Wesley Snipes und Woody Harrelson hatten schon in "Weiße Jungs bringen´s nicht" das Vergnügen, auch in "Money Train" stimmt die Chemie. Doch es scheint so als wäre Doug Richardson (Hostage - Entführt, Bad Boys - Harte Jungs) ein wenig unentschlossen, man wollte quasi keinen typischen Actionfilm vom Stapel lassen und somit ein breiteres Publikum bedienen. Doch trotz dem guten Handwerker Joseph Ruben (The Stepfather, Die Vergessenen), ging dieser Schuss gewaltig nach hinten los. Satte 68 Millionen Dollar ließ man sich dieses Spektakel kosten, ungefähr die Hälfte konnte man einfahren, kurz gesagt ein absoluter Flop.
Die Adoptivbrüder John (Wesley Snipes) und Charlie Taylor (Woody Harrelson) arbeiten als U-Bahn Polizisten in New York. Durch ihr hervorragendes Team Work lösen sie jeden Fall. Doch das ändert sich, als Grace Santiago (Jennifer Lopez) ihnen zugeteilt wird. Beide verknallen sich Hals über Kopf in die Schönheit. Obendrein hat Charlie hohe Geldschulden und verliert nach einem Streit mit dem fiesen Donald Patterson (Robert Blake) auch noch seinen Job. Aus lauter Verzweiflung kapert er den Geldzug, nun kann ihn nur noch John vor einer Katastrophe bewahren.
Da der Coup auf den titelgebenden Geldzug erst in der letzten halben Stunde stattfindet, beschäftigt man sich ausgiebig mit den ungleichen Brüdern. Die schlüpfen gerne mal in eine Verkleidung, um ein paar Verbrecher in der U-Bahn hochzunehmen, bei ihrem fiesen Vorgesetzten Patterson stehen sie auf der Abschussliste. Nebenbei jagen sie einen Serientäter, der sich "Fackel" nennt und ahnungslose Kassiererinnen in Brand steckt. Auf richtige Actionszenen muss zunächst mal verzichtet werden, bis auf kleinere Hetzjagden und ein paar Festnahmen. Denn man hebt sich die gesamten Höhepunkte für die zweite Halbzeit auf. Stattdessen erhalten wir einen tieferen Einblick in das Leben der Brüder, "Money Train" funktioniert größtenteils als Buddy Komödie recht gut. John und Charlie liefern sich einige Reibereien, wobei die Onliner meistens sitzen. Jedoch kommt Grace Santiago ins Spiel, die daraus eine Dreiecksbeziehung macht. Und genau hier kommen wir zum größten Problem, denn man vergeudet hier massig Zeit für eine Lovestory. Beide sind in Grace verknallt, doch nur einer kann sie haben, was unwiederruflich zu schlimmeren Streitereien führt, ganz besonders Charlie droht immer mehr abzurutschen durch seine hohen Schulden. So hat der Zuschauer einige Längen zu überstehen, bevor es später ans Eingemachte geht.
So muss der Serientäter "Fackel" beseitigt werden, was zu einer Verfolgungsjagd und einem kleinen Zweikampf führt, doch Snipes darf eigentlich nur einmal richtig in Aktion treten, als er den Club auseinandernimmt. Hier gibt es spektakuläre Kampfszenen zu begutachten und der lange Showdown hat es auch in sich. "Money Train" kommt erst sehr spät in die Gänge, doch das Warten hat sich gelohnt, denn der Showdown mit dem Geldzug, welcher nach Entlüften der Bremsen nicht mehr zum Stillstand kommen kann, sorgt für jede Menge Sachschäden. Und insgeheim wünscht man sich schon lange, dass Unsympath Patterson endlich mal Eine vor den Latz geknallt bekommt. Nur das ganze Weihnachtsszenario drum herum will nicht so recht passen. Und obwohl Wesley Snipes hier die erste Geige spielt, bleibt er unterfordert. Seine Kampfkünste sind kaum gefragt, ansonsten zieht er sich ordentlich aus der Affäre. Woody Harrelson mimt den Loser Charlie auch sehr überzeugend, während Jennifer Lopez (The Cell, Angel Eyes) eher als Augenschmauß herhalten muss. Am besten hat mir Robert Blake (Harley-Davidson 344, Spur der Gewalt) gefallen, der wohl richtig Freude an dieser fiesen Rolle hatte.
Den Darstellern kann man keine Vorwürfe machen, man war hier zu unentschlossen, was besonders die erste Halbzeit abbekommt. Statt Action und Spannung gibt es Streitgespräche und eine ausgiebige Romanze, die eigentliche Story passt auf einen Bierdeckel. Doch die gegebenen Actionszenen sind dann wirklich gut gemacht, besonders das letzte Drittel hat einiges zu bieten.