. „Saw IV“ ist jedenfalls auf ähnlichem Niveau wie der dritte Teil, eventuell ein kleines Stück besser, doch das unlogisch zusammenklamüserte Finale und die plumpe Freude an sinnlosem Gemetzel vergällen viel Spaß an dem leidlich spannenden Film.

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