Review

Eine Gruppe von jungen Leuten hat nichts anderes zu tun, als jeden Abend vor der selben Tankstelle rumzuhängen, Pizza zu essen und Alkohol zu trinken. Einer ist z.B.ein hoffnungsloser Säufer, aus der Armee entlassen. Ein anderer ist ein Dopehead, der nichts als Blödsinn im Kopf hat. Jeff (Giovanni Ribisi) hat den Stumpfsinn der Vorstadt satt, ist hingegen aber auch nicht bereit etwas dafür zu tun, um dies zu ändern. Als seine Freundin Sooze nach New York gehen möchte, kommt er ins Grübeln. Aber wirklich ins Rutschen gerät die Lawine der Gefühle als ein gemeinsamer Schulfreund, Pony, mittlerweile erfolgreicher Folk-Rocksänger vorbeischaut. In dieser Nacht bekommen wir Einsicht in das Gefühlsleben eines jeden Protagonisten.

Ich möchte euch hier diesen Film vorstellen, der mich wie kein anderer in letzter Zeit zum Nachdenken gebracht hat bzw. in dem man so viel von sich selbst wiederfindet.

Der Film ist in Deutschland total untergegangen und meines Wissens bisher noch nicht auf DVD veröffentlicht worden. Wie Macdonald schreibt ist es ein sehr realitätsnaher und dialoglastiger Film, der für oberflächliche Videojunkies nicht geeignet ist. Die Location ist sehr beschränkt, fast den ganzen Film über hängen die "verlorenen Jugendlichen der Generation X" (mein O-Ton ) an ihrer Ecke neben der Tankstelle herum. Aber gerade das macht den Reiz dieser Produktion aus.

Der Film stellt massig Identifikationsmaterial zur Verfügung (kann man das so formulieren?) und ist genau das richtige für die Leute, die sich die wichtigen Fragen im Leben stellen - ihr wisst schon: "Was fang ich mit meinem Leben an?", "Hat das hier überhaupt irgendeinen Sinn?", "Was läuft hier falsch?".

Insgesamt ein eher depressiv anmutender Film, der dank der Charaktere trotzdem zu überzeugen weiß. Regisseur Linklater ist auch durch seinen ähnlichen, ungleich aber deutlich leichter verdaubarem Stoff, "Dazed and Confused" bekannt geworden, der die Rebellion und Probleme Hasch-, Alkohlol und Aerosmith- konsumierender Jugendlicher in den 70-er Jahren am Ende ihrer Schulzeit (vergleiche auch: "American Graffiti") näher bringt.

Ein paar bekannte Darsteller sind auch dabei: Ribisi, bekannt als Jeff Billings aus "Wunderbare Jahre" (die Serie), Nicky Katt ("Insomnia"), Parker Posey ("Scream 3", "Dazed and Confused") und Steve Zahn (in seiner Rolle als Trottel Buff göttlich - ich nominiere ihn für den Oscar).

Der Soundtrack ist ebenfalls 1a. Eingespielt von der Rockband "Sonic Youth" bietet er (hab ihn vor ein paar Tagen bei ebay ersteigert) psychedelisch angehauchte Deprimucke vom feinsten (damit mein ich jedoch nicht "ich blas mir gleich die Birne weg"-Grunge), z.B. Beck, Skinny Puppy, Butthole Surfers, Flaming Lips und Gene Pitney (!).

Fazit: Checkt dieses stark unterschätzte Werk (Jahr: 1996) auf jeden Fall an, wenn ihr die Möglichkeit dazu bekommt.

Details
Ähnliche Filme