Review

Einer Review von „Subconscious Cruelty“ muss eine Warnung vorangestellt werden. Zum einen betritt Regisseur Karim Hussain umsetzungstechnisch völliges Neuland : sein transgressives Kino besteht häufig nur aus Bildern und Töne, die scheinbar wahllos nebeneinander gestellt werden und deren Bedeutung sich dem Zuschauer nicht immer auf den ersten Blick, in manchen Fällen auch niemals offenbart. Wenn dann doch mal gesprochen wird, so handelt es sich fast ausnahmslos um Monologe. Viel von der Wirkung dieser Bilderflut, hängt von der Bereitschaft des Zuschauers ab, sich zu vielen Szenen eine eigene Interpretation zu basteln oder bewusst weggelassene Teile selbst einzufügen. Dementsprechend ist der Film kein Werk für die breite Masse, sondern auf ein genau definiertes Zielpublikum maßgeschneidert. Folglich ist eine zweite Warnung auszusprechen : Hussain’s Werk hat nichts mit „Unterhaltung “ im ursprünglichen Sinne zu tun, sondern ist ein morbider Trip in die Abgründe menschlichen Handelns. Dem hartgesottenen Zuschauer wird gezeigt, wie ein krankes Individuum von langer Hand plant, seiner schwangeren Schwester das Baby kurz vor der Geburt aus dem Mutterleib zu schneiden, um die Schöpfung ad absurdum zu führen – und dieses Vorhaben wird dann auch ausgeführt. An anderer Stelle wird ein Mann, der Jesus ähnelt, von drei nackten Furien zu Tode gefoltert (anschließendes Urinieren auf den geschändeten Körper eingeschlossen). Es ist klar, dass all diese Perversionen formatfüllend und in voller Länge gezeigt werden. Die Tricktechnik ist nicht immer überzeugend, dennoch verfehlen die extremen Bilder ihre Wirkung nicht. Neben diesen blutigen Effekten strotz der Film nur so vor sexuellen Exzessen : dauernd sind nackte Menschen zu sehen, die den Geschlechtsakt vollziehen (was teilweise auch in Form von Hardcore-Pornographie zu sehen ist).

Man muss sich demnach als Zuschauer fragen, was einen Regisseur veranlasst, einen solchen Film zu drehen. Kommerzielle Interessen können es nicht gewesen sein, da der Bekanntheitsgrad des Filmes auf eine äußerst überschaubare Personenzahl begrenzt sein dürfte. Vielmehr könnte das Gezeigt darauf hindeuten, dass Hussain eigene schlimme Erlebnisse aus der Kindheit filmisch verarbeitet (obwohl er im Interview ganz und gar nicht den Eindruck macht, als sei er in irgendeiner Weise depressiv, eher im Gegenteil). Wie ist es sonst zu erklären, dass man einen Film dreht, in welchem alles, was auch nur ansatzweise mit der Institution Kirche zusammenhängt, mit Füßen getreten wird? Darüber hinaus wird die Kirche mit nationalsozialistischen Symbolen in Verbindung gebracht.

Es ist schon merkwürdig, dass es in der heutigen Zeit, in der wir uns alle für aufgeklärt halten, noch Menschen gibt, die ein solch merkwürdiges Gesellschaftsbild präsentieren, in welchem Schlagworte wie Hoffnung, Zivilisation und Menschlichkeit nur Fassade sind und Terror und Schrecken regieren. Für einen Regisseur, welcher sich selbst auch als Handwerker sieht und der mit seinem Filmen beim Zuschauer bestimmte Emotionen wecken möchte, ist es das vernichtendste überhaupt, wenn sich niemand für seine Filme interessiert und beim Betrachten des Filmes ausschließlich Langeweile aufkommt. Von diesem Standpunkt aus hat Hussain alles richtig gemacht : er hat ein Werk geschaffen, welches in Splatterkreisen in aller Munde ist und welches den Betrachter nicht kalt lassen kann, obwohl sich vermutlich die meisten Betrachter negativ über den Film äußern dürften –aber negative Publicity muss nicht immer schlecht sein.

Fazit : „Subconscious Cruelty“ ist ein schwer zu beschreibendes, eindeutig sozial-ethisch desorientierendes und tabubrechendes Werk, welches man im Prinzip nur hassen kann. Dass der Film aber – bei allen angeführten Kritikpunkten – solch starke Emotionen beim Betrachter auslöst, ist das eigentlich Faszinierende.

Übrigens : die Leute, welche „Subconscious Cruelty“ tatsächlich „mögen“ oder sich als Sammler des etwas „anderen“ Filmes sehen und einfach nur den Film Ihr Eigen nennen möchten, sollten schleunigst den Jungs der Firma „Sazuma“ huldigen und demütig vor ihnen niederknien, da das Label Hussain’s Werk eine grandiose DVD Umsetzung mit viel Bonusmaterial spendiert hat.

Ach ja : man sollte sich unbedingt auch den kontrovers diskutierten Kurzfilm „Divided into zero“, welcher von Hussain’s Busenkumpel Mitch Davis inszeniert worden ist und als Bonus auf die „Sazuma“ DVD gepresst wurde, zu Gemüte führen. Aber Vorsicht : auch dieser Film steht dem Hauptfilm in nichts nach (auch was die merkwürdige Machart angeht) und bricht Tabus...

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