Saw IV (2007)

Nachdem irgendwie schon unterhaltsamen aber filmisch gesehen absolut bodenlosen SAW III haben sich viele von Teil IV nicht mehr erwartet als:

1. Sensationsgeile Exploitation mit noch übleren Foltereinlagen

und

2. eine konstruierte Story die die Grundlage bildet um die Cashcow "SAW" noch weiter zu melken.

Tatsächlich kann ich hier aber (zumindest wie ich das sehe) mal Entwarnung geben, denn SAW IV ist sowohl was Story als auch filmische Umsetzung angeht das bis jetzt beste Sequel der Reihe das man auch wieder ernst nehmen kann. 

Die neuen Drehbuchautoren haben sich bezahlt gemacht, bringen sie doch wieder so etwas wie, ich nenne es jetzt mal Niveau, in die Reihe. Gleichzeitig hat sich der Regisseur (Sorry, aber seinen Namen kann ich mir beim besten Willen nicht merken) hier ein gutes Stück mehr angestrengt als bei den beiden Vorgängerfilmen.

Am Anfang gibts erstmal die blutgeil präsentierte Autopsie von Jigsaw zu "bewundern". Goretechnisch der Höhepunkt des Films und  was graphische Gewalt angeht auch der gesammten Reihe (in SAW 3 hat man ja vor lauter Flashcuts kaum was gesehen von den gebrochenen Knochen und zerhäckselten Schweinchen).
Dannach schraubt der Film aber wieder zurück.

Es geht das übliche SAW Spielchen los, eine oder mehrere Personen werden entführt und müssen sich Jigsaws Tests stellen während das ganze auf einen finalen Story-Twist hinarbeitet. Dieser Folterspielchen Plot wird wie gewohnt immer wieder durch Nebenplots unterbrochen, in diesem Fall das Verhör von Jigsaws Frau.

Hier haben wir dann auch DEN Minuspunkt des Films. Ja, es gibt wieder zahlreiche Flashbacks aus Jiggis Vergangenheit. Zwar handelt es sich gottseidank nicht um völlig belanglosen Kram wie "Jigsaw bastelt die SAW-Puppe" (siehe Teil 3) sondern noch um einigermaßen Interessantes und -kann man mal von ausgehen- für Teil 5+6 wichtige Sachen. Trotzdem wird es langsam lächerlich was da so alles zu Tage gefördert wird.

Ansonsten kann man dem Film aber attestieren solide bis ziemlich gut zu sein.

Die Folterszenen werden nicht nur stumpf abgespult um auf gorige Höhepunkte hinzuarbeiten, sondern haben tatsächlich wieder sowas wie Spannung und psychologische Härte ala Teil 1. Auch sind die Einfälle hier zum Teil recht erfrischend.
Die übertriebenen Fallen aus Teil 3 sind hier auch nicht mehr vorhanden (wenn ich allein an diese Schweine-Gulasch Grube denke...), also man kann sich schon vorstellen das sowas auch in Realität umsetzbar wäre.

Auch die Inszenierung dieser Sequenzen kann endlich wieder ein wenig mehr Qualiät aufweisen. Kla gibt es die SAW typischen Cuts und Kameraschwenks aber in einem angemessenen, effektiven und auch für Epileptiker vertretbaren Rahmen.

Zu Story...im Gegensatz zum Vorgänger ist diese vorhanden und arbeitet auf einen nicht genialen aber soliden und mit Aha-Effekt versehenen Twist hin. Kla wird die ganze Geschichte im Grunde unnötig aufgeblasen, aber immerhin kaufe ich den Autoren nach diesem Teil ab das sie für Teil 5+6 sowas wie einen Masterplan haben der auf ein -vielleicht sogar richtig gutes- Finale hinausläuft.

Die Darsteller können in diesem Teil mehr überzeugen als in den Vorgängern. Jeff aus Teil 3 ist zwar storybedingt kurz mit dabei, man hat ihm aber nach seinem schauspielerischen Offenbarungseid in eben diesem vorsichtshalber keine Dialoge gegeben.

Noch kurz was zum Gorefaktor:

Routiniertes SAW Programm wird hier abgespult. Gleicht in großen Teilen Teil 2 und 3, allzu krankes Zeug ala "Spritzengrube" das nur auf den Sensationseffekt abzielt hat man sich aber verkniffen. Dafür gibt es am Anfang die bereits erwähnte Ultra-explizite Autopsie, die in ihrer Detailtreue und Auswalzung die Grenze dessen erreicht haben dürfte was im Mainstream-Film möglich ist.

Fazit:

Mit neuen Drehbuchautoren geht auch eine Rückkehr zu etwas stilvollerem Thrill einher ohne die Fans von Geschmodder und Mettgut zu enttäuschen.
SAW IV ist für einen vierten Teil einer zur selbstzweckhaften Exploitation verkommenen Serie überraschend solide und teilweise sogar richtig gut!
Hiernach kann man auf die Teile 4+5 durchaus positiv gespannt sein.