Regisseur Ron Howard beweist mit "Kopfgeld", das er auch auf dem Gebiet des Thrillers durchaus zu Hause ist. Unterstützt wird er dabei von einem bis in die kleinste Nebenrolle toll besetzten Cast und einer wendungsreichen und spannenden Story.
Mel Gibson spielt den umstrittenen Industriellen Tom Mullins, der durch einen Bestechungsskandal in die Schlagzeilen kam und nach einer Untersuchung, an der unter anderem auch das FBI beteiligt war, freigesprochen wurde, von dem Verdacht, einen Gewerkschaftsführer bestochen zu haben um einen Streik zu verhindern.
Gemeinsam mit seiner Frau Kate (Rene Russo) und seinem 9 jährigen Sohn Sean lebt er in einem Penthouse mitten in New York. Bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung verschwindet Sean plötzlich und schon kurz darauf ist klar, dass der Junge entführt wurde.
Die Entführer fordern 2 Millionen Dollar Lösegeld und das Polizei und FBI nicht eingeschaltet werden. Tom entscheidet sich jedoch dafür das FBI einzuschalten, das dann aber auch prompt bei der Geldübergabe einen folgenschweren Fehler begeht. Getrieben von der Angst um seinen Sohn, wagt Tom, gegen den Willen seiner Frau und dem des leitenden FBI Ermittlers Hawkins (Delroy Lindo), einen verzweifelten Versuch, in dem er an die Öffentlichkeit tritt und auf die Erpresser ein Kopfgeld in Höhe von 4 Millionen Dollar aussetzt.
Der Film lebt dabei von seiner extrem spannenden Story, die immer wieder mit überraschenden Wendungen aufwarten kann. Dabei stört es auch nicht, das die Entführer von Anfang an bekannt sind und auch der Anführer sich recht schnell zu erkennen gibt. So geht es dann in "Kopfgeld auch weniger um die Frage "Wer ist der Täter?" sondern viel mehr darum was diese als nächstes zu tun gedenken.
Schade, das der Film am Ende doch wieder auf Standard US Action Niveau absackt. Da wäre ein provokanteres Ende sicherlich interessanter gewesen. Aber auch so kann die Story über die gesamten 2 Stunden durchweg fesseln.
Neben dem sehr guten Drehbuch, können auch die Darsteller restlos überzeugen. Mel Gibson und Rene Russo spielen das verzweifelte Ehepaar perfekt und absolut glaubwürdig. Auch Mel Gibsons Wandlung vom in die Enge getriebenen Familienoberhaupt, der sich den Ereignissen ausgeliefert sieht, hin zum in die Offensive gehenden, berechnenden Vater wirkt nachvollziehbar. Aber auch die anderen Darsteller brauchen sich hinter den Leistungen des Gespanns Russo Gibson nicht verstecken. Egal ob Delroy Lindo als FBI Agent oder das Entführerteam, bestehend aus Donnie Wahlberg, Liev Schreiber, Evan Handler und Lili Taylor.
Herausragend ist auch Gary Sinise, der einmal mehr sein gesamtes Schauspielerisches Können abruft und eine beängstigend gute Performance bietet.
Auf große Actionszenen verzichtet Ron Howard fast komplett und beschränkt sich fast ausschließlich auf die Situationen der beteiligten. So wird dann auch den verzweifelten Eltern genauso viel Zeit zu gestanden wie den Entführern, die sich immer mehr zerstreiten und daran letztlich auch scheitern. Die Bilder sind meist in sehr dunklen Farben gehalten, was aber die Bedrückende Situation und Verzweiflung nur unterstreicht. Ansonsten verzichtet Howard auf technische Spielereien und erzählt den Film in fast schon klassischen Bildern.
Fazit:
Einer der Top-Thriller der 90er Jahre mit tollen Darstellern und einer Story, die einen für zwei Stunden vor den Bildschirm fesselt. Wer schon immer mal sehen wollte, ob das Duo Gibson / Russo auch abseits von Leathel Weapon funktioniert kann sich hier eindrucksvoll davon überzeugen. Einzig der Schluss schmälert den Gesamteindruck ein wenig.