So simpel sich die Chose auch anhören mag, Jeremy Saulniers "Murder Party" ist durchaus mal eine Sichtung wert, allein schon weil er sich weit weg vom Mainstream befindet und Halloween nicht nur dazu benutzt, um irgendwelche Zombies oder einen maskierten Killer auf eine Bande junger Teenies loszulassen. Nein, "Murder Party" ist erfrischend anders in jeder Beziehung, was sich schon am Hauptcharakter erkennen lässt.
Chris Hawley (Chris Sharp) gehört zur Verkehrsstreife des NYPD und lebt allein in einer kargen Wohnung. An Halloween fliegt ihm wie von Geisterhand eine Einladung zu, die zu einer "Murder Party" einlädt. Also bastelt sich Chris ein Kostüm und begibt sich dorthin, nichts ahnend dass er soeben sein Todesurteil unterschrieben hat. Denn dort befinden sich einige schräge und erfolglose Künstler, die Chris bestialisch vor laufender Kamera ermorden wollen.
Doch zuvor sehen wir, was ein erfolgloser Single an Halloween tut. Erstmal in die Videothek und ein paar Horrorvideos ausgeliehen, die dann doch nicht geschaut werden wegen der Einladung zur "Murder Party". Trotz eines fehlenden Hintergrunds ist Chris einem sofort sympathisch, besonders wenn er sich traut mit seinem seltsamen Karton-Kostüm vor die Türe zu gehen.
Bedenken hat Chris nicht, obwohl die Party in einer total abgelegenen Ecke stattfindet und sich dort nur abgefuckte Typen tummeln. Saulnier spart sich eine genauere Erläuterung der Charaktere komplett, denn kaum taucht ein diverser Alexander (Alex Barnett) mit seinem Freund und Drogendealer Zycho (Bill Tangradi) auf, wirft man sich massenhaft Drogen ein und spielt "Wahrheit oder Pflicht", während der arme Chris gefesselt auf einem Stuhl sitzt. Ein erster Fluchtversuch von Chris schlägt natürlich fehl, denn das kleine Fabrikgebäude entpuppt sich als echtes Labyrinth. Doch viel krasser ist das Ableben einer Künstlerin durch Chris selbstgebackenes Kürbisbrot. Die Gute ist gegen Rosinen allergisch und auf einmal tot. Keinen scheint das emotional zu kratzen, also wird sie schnell in einer alten Kühltruhe verstaut und der Abend kann weitergehen. "Murder Party" lebt von seinen durchweg schrägen Figuren und seinen pechschwarzem Humor auch wenn dem Film mittig mal die Puste ausgeht. Dennoch hält Saulnier einige Überraschungen parat, besonders was den schmierigen Alexander angeht. Dass der Abend in einer Katastrophe endet, kann man sich schon denken, denn man knallt sich hier nicht nur massenhaft Drogen, sondern auch Alkohol in die Birne.
Und gegen Ende wird "Murder Party" richtig rabiat, obwohl man das Ganze kaum ernst nehmen kann. Schließlich beweist Saulnier wie gefährlich es sein kann eine Zigarette zu rauchen, besonders wenn man dabei noch eine Gummimaske auf hat. Während sich die Gruppe gegenseitig abschlachtet, versucht Chris nur zu entkommen, doch an Halloween nimmt ihn keiner ernst, egal wie sehr er mittlerweile mit Blut besudelt ist. Jedenfalls tickt einer der Künstler völlig aus, mit einer Axt und einer elektrischen Kettensäge schreitet man zur Tat, bis das Blut literweise durch die Gegend suppt. Dabei punktet besonders der bitterböse Humor, wenn ein blutverschmierter Raum mit zerhackten Leichen als abstrakte Kunst angesehen wird, obwohl es doch echt ist. Auch Chris Handeln ist völlig unkonventionell, er versucht zwar nach seiner gelungenen Flucht Hilfe zu organisieren, doch daheim ruft er weder die Polizei, noch zieht er sein Kostüm aus, sondern er schaut sich nun seine Horrorfilme an.
Die unbekannten Darsteller machen ihre Sache erstaunlich gut, hier scheint es keine normalen Menschen zu geben, alle Figuren sind kurios, selbst Hauptcharakter Chris.
Der Titel ist hier Programm, Saulniers schärge Idee funktioniert erstaunlich gut, auch wenn zwischendurch mal die Puste ausgeht. Aber vorsicht, in "Murder Party" geht es nocht richtig zur Sache, wobei man die Chose aufgrund des pechschwarzen Humors nie ernst nehmen kann, ist aber von Saulnier so gewollt. Nicht unbedingt originell aber mörderisch unterhaltsam und selbst der Freund von Splattereinlagen kommt noch auf seine Kosten. So arbeitet man effektiv mit minimalen Mitten.