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Guy Ritchies famoser Erstling! In “Lock, Stock and two smoking Barrels” wurde das erste Mal sein fulminantes Gag-Feuerwerk als spannendes Personen-Verwirrspiel inszeniert, was dann später im Quasi-Nachfolger “Snatch” leicht abgewandelt wieder aufgelegt wurde. Dabei wird Ritchie sehr häufig mit Tarantino verglichen, und die angeblichen Parallelen zu dessen Geniestreich „Pulp Fiction“ waren vielen Leuten dann doch mehr ein Dorn im Auge.

Dabei entpuppt sich die Räuberpistole meiner Meinung nach keineswegs als dreiste Stilkopie: Eddy und seine drei Freunde Soap (Besserwisser: Dexter Fletcher), Bacon und Tom (mit unpassender deutscher Synchronstimme: Jason Statham) wollen bei einer Pokerrunde und einem Einsatz von 100.000 Pfund den großen Wurf landen und legen die Kohle zusammen. Klar, dass Pokerface Eddy während des Spiels knallhart die Hosen ausgezogen bekommt und dann auch noch bei seinem Gegenspieler, dem gefürchteten „Hackebeil-Harry“ mit einer halben Millionen in der Kreide steht. Also muss binnen wenigen Tagen ein ganzer Haufen Flocken her, um weder die Finger dabei zu verlieren, noch die Bar von Eddys Vater (gespielt von keinem geringeren als Popstar Sting) – doch woher nehmen, wenn nicht stehlen? Also steht stehlen auf dem Programm. Durch Zufall bekommen die vier Gelegenheitsgauner etwas von einem Haufen Kohle bei Eddys Hasch-vertickenden Nachbarn mit, und so machen sie sich daran, Geld und Dope zu rauben und letzteres an einen hiesigen Drogenkönig zu verscherbeln. Dumm nur, dass da noch ein paar andere mitreden wollen...

..., und so stürzen sich haufenweise skurille Typen in ein einziges großes, genial miteinander vertracktes Verwirr – Intermezzo hinein, bei dem definitiv keiner ungeschoren davonkommt! Ritchies Komödienhit erzählt eine fantastische, dreckige kleine Lumpengeschichte, bei der Sack und Pack mitmischen, ohne dass man irgendwann die Übersicht verliert. Mann kann nicht wirklich behaupten, dass der Plot irgendwann zuviel zum Kapieren ist – er ist so geschickt verflochten, dass die ganze Zeit perfekt die Waage zwischen Verfolgbarkeit und Spannung gehalten wird, sodass maximaler Filmgenuss entsteht. Dabei ist eine minimale Ähnlichkeit zu Tarantinos bekanntestem Werk vielleicht nicht ganz von der Hand zu weisen, doch insgesamt trumpft der Madonna-Gatte hier durch und durch mit seiner eigenen Note auf! Der Humor gefällt bestimmt nicht jedermann, doch wer für diese Art zugänglich ist, kommt die gesamte Laufzeit über zu Hundert Prozent auf seine Kosten. Darüber hinaus glänzt der Streifen mit einem tollen Soundtrack, und die zum Ende hin häufiger aufkommenden Actioneinlagen verleihen dem Ganzen noch den nötigen Pepp. Wenn man mit „Bube, Dame, König, grAs“ nicht angefangen hat, ist der Film zwar nicht mehr der Sesselreißer schlechthin, doch bleibt immer noch ein Glanzstück für die perfekte Abendunterhaltung. Vielleicht mag es sein, dass keiner der Charaktere besonders hinaus sticht, doch auch das kann meiner Meinung nach nur gut sein, da so kein Focus auf jemand bestimmten gesetzt wird und man seine ganze Aufmerksamkeit eher allen widmet – und hier hat jede Rolle etwas zu bieten!

Also insgesamt meine wärmste Empfehlung. Von dieser Sorte Streifen hätte ich gerne mehr. Viel mehr!

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