Der zehnte Kinofilm von Roy Black, feierlich zum Runden Debüt hier von Regisseur Harald Reinl und mit titelgebenden, auch mehrmals im Dialog angesprochenen, aber inhaltlich selber nicht begründeten Verweis auf die namensgleichen Werke Grün ist die Heide (1932) bzw. Grün ist die Heide (1951) inszeniert. So beruft man sich zwar mehrmals, auch in der Auswahl der Reiselektüre und im Motiv der Heide selber auf den dortigen Autoren Hermann Löns, der als Landschaftsdichter dieser speziellen Aura gefrönt und mit zum Inbegriff gemacht hat, setzt sich narrativ aber erheblich davon ab. Statt einer dramatisch und dramaturgisch starken Wildschütz - Geschicht' wird hier erneut ein Aussteigertraum in der Geestlandschaft, für die Figuren im Film und die Zuschauer des Filmes erzählt:
Was eigentlich allein geplant war, entwickelt sich für den Computerexperten Norbert [ Roy Black ], der kürzlich ein Haus in der Lüneburger Heide geerbt hat und dies besichtigen will, zu einer Tour mit seinen besten Freunden Bernie [ Rainer Rudolph ] und Möps [ Peter Millowitsch ]. Da Bernie gerade Ärger mit seiner Ehefrau Anita [ Viktoria Brams ] hat, die zu seinem Verdruss beruflich in der Welt herumjettet und auch Möps nicht so das Glück mit dem anderen Geschlecht gepachtet hat, wollen die Drei zusätzlich zu den anderen Lastern Nikotin und Alkohol auch auf die Damen der Zunft für den Urlaub verzichten. Dumm nur, dass ihnen jeweils die Heideschönheiten Ursula [ Monika Lundi ], Heilgymnastikerin im nahegelegenen Sanatorium "Waldesruh" von Dr. Velten [ Günther Schramm ], und Pferdenärrin Hanna [ Jutta Speidel ] und das auch beizeiten über den Weg laufen.
Das Ziel der Reise ist dabei selber schon in Sicht, als der Urlaub, freiwillig oder unfreiwillig gewählt noch gar nicht seinen Anfang genommen hat. Die Heide selber, als Drehort und Schauplatz für dieses Landmärchen gewählt, wird schon in der Titelsequenz ausgiebig aufgenommen, schweift die Kamera mehrmals über die Sandheidefläche nach links und dann im Rundkreis wieder nach rechts – nur um stetig das selbe Panorama und dies gar nicht so beeindruckend wie in anderen Heimatfilmen gängig einzufangen. Denn aufgrund der flachen Natur ist alles an Kommenden, was man vielleicht noch entdecken und davon erstaunen könnte, schon beim ersten Blick an Sicht. Viel Feld, viel Wies', einiges an Sträuchern und anderes Kraut wie Schmiele und Wacholder, in dessen gleicher Anonymität ohne weitere Hinweise man sich glatt wie im Niemandsland verlaufen könnte.
Den drei Burschen von der Stadt, dem Club der Enthaltsamen, der sogenannten Mönche im Nonnengrund gefällt es dafür umso mehr; liebt es der Eine schon von den Büchern von Löns, ist der Andere auf dem Dorf aufgewachsen und in seinem Charakter sowieso ein kleiner Junge geblieben und braucht der Dritte schlichtweg den Orts- und Tapetenwechsel, um seine Lebenskrise zu überwinden. Schuld an diesem Unheil sind typischerweise die Frauen, ebenso wie sie (vorübergehend) Schuld daran tragen, dass das Männerbündnis für einen Moment auseinanderzubrechen droht. Die Liebchen daheim in der Stadt werden als Verursacher für die Reise dabei nur kurz in Augenschein genommen, teilweise nur aus ebenso kurzen Unmutsäußerungen der Männer erwähnt und dann auch gar nicht weiter gezeigt, haben dem starken Geschlecht, welches zumindest in den Siebzigern eigentlich noch anders als heute die Hosen anhaben sollte, dafür ganz schön den Kopf und das Herz verdreht.
Mit verletzten Gefühlen wird in die Freiheit gereist, quasi in die Kindheit, in die Natur, in die Vergangenheit und in die Fiktion zugleich der Weg angelegt. So reist man nach der Vorstellung vom Trio auch direkt in ein vorhergegangenes Jahrhundert, so scheint es bei heutiger Ansicht und Rezeption zumindest zurück. Nicht per Auto, sondern per Bahn, allerdings die Dampflok und somit der Traum aller Nostalgiker schlechthin, selbst innen mit entsprechenden Dekor und auch sonstig folgerichtigen Emotionen verzückt. Auch das Leben auf dem Dorf vollzieht den Sprung, wenn schon nicht in die frühen Dreißiger, doch zumindest in die Bejahung der Fünfziger, wirkt quasi wie konserviert in einer besseren heilen Welt, die "Stunden", ach was, Jahre "voll Glück" bietet, und die Annehmlichkeiten der Dorfschönheiten zugleich.
So wird auch hier die Romantik besungen und die Sehnsucht beschrieben, dafür allerdings im Wortduell mit den anwesenden Frauen auch recht schnell zur Sache, recht offen mit den ersten Beichten und Schwüren rangegangen. Vor allem Hanna wirft sich geradezu in die Arme des Fremden bzw. in das aufgebahrte Heu, und wird von der theoretisch folgenden Defloration eigentlich nur von dem unerwarteten Eintreffen der Picknicksgesellschaft um Dr. Velten gestört. (Dass Norbert eigentlich eine ganze andere Dame im Auge hat, kam bis dahin weder zur Sprache noch wurde es anderweitig von ihm auch nur angedeutet.) Mehr an Schlenkern und Schwenkern hat die Handlung eigentlich gar nicht zu bieten, muss sie, getreu der Herkunft, des angestrebten Lebensgefühles und zur seicht-erweckenden Unterhaltung aber auch nicht. Zwei Schauplätze, mit dem im Bau befindlichen Stall und dem Sanatorium "Waldesruh" auch zwei gegensätzliche, parallel in Augenschein genommene Örtlichkeiten, plus vielleicht dem kleinen Dörfchen in seiner wenigen Bevölkerungsdichte vielleicht noch als dritter Kontrast, dazu ein Kind, eine Ente namens "Eulalia", kleineren Scherzchen von Ralf Wolter und Eddie Arent und etwas Gesang als Genüge zum Füllen des altmodischen Lageberichtes. Regisseur Reinl selber ist nach jahrelanger Erfahrung zu Beginn seiner Karriere – Reinl hat in den Fünfzigern mit fast einem Dutzend Arbeiten in der Popularität nur hinter Hans Deppe und vor den damit wesentlich enger in Zusammenhang gezogenen Franz Antel, Geza v. Bolvary und Eduard v. Borsody rangiert – Profi und Interessent genug für ein Bebildern dieser besinnlichen Nichtigkeiten, zudem er noch folgend mit den Klassiker-Remakes der Ganghofer-Verfilmungen von Schloß Hubertus (1973) und Der Jäger von Fall (1974) reüssiert.