-Spoiler-
Ich war sehr gespannt auf "Das Waisenhaus". Die sehr guten Kritiken und der Trailer machten Lust auf mehr. Gestern war es dann soweit. Enttäuscht bin ich nicht worden, nur einen kleinen Tick mehr habe ich schon erwartet, doch dazu gleich mehr.
Die Story ganz knapp erzählt: Laura bezieht zusammen mit ihrem Mann Carlos und dem adoptierten Simon ein (Waisen-) Haus, in dem sie als Kind ihre Zeit verbrachte. Ihr Sohn spielt dort mit einigen imaginären Freunden, Laura nimmt die Sache natürlich erstmal nicht ernst. Als es bei der Einweihungsfeier des Hauses zu einem handfesten Streit zwischen den beiden kommt, verschwindet Simon plötzlich. Die verzweifelte Mutter versucht alles, um ihren Sohn wieder zurück zu bekommen. Hat das Verschwinden mit dem mysteriösen Jungen Tomas zu tun, der eigentlich tot sein müsste? Scheinbar passieren in dem Haus plötzlich auch ganz mysteriöse Dinge...
Die Story fängt langsam an und bringt uns erstmal die Darsteller näher. Nach einiger Zeit kommt dann Fahrt auf, als Laura auf der Feier plötzlich einem Kind mit Maske gegenübersteht, welches dann auch langsam auf sie zukommt. Nach der Feier ist Simon dann verschwunden und das Rätselraten beginnt: Was ist mit ihm passiert?
Knarzende Türen, Kinderstimmen, mysteriöse Vorgänge im Haus: Alles erinnert ein wenig an "The others". Allerdings mit weitaus weniger Schockeffekten, was mich schon etwas gestört hat. Die düstere Atmosphäre ist doch geradezu einladend für ein paar mehr atemlose Momente. Ein solcher ist z. B. der Einsatz eines Mediums. Wenn es mit Hilfe von Kameras auf Geisterjagd geht, beobachtet von der verzweifelten Mutter und des Vaters, hält man schon den Atem an. Ein krasser Effekt, welcher irgendwie gar nicht zum ansonsten eher "harmlosen" Film passt, ist ein weiterer Höhepunkt des Mysterystreifens.
Darstellerisch ist fast alles im grünen Bereich: Belèn Rueda als Laura überzeugt in allen Punkten als verzweifelte Mutter, Roger Prìncep als Simon ist ein talentierter Jungdarsteller (mit allerdings gewöhnungsbedürftiger Synchronstimme) und Geraldine Chaplin als Medium macht in ihrer kurzen Screentime ihre Sache ebenfalls sehr gut. Dagegen fällt Fernando Cayo als Ehemann von Laura etwas ab.
Eigentlich hätte ich mir nur ein paar Schocks mehr gewünscht, denn ansonsten ist die Geschichte wirklich gut gelungen. Leerlauf gibt es keinen zu vermelden, auch wenn die Story eher gemächlich erzählt wird. An "The others" kommt "Das Waisenhaus" aber trotzdem nicht ganz heran.
Hervorragend ist übrigens das Ende (Vorsicht, kleiner Spoiler):: Was mit Simon passiert ist, hat nichts mit Übersinnlichem zu tun, sondern ist schockierend rational. Deshalb muss man genau aufpassen, was alles am Tag der Party und die erste Nacht danach geschieht. Ich hätte jedenfalls nie damit gerechnet, hatte ich doch auf etwas Übernatürliches getippt. Jedenfalls hat alles mit einem extrem unglücklichen Zufall zu tun, welcher tragische Folgen hat. Schon echt bitter, das Ganze! Für diese Wendung beide Daumen nach oben!! Ich gebe klare 8 Punkte, 9 hatte ich erwartet. Aber man kann ja nicht alles haben. :-)