Inhalt:
Walter Vale (Richard Jenkins) ist einsam und lustlos. Als Professor fristet er sein Dasein lediglich als Überbleibsel seines früheren Ichs, im privaten Bereich versucht er erfolglos neue Interessen und Neigungen auszuleben. Das alles soll sich ändern, als er beruflich nach New York geschickt wird, wo er zufällig lebensverändernde Bekanntschaften machen wird.
Kritik:
'Ein Sommer in New York' befasst sich hauptsächlich mit dem Thema Einwanderung bzw. Abschiebung, dass, völlig andersartig, bereits in Filmen wie 'Cross Over' behandelt wurde. Hier wird ein antriebsloser, in die Jahre gekommender und von einem Schicksalsschlag gebeutelter Mann mit diesem, für sehr viele Menschen alltäglich Bereich des Lebens, konfrontiert, der bisher nicht in Berührung mit der Abschiebungsmaterie kam. Er kommt in Kontakt mit zwei jungen Menschen, die ihm einen direkten und intensiven Zugang zum Thema Einwanderungsroutine der USA verschaffen. Darüber hinaus lernt er wieder zu leben, sich zu interessieren und Freude zu haben.
Der Gegensatz der Neufindung eines resiginierten Professors und der Abschiebung eines jungen Mannes, die beide im engen Kontakt stehen, wird hier sehr einfühlsam, ruhig und realistisch erzählt. Das sich die USA dabei nicht ganz richtig verhält wird oftmals nicht nur unterschwellig, sondern offensichtlich gezeigt, was aber keinesfalls fehl am Platz wirkt. Die Thematik gewinnt durch die unkonventionelle Herangehensweise über den Professor und dessen Unbeteiligtheit am Leben an Intensität und trägt auch einen großen Teil der Schuld, dass sich der Zuschauer gut selbst wiederfindet, nicht in der Unbeteiligtheit am Leben, sondern am Thema der Abschiebungsproblematik.
Diese wird hier trotz mancher Anklagerede gegen die USA differentiert gesehen, denn das Problem an sich wird fein herausgestellt: Ein Land, dass die Abzuschiebenden jahrelang vergisst, denen diese Menschen jahrlang egal sind, bei dem diese Menschen aufgrund von Fehlern im Vollzugssystem jahrelang ein Leben in gerade diesem Land ermöglicht wird, da läuft eben etwas schief. Genau dies wird in liebevoller und einfühlsamer Art und Weise erzählt, nie aufdringlich oder überladen.
Getragen wird die erzählte Geschichte von Richard Jenkins, der für diese Rolle mit dem Oscar nominiert wurde. Diese Nominierung kann man nur dick unterstreichen, denn Jenkins bewegt sich hier auf ganz großem schauspielerischem Niveau, dass man auf ganzer Linie mit Größen wie Jack Nicholsen in 'About Schmidt' vergleichen kann. Er spielt seine lustlose bis mitreissend Djembe-spielende Rolle derart gut, dass er diesen Film alleine, auch ohne gute Geschichte, getragen hätte. Hinzu kommen gute Leistungen der restlichen Schauspieler, die das Gesamtbild abrunden.
FAZIT:
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New York ist hier nicht Schauplatz einer 'Sex and the City'-Story, sondern eines ruhig, ernst und zugleich erheiternd erzählten Abschiebungskampfes, begleitet von einem Amerikaner, der dabei die Freuden des Lebens wiederfindet. Richard Jenkins läuft dabei zu absoluter Hochform auf und hebt die ohnehin sehr schön erzählte Geschichte auf ein in dieser Thematik bisher unerreichtes Niveau. I-Tüpfelchen dabei, und letztendlich ausschlaggeben für die Entscheidung zwischen 9 oder 10 Bewertungspunkten, ist die geniale Schlusssequenz, die seinesgleichen sucht und einfach genial ist! 10 von 10 Punkte.