Irgendwo in Nordafrika wird eine Bombe gezündet, mehrere Zivilisten und ein US-Geheimdienstmitarbieter kommen dadurch ums Leben.
Die Terrorangst grassiert in den zuständigen US-Behörden. Jeder, der nicht amerikanisch aussieht kommt für Terroranschläge grundsätzlich in Frage, so auch Anwar El-Ibrahimi, ein ägyptischer Ingenieur, der schon mehr als 20 Jahre in den USA lebt. Als er von einer Dienstreise kommend wieder in die USA einreisen will, wird er auf dem Heimatflughafen vom Geheimdienst abgefangen, verschleppt und verhört. Ihm wird vorgeworfen über sein Handy Gespräche mit einem gesuchten Terroristen geführt zu haben. Da das Verhör nicht die gewünschten Ergebnisse bringt ordnet die zuständige Authorität (Meryl Streep) an, Anwar kurzerhand in ein Flugzeug zu verfrachten und in ein unbekanntes Land auszufliegen, wo er dann von lokalen Geheimdienstlern unter Aufsicht von US-Personal (J. Gyllenhaal) verhört und gefoltert wird.
Ein arabisches Mädchen und ihr Freund haben eine heimliche Liebesaffäre. Der strenge Vater des Mädchens soll nichts von der Beziehung erfahren. Deswegen gibt Fatima an mehrere Tage bei einer Freundin zu verbringen. In Wahrheit verbringt sie aber die Zeit mit ihrem Freund, der, wie sich im Laufe der Handlung herausstellt, Kontakte zu einer extremistichen Gruppierung hat....
„Rendition“ besteht hauptsächlich aus diesen drei Handlungssträngen, die im Laufe der Spielzeit zu einer Geschichte werden, deren Ausgang ich hier nicht vorwegnehmen will.
Der Orginaltitel „Rendition“ bedeutet soviel wie Überstellung. Im aktuellen politischen Kontext bedeutet dies, daß verdächtige Personen von einem Land (z.B. USA) in ein anderes Land überstellt werden um dort mittels drastischer, an Folter grenzender und auch darüber hinausgehenden Verhörmethoden zum reden gebracht werden sollen.Tatsächlich ist diese Maßnahme keine Erfindung des Drehbuchautors, sondern beruht auf einem US-Gesetz aus der Clinton-Ära, daß in den noch andauernden Zeiten des US-Krieges gegen den Terrorismus traurige berühmtheit erlangt hat.
Die Festsetzung von Terror-Verdächtigen und Taliban in Guantanamo, die Entführung des dt. Staatsbürgers Al-Masri und der Skandal um die illegalen CIA-Flüge über Europa gehen alle auf dieses Gesetz und seine Anwednung zurück.Der Sinn dieses Verfahrens liegt darin bestehende Gesetze auszuhebeln, da in den sogenannten zivilisierten westlichen Nationen natürlich gewisse Verhörmethoden, von Folter ganz zu schweigen, illegal sind. Was liegt da näher, als das Gesetz durch diese Überstellung zu umgehen, indem man die Personen einfach in weniger zivilisierte US-hörige Länder verfrachtet, und sie dort foltert ohne gegen ein Gesetz zu verstossen!
An dieser Stelle mal ein kurzes, dreifaches „Es lebe die Doppelmoral!“ auf diese juristisch zwar korrekte, menschlich aber zutiefst verwerfliche verwerfliche Praxis!
Jetzt aber zurück zum Film! Eine filmische Aufarbeitung dieses Themas ist nach meinem kleinen Exkurs in die Realität schon mal durchaus naheliegend und auch lobenswert. Sofort fallen mir großartige Filme wie „Vermisst“ u.a. ein, die aktuelle politische und auch menschliche Themen/Schicksale auf die Leinwand brachten. Dabei faszinierten, betroffen machten, informierten und trotz allem auch noch unterhielten.
„Rendition“ schafft es meiner Meinung nach in einigen dieser Punkte zu überzeugen. Leider aber sorgt das Drehbuch zu oft dafür, daß die gebotene Ernsthaftigkeit durch typische und vorhersehbare Aktionen, wie z.B. dem Wandel von Gyllenhaal zum Retter des Gefolterten, auf der Strecke bleibt.
Hier wären wir auch schon beim zweiten Kritikpunkt angelangt, den Charakteren. Fast alle wirken recht oberflächlich und stereotyp. Angefangen beim Agenten (Gyllenhaal), der ziemlich wortkarg durch den Film geistert und seine Wandlung nicht wirklich nachvollziehbar gestaltet, über die Frau (Reese Witherspoon) von Anwar, die sich schwanger und auf der Suche nach ihrem Mann durch die Büros und Ämter in Washington weint, bis zu der zuständigen Ministerin (?) Meryl Streep, die knallhart auf der Anti-Terror-Linie ihres Präsidenten liegt. Alles schon mal gesehen und daher auch nichts neues oder gar wirklich überzeugendes!
Meryl Streep als kühle Politikerin ist allerdings gut wie immer. Im Cast der sogenannten Stars (Gyllenhaal und Witherspoon) hat sie zwar bloß eine kleine Rolle, weiß diese aber konsequent zu nutzen und spielt damit die beiden „Newcomer“ glatt an die Wand!
Neben Streep können eigentlich bloß noch zwei Figuren ernsthaft punkten. Dies sind Anwar und sein Folterknecht. Zwar versieht das Drehbuch beide ebenfalls nicht mit der gebotenen Tiefe, aber Anwar har das Mitleid des Zuschauers auf seiner Seite und der Folterknecht, der eigentlich sowieso eine zentrale Figur ist, wird durch das Zusammenfügen der Handlungsstränge am Ende zu einer wahrhaft tragischen Figur, an deren Schicksal hauptsächlich verdeutlicht wird, daß es in diesem grausamen Spiel absolut keine Gewinner oder eine sichere Seite gibt!
Fazit: „Rendition“ oder auch „Machtlos“ ist bei weitem kein perfekter Polit-Thriller, aber wegen des Endes, des brisanten und aktuellen Themas, sowie einer überzeugenden Meryl Streep trotzdem sehenswert! (6,5 von 10 Punkten)