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Die CIA-Agentin Jessica Saunders wird auf den Wissenschaftler Dr. MacLean angesetzt, der in seinem abgeschotteten Laboratorium auf Neufundland daran arbeitet, mittels modernster Computer-Technologie die freiwerdende Lebensenergie von sterbenden Menschen einzufangen und zu konservieren. Kurz nach ihrer Ankunft wird sie in das neueste Experiment (des Grauens!!! Sorry...) verwickelt, bei dem der an Leukämie erkrankte Ken das Versuchskaninchen spielen soll. Mit Hilfe der kleinen Niki, die über paranormale Fähigkeiten verfügt, soll während dem Moment des Todes der Kontakt gehalten werden. Bald interessieren sich auch Jessicas Vorgesetzte für das Verfahren und tatsächlich scheint MacLean der Durchbruch zur anderen Seite auch geglückt zu sein, doch dann... Ohne die Kurzgeschichten von Daphne Du Maurier, die ja bereits als Vorlagen für echte Klassiker wie "Die Vögel" und "Wenn die Gondeln Trauer tragen" gedient haben, wäre das Genre sicherlich um einige Attraktionen ärmer. Bei den genannten Filmen hatte die gute Frau allerdings auch noch das Glück, dass ihre Stoffe von wahren Könnern wie Hitchcock und Roeg für die große Leinwand adaptiert wurden... während es bei der im vorliegenden Fall zugrunde liegenden Novelle "The Breakthrough" aber leider nur zu einer kanadisch-britischen Co-Produktion fürs TV gelangt hat, die dann aber immerhin auf inhaltlicher Ebene mächtig aufgemotzt und modernisiert wurde. Obwohl man mit Donald Sutherland einen fähigen Hauptdarsteller zur Hand hatte und die eigentliche Grundidee beileibe nicht uninteressant ist, ist aus "Experiment des Grauens" jedoch lediglich ein popeliger und biederer Science-Fiction-Film mit sachtem horriblen Anstrich geworden, der sich als Rohrkrepierer auf ganzer Linie entpuppt und bestenfalls noch als probates Hilfsmittel gegen Schlafstörungen zu gebrauchen ist. Abgesehen von viel langweiligem Gequatsche und tristen Kulissen wird hier jedenfalls nichts geboten, was in irgendeiner Form aufsehenerregend wäre, und das (zumindest im reißerischen deutschen Titel angekündigte) "Grauen" beschleicht einen höchstens, wenn man erst einmal die abscheulichen Billig-CGIs gesehen hat, mit denen allen Ernstes ein visueller Eindruck vom Jenseits vermittelt werden soll. Na danke, wenn der Himmel tatsächlich aussieht wie eine inkompetente Computerkacke-Grafikdemo aus den frühen 90er Jahren, dann fahr’ ich doch lieber zur Hölle oder bleib’ gleich hier. Etwaige Hoffnungen, die man sich im Vorfeld beim Blick auf die Credits noch gemacht hat, kann man also ganz schnell wieder fahren lassen, denn weder Co-Drehbuchautor Mike Hodges noch Regie-Veteran Piers Haggard scheinen hier wirklich ihren besten Tag gehabt zu haben und so gelingt es den beiden auch im Verbund nicht, an ihre doch wesentlich gelungeneren früheren Arbeiten anzuknüpfen. Die geschickt forcierte Spannung von Haggards Tierhorror-Kammerspiel "Die schwarze Mamba" vermisst man hier nämlich ebenso wie die phantasievollen Einfälle, die Hodges‘ poppig bunten Science-Fiction-Trash "Flash Gordon" damals noch so unterhaltsam gemacht hatten. Bar jeglicher Dramatik schleppt sich die Geschichte, die zudem von einem nervigen Off-Kommentar ausgebremst wird, recht mühsam über die Laufzeit und verschenkt in Ermangelung eines wirklich hassenswerten menschlichen Antagonisten sogar das durchaus vorhandene Potential für eine in etwas realistischeren Bahnen verlaufende Mad Scientist-Mär... und selbst das titelgebende Experiment verkommt zum bloßen Aufhänger für ein bisschen pseudowissenschaftliches Gewäsch. Wie fade und enttäuschend. Dass die Produzenten mal wieder nicht genügend kanadische Dollar locker gemacht haben, merkt man hingegen an allen Ecken und Enden: Die typisch stupide Fernseh-Optik bringt zu keiner Zeit die an sich recht hübsche Küsten-Landschaft der neufundländischen Original-Drehorte angemessen zur Geltung und die Innenausstattung des Labors hat der Set-Designer offenbar billig beim letzten Sperrmüll vor irgendeiner Zahnarzt-Praxis abgegriffen. Donald Sutherland stiefelt hier derweil mit einem derart voluminösen Rauschebart durch die Gegend, dass er damit locker jeden Wer-sieht-dem-Weihnachtsmann-am-ähnlichsten?-Wettbewerb mit weitem Vorsprung gewinnen könnte... ein Anblick, der neben den unterirdischen Computer-Grafiken wohl so ziemlich das Einzige ist, was der Zuschauer von "Experiment des Grauens" in Erinnerung behalten dürfte...

2/10

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