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Familienvater Ulrik Hansson wacht eines Morgens alleine und blutbesudelt in seinem Bett auf, seine Ehefrau und die Kinder sind spurlos verschwunden. Ulrik selbst kann sich an nichts mehr erinnern, nur noch daran, dass er die üblichen Schlaftabletten am Vorabend mit einem Glas Wein runtergespült hat. Als er bei einer genaueren Inspektion des Hauses bemerkt, dass einige seiner Klamotten und seine Stiefel dreckverkrustet sind und der Wagen in der Garage nun einen veränderten Kilometerstand anzeigt, keimt in Ulrik der Verdacht, dass er durch die Tabletten-Alk-Kombi glatt zum schlafwandelnden Mörder an der eigenen Familie geworden sein könnte. Um sich Klarheit über das Verschwinden seiner Lieben zu verschaffen, schluckt Ulrik erneut Tabletten mit Alkohol und schnallt sich eine Kamera auf die Schulter, die seine unvbewussten nächtlichen Aktivitäten aufzeichnen soll. "Sleepwalker - Der Schlafwandler" ist ein stilsicherer und unaufgeregt erzählter, skandinavischer Thriller mit einer wirklich genial-simplen Prämisse, die als Grundlage für einen Spannungs-Streifen derart phantastisch ist, dass man sich wirklich fragen muss, warum vorher noch keiner auf was ähnliches gekommen ist... und ob derer man sogar bereit ist, über die eher biedere Optik, die mehr an gängige Fernseh-Krimis gemahnt, hinwegzusehen. In seinen besten und unheimlichsten Momenten muss der Streifen allerdings auch kein visuelles Feuerwerk abfackeln, sondern er beschränkt sich einfach darauf, dem Zuschauer das Camcorder-Footage vorzuführen, das der Schlafwandler gefilmt hat, was zudem den netten Nebeneffekt hat, dass Protagonist und Publikum immerzu auf demselben Wissenstand gehalten werden. Erst im Mittelteil rückt der Streifen von seiner anfänglich intim-persönlichen Perspektive ab und tätigt den Sprung in "gängigere" Genre-Gefilde, wenn zunehmend die Ermittlungen der Polizei in den Mittelpunkt des Interesses rücken und irgendwann auch ein paar Leichen auftauchen, aber die Frage, ob Ulrik jetzt wirklich im Schlaf seine Famile gekillt hat oder nicht, sorgt da weiterhin für genügend narrativen Drive... und nicht eben wenige Gänsehaut-Momente. So könnte dann eigentlich alles in Butter sein... wenn, ja, WENN da nicht das Ende wäre, das, anstatt wie zunächst vermutet in ein genrekonformes Finale zu münden, plötzlich einen Asbach-Uralt-Twist aus dem Hut zaubert, der einen ganz schön vor den Kopf stößt, nur um dann anschließend mit NOCH einer weiteren billigen Pointe aufzuwarten. Was sich Regisseur Johannes Runeborg wohl dabei gedacht haben mag? Nun ja, vermutlich nix, oder? "Sleepwalker - Der Schlafwandler" ist über 95% seiner Laufzeit echt prall, aber kurz vor knapp geht er doch noch in die Binsen, allerdings nicht so sehr, dass man ihm nicht doch 'ne Empfehlung aussprechen möchte. Mein Tipp deshalb: Nach der Szene im Brunnen den DVD-Player einfach ausschalten.

8/10

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