Der junge Keyboarder William liegt in ständigem Clinch mit den Jungs seiner Band Alaska Factory. Er möchte mehr auf der antikommerziellen Schiene fahren, sie wollen lieber Britpop spielen. Dann lernt er auch noch die hübsche Madeline kennen und lieben. Nur eben, sie scheint nicht besonders von ihm angetan. Ihr Freund arbeitet allerdings bei der Plattenfirma EMI, und das wäre für die Alaska Factory natürlich eine wichtige Connection. Dann taucht eine Frau im Umfeld der Band auf, die in den Achtzigern mal Sängerin einer obskuren Band war und ein irgendwie gestörtes Verhältnis zu einem seltsamen Produzenten namens Vincent hat, der mal eine noch seltsamere Band namens The Dwarfs Of Death produzierte. Und dann geschieht ein Mord an dem völlig zugedröhnten Gitarristen der Band The Unfortunates, die ebenfalls vom Alaska-Factory-Manager betreut wird. Das Bizarre daran: Die Killer waren Zwerge ...
Die Verfilmung des Kultromans "The Dwarves Of Death" von Jonathan Coe ist ein weiterer Beweis, dass das junge britische Kino nicht nur an "Trainspotting" gemessen werden sollte. "Five Seconds To Spare" ist ebenso schräg, witzig, dramatisch, frech, romantisch und wild, aber trotzdem eigen. Die Londoner Untergrund-Szene wurde atmosphärisch dicht eingefangen, die SchauspielerInnen sind frisch und unverbraucht. Für Musiker sind speziell die Szenen, wos um den ewigen Streit zwischen Kommerz und Nicht-Kommerz geht, erheiternd.
Der Film beginnt mit dem grotesken Mord am Gitarristen der Unfortunates, wobei William Zeuge wird, und blendet dann drei Wochen zurück, um von Anfang an zu erzählen. Dadurch bekommt die Handlung einen speziellen Drive und verrät auch nicht den Schluss – denn der Mord wird nicht der einzige Höhepunkt bleiben. Die Wahrheit ist viel schrecklicher. Trotz der Krimi-Handlung ist der Film kein Krimi, sondern eher eine Betrachtung von jungen Musikern in London, ihre Beziehungen, das Leben an sich eben. Eine Sozialstudie gewissermassen, mit viel knackigem Indierock garniert. Das Ganze hat aber genügend Humor, um sich nicht ganz so ernst zu nehmen.
Hauptdarsteller Max Beesley (William) ist auch im echten Leben Pianist und hat als Studiomusiker mit Leuten wie Jamiroquai, Take That, Paul Weller, Brand New Heavys u. a. zusammengearbeitet. Der legendäre Radio-DJ John Peel hat eine Nebenrolle. Schauspielerin Valentina Cervi (Madeline) ist die Tochter von Gino Cervi, der an der Seite von Fernandel in den beliebten "Don Camillo & Peppone"-Filme den Bürgermeister Peppone spielte. Der hervorragende Indie-Soundtrack besteht aus Songs von Mercury Rev, Shed Seven, Aphrodelics, Symposium (die auch eine Nebenrolle als The Unfortunates haben), Placebo, 23 Skidoo, Six By Seven, -zip, Fun Lovin‘ Criminals, Hefner, Ballroom, Los Pollos, Morrissey & Johnny Marr u. a.