Eine kleine Verbrecher-Gruppe glaubt, in Multimillionär Tom Mullen (Mel Gibson) den idealen Goldesel gefunden zu haben. Bei Schwierigkeiten kaufte er sich in der Vergangenheit mit stattlichen Geldsummen einfach frei.
So entführen die Gauner Mullens Sohn und stellen eine Lösegeldforderung von 2 Millionen Dollar. Als Mullen merkt, dass sein Sohn nach der Zahlung nicht freikommen wird, dreht er den Spiess um - und setzt die zwei Millionen öffentlich als Kopfgeld für die Entführer aus.
Mir war mal wieder nach einem guten Actionfilm zumute - so landete ich bei "Ransom", der vielversprehend klang und immerhin nicht schlecht ist. Die schauspielerischen Leistungen sind alle in der oberen Rängen angesiedelt, mit einem grandiosen Mel Gibson an der Spitze. Wie er den verängstigen, vor Sorge zerfressenen, an seiner Strategie zweifelnden Millionär gibt, ist anrührend und aufwühlend zugleich. Neben solch schauspielerischer Wucht haben es seine Mitspieler nicht leicht und verblassen in ihren weniger dankbaren Rollen daneben. Ausser Gary Sinise, der bietet eine ähnlich intensive Leistung; er stemmt seine Rolle allerdings eher mit einen Übermass an Aggressivität als mit vergleichbarem schauspielerischem Können.
Ron Howards Regie ist ebenfalls hervorragend. Er versteht es, mittels geschickter Inszenierung alle möglichen unterschweilligen Gefühlsschattierungen von Angst und Panik über Zweifel und Verdacht zu evozieren. Wie er die Entführung des jungen Mullen in Szene setzt, ist eine Meisterleistung, und es gibt weitere glänzende Regiemomente. Der ehemalige Kinderstar hatte sich bis gegen Ende der Neunzigerjahre zu einem respektablen Regisseur gemausert! Heute ist er noch immer höchst aktiv: Zur Zeit sind sechs Projekte angekündigt, einige seiner letzten Werke waren Dokumentarfilme.
Das schwächste Glied von "Ransom" ist die Vorlage zum Drehbuch. Das Drehbuch selbst ist aus einem Guss mit sehr schön herausgearbeiteten Details und lebendigen Charakteren. Aber ausgerechnet der zentrale Plot-Twist ist nicht glaubwürdig. Welcher liebende Vater würde im schlimmsten Moment das Leben seines Kindes aufs Spiel setzen, indem er sich den Forderungen der Entführer widersetzt und diese öffentlich vor den Kopf stösst? Woher weiss Mullen, dass der Kopf der Bande dem Kind nichts antun kann? Und weshalb kann dieser es nicht? Er erweist sich im Verlauf des Films als absolut kaltblütig?
Diese Momente der Unglaubwürdigkeit am zentralen Punkt des Films wiegen leider schwerer alls die hervorragenden Leistungen aller Beteiligten.