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Bevor Regisseur Guy Ritchie mit „Snatch“ weltweit ein großes Mainstreampublikum erreichte, gelang ihm mit „Bube, Dame, König, grAs“ in England ein wahres Husarenstück. Der kleine britische Gangsterfilm war eine der Überraschungen Englands im Jahre 1998. Schon hier war Ritchies Stil eindeutig erkennbar, den er in seinem zweiten Film perfektionieren sollte: schnelle Schnitte, visuelle Spielereien und viele coole Sprüche. Das sind die Zutaten zu einer kleinen, dreckigen und urbritischen Gangsterkomödie. Hier natürlich noch ohne Brad Pitt.

Zum Zeitpunkt des Kinostarts war wohl nur Sting als Star zu bezeichnen, der in einer Nebenrolle auftritt. Weiterhin (zumindest in den Grenzen Englands) bekannt war Vinnie Jones, der den Geldeintreiber Chris spielt. Bemerkenswert ist dabei, dass Jones kein gelernter Schauspieler ist, sondern ein berühmt-berüchtigter Fußballer, der in seiner aktiven Karriere vor allem durch seine große Härte im Spiel aufgefallen ist. Daher auch sein Spitzname „The Axe“. Trotz seiner mangelnden Schauspielerfahrung macht Jones seine Sache sehr gut und ist einer der Gewinner des Films. Jones hat seither immerhin einige Nebenrollen in Actionfilmen übernehmen dürfen. Von dem Erfolg von „Bube, Dame, König, grAs“ hat vor allem Jason Statham profitiert, der auch in Snatch noch einmal auftauchen durfte (wie viele andere Gesichter aus „Bube, Dame, König, grAs“ auch) und dort sogar die Hauptrolle übernahm. Statham hat es dank dieser beiden Filme bis nach Hollywood geschafft, wo er in Blockbustern wie „The Italian Job“ und „The Transporter“ mitwirkte. Statham und die anderen drei jungen Hauptdarsteller geben die vier Aushilfsgauner, die nach einem geplatztem Pokerspiel ganz tief in der Tinte sitzen. Dabei sind sie die Sympathiefiguren in dieser Komödie, in der eigentlich jeder Dreck am Stecken hat. Dies ist auch wichtig, denn so sind sie auch die Identifikationsfiguren für das Publikum.

Genauso rüde wie Vinnie Jones auf dem Fußballplatz agierte, so rüde ist auch die Sprache. Schaut man sich den Film im englischen Original an, so hat man aufgrund des breiten Cockney-Akzents Probleme zu folgen. Zudem fällt der übermäßige Gebrauch von Schimpfwörten auf, allen voran „Fuck“. Wenn es auf Englands Straßen verbal wirklich so zugeht, kann das Inselvolk den Bewohnern der Bronx Konkurrenz machen. Neben der witzigen (manchmal aber auch etwas unübersichtlichen) Story vermittelt der Film auch britisches Lebensgefühl. Ob dies nun durch den „Fuck“-Einsatz erreicht wird, oder durch die coole Musik, die die Handlung schon untermalt, sei an dieser Stelle mal dahingestellt. Fest steht, dass Guy Ritchie mit seinem Kinodebüt „Bube, Dame, König, grAs“ ein cooles Stück zeitgenössischen britischen Kinos gelungen ist, das ihn zu einem der beliebtesten Regisseure Englands hat werden lassen. Und zu einem der beliebtesten Junggesellen. Sonst hätte er wohl nie das Herz von Popdiva Madonna erobern können. Das ist doch auch schon was. Und dass er die Möglichkeit bekam, beinahe die gleiche Story mit größerem Budget und Hollywoodsuperstar Brad Pitt noch einmal zu verfilmen zeugt von dem Nerv, den er mit seinem Debüt getroffen hatte.

Fazit:

7/10

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