Aus dem Stoff aus dem die „Outer Limit“ – Folgen waren, ist auch die kanadische Produktion „X Change“. Obwohl als Direct-to-DVD-Produktion gedacht, wiederfuhr dem Streifen, unter anderem auf dem Fantasyfilm-Fest 2001, eine limitierte Kinoauswertung und das nicht ohne Grund. Obwohl mit knapp 100 Minuten etwas lang, erweist sich Allan Moyles kurzweiliger Sci-Fi-Trip als spannender, unterhaltsamer und vor allem sehr ordentlich inszeniertes Abenteuer der zweiten Budgetliga.
Die nicht allzu weit entfernte Zukunft, sieht in New York in etwa genau so aus, wie wir uns das heutzutage ausmalen. Ein omnipräsentes Sicherheitsnetz überprüft routiniert die Einwohner und lotet jedes schwarze Schaf aus, automatisierte Haushalte können mit uns kommunizieren und nehmen uns jeglichen Arbeiten ab. Das Design dieser Utopie konnte schon allein aus Kostengründen nicht völlig futuristisch ausfallen, weiß mit seinem Kompromiss, einer gleichermaßen von Zukunftstechnologien und Gegenwart geprägten Welt, jedoch zu überzeugen.
Mächtige Konzerne sind inzwischen am Ruder und steuern die Welt wie es ihnen gefällt. Eins dieser Unternehmen hat eine neuartige Technologie, das Floaten, entwickelt. Soll heißen, man kann sein Bewusstsein über mehrere Tausend Kilometer mit einem anderen Menschen tauschen. Eine neue und vor allem schnelle Art zu reisen. Als Stewart Toffler, ein alles andere als von der Technologie überzeugter Konzernangestellter, aus Profitgründen dann doch zur Nutzung des Floatens gezwungen wird, passiert es. Der mit seinem Körper ausgestattete Typ macht sich davon und er steckt in einem anderen Körper fest. Nur war der auch gestohlen. Auf der Flucht vor Konzernhäschern, die den Körper dem alten Besitzer wiedergeben wollen, sieht er sich schnell arg in der Bredouille.
Auch wenn der Plot letztlich etwas kaugummiartig gedehnt wird, lässt sich „X Change“ seine Qualität nicht absprechen. Zum einen versteht es Moyles Tofflers Flucht und Suche nach einem Ausweg spannend zu inszenieren, zum anderen gibt es ein paar recht deftige Effekte und einige sehr gewöhnungsbedürftige Einfälle – wie die häufigen, sehr skurrilen Sexszenen. Ungewöhnlich intensiv beschäftigt sich Moyle zudem mit den Möglichkeiten, die so ein fremder Körper und die damit verbundene Anonymität mit sich bringt. Ganz seinen Gelüsten folgend, die er in „seinem“ Leben kaum ausleben würde, lässt er sich mit einer Frau ein und beobachtet in einer Bar andere „Tauscher“ bei Voyeurismus und einigen anderen unanständigen Sachen... Das Rauchen gehört da noch zu den harmlosen Dingen.
Schnell wird Tofflers Paranoia für den Zuschauer spürbar. Die Unsicherheit wer nun hinter dem ganzen Schlamassel steckt, ein Konzern im Nacken, der solche Fehler möglichst öffentlich gemacht haben möchte und ein zeitlich begrenzter Klonkörper sind nicht gerade Dinge, die seiner Situation zuträglich sind. Er wird gejagt, kauft sich zum Schutz einige Hightech-Spielereien und zieht seine Ex ins Vertrauen – praktischerweise eine Skandalreporterin.
Action gibt es in „X Change“ nicht sonderlich viel, dafür jedoch eine temporeiche Dauerflucht, bei der Kyle McLachlan („Dune“, „The Hidden“) nur eine kleine Rolle spielt und Stephen Baldwin („Fled“, „Firefight“) als Wirtskörper erst später zum Einsatz kommt. Auch wenn der Streifen kaum nennenswerte Innovationen bietet und später etwas verwirrend seine Plotstränge verknüpft, kann er sich sein Niveau erhalten. Das liegt neben Einfällen wie Körper suchenden Mörderraketen (Fiese Sache das!), an den schicken Make-Up-Effekten und der dosierten Action. Als Beispiel sei nur mal der Wohnungskampf gegen die Polizisten oder der Griff ins Säurebad genannt. Einziges Manko ist der FBI-Agent, der nie Bezug zum eigentlichen Geschehen bekommt.
Fazit:
Kleinod aus der Videothek, dass über seine 100 Minuten flott und kurzweilig unterhalten kann. Kompakt erzählt und ohne unnötige Ausschweifungen erweist sich „X Change“, als spannender Sci-Fi-Thriller mit überraschend guten Effekten, viel Spannung, ordentlichen Darstellern und schicker Action. Wenn Direct-to-DVD-Produktionen nur immer so wären...