"In my world kindness is mistaken for weakness" - Carlton Leach
Von den Rängen britischer Fußballstadien an die Spitze der Unterwelt von Essex beschreibt RISE OF THE FOOTSOLDIER drei Dekaden im Leben von Carlton Leach (Ricci Harnett) und das Ende der Inner City Firm mit den berüchtigten "Range Rover Morden". Regisseur Julian Gilbey nimmt bei diesem "auf Tatsachen basierenden" Gangster-Epos (wenn überhaupt) nur ein sehr transparentes Blatt vor den Mund. Ein Film so hart wie der sprichwörtliche Sargnagel.
Es ist die klassische Geschichte von Aufstieg und Fall in einer schnelllebigen Unterwelt; früh schon betrachtet Carlton Leach Gewalt als unterhaltsame Freizeitbeschäftigung. Er macht mit seinen mates Randale im Fußballstadium und, wenn sich die Gelegenheit ergibt, auch auf dem Weg dahin. Doch mit zunehmender Eskalation kann auch die Polizei nicht länger beide Augen zudrücken und so wird es für Carlton zu heiß. Er wird Türsteher, bekommt größere Aufträge, heuert Schläger an und steigt schließlich selbst ins Geschäft ein. Aus Prügeleien werden Schießereien, aus Ecstasy wird Koks.
Praktisch im Zeitraffer legen die ersten 30 (von 110) Minuten die Grundlage für langsamer inszenierte Episoden aus der zweiten Hälfte seiner Karriere wie ein Konflikt mit der türkischen Mafia und seine Bekanntschaft zu Tony Tucker (Terry Stone) und Pat Tate (Craig Fairbrass), mit deren Schicksal der Film schließlich endet.
Technisch wird hier einiges wiederverwertet; Voice-Over, Standbilder, flashback-artig Zusammengeschnittenes und Steady-Cam-Chaos, aber auch klassische Einstellungen, die orthodox arangiert sind. In ihren jeweiligen Segmenten sind die verschiedenen Stile dabei wirklich effektiv, verstärken damit aber visuell noch mehr den Eindruck einer Zweiteilung des Films. Musikalisch unterstrichen wird das Ganze gut mit zur jeweiligen Dekade passenden Songs.
Fazit: Ein dreckiger Gangster-Movie, der die "rote 18" der BBFC wirklich mehr als verdient hat. Dass es sich bei RISE OF THE FOOTSOLDIER um die verfilmte Memoiren des Carlton Leach handelt (das Buch trägt den Titel "Muscle"), merkt man. Einerseits gibt es dem Film eine durchschlagende und nachhaltige "Natürlichkeit", ein Gefühl von Authentizität, das sich nur schwer herstellen lässt. Andererseits nimmt das Festhalten an einer Struktur, die stark an die Funktionsweise des menschlichen Gehirns erinnert, dem Film recht viel Lauf. Eine komplette Neuerfindung in 90 Minuten hätte das Endprodukt definitiv kohärenter und geradliniger machen können. Nichtsdestotrotz ist das Ganze sehenswert. Dafür sorgen vorallem auch die exzellenten Darsteller, die das Zelluloid nicht vollständig exploitativen Eskapaden überlassen.