Eine eindeutige Ableitung von "Beowulf" ist ersichtlich, auch wenn hier ein Außerirdischer in menschlicher Gestalt gegen eine Art leuchtender Drache antreten muss, der hier Moorwen genannt wird. Das Ganze spielt sich dann in Norwegen 709 Jahre nach Christus ab. Regisseur und Drehbuchautor Howard McCain (In den Fängen der Bestie) wollte eine ahnliche Idee schon seit seinem Studium umsetzen, jedoch fehlte ihm dafür auch das nötige Kleingeld, beziehungsweise die Produzenten. Vierzig Millionen Dollar sind kein Pappenstiel, besonders wenn es sich dabei noch um eine Geschichte handelt, die bis auf ein paar variierende Elemente schon so oft zu sehen war. Dennoch wagte McCain dieses Unterfangen und in Punkto Kulisse muss man ihm ein dickes Lob aussprechen. Hier wurde sichtlich mit Detailverliebtheit gearbeitet, besonders was die Festung der Wikinger betrifft. Während in den dunklen und bedrohlichen Wäldern stets der Nebel wabert und man von Braunbären attackiert wird, so hat der Moorwen sogar seine eigene Höhle, wo sich die Leichen stapeln, welche natürlich als Futter dienen. In Verbindung mit einem simplen Score, gelingt McCain eine effektive Gänsehaut-Atmosphäre, für mich das eindeutige Herzstück des Films.
Mit seinem Raumschiff stürzt der Außerirdische Kenan (James Caviezel) in Norwegen ab. Nur er und eine monströse Kreatur namens Moorwen überleben den Absturz. Während Kenan von Wikinger König Rothgar (John Hurt) gefangen genommen wird und in dessen Fort gebracht wird, metzelt Moorwen ein gesamtes Dorf nieder. Dessen König Gunnar (Ron Perlman) pfeift nun zum Angriff auf Rothgar und sein Gefolge, doch Kenan gelingt es die Wikinger von der viel größeremn Gefahr zu überzeugen. Schließlich verbündet man sich zum Kampf gegen Moorwen, doch das Monster scheint keine Schwachstelle zu haben.
Hier gibt es noch keine High-Tech Waffen und somit gestaltet sich dieser unfaire Kampf als sehr interessant. Doch vorerst gerät der Moorwen in den Hintergrund, denn schließlich muss sich Kenan mit den Wikingern anfreunden. Da wäre der waise König Rothgar, der aggressive Thronanwärter Wulfric (Jack Huston) und des Königs kämpferische Tochter Freya (Sophia Myles). Kenan hat sich in der Meute erst zu beweisen, die Story von einer monströsen Kreatur glaubt man ihm vorerst nicht, obwohl Gunnars gesamtes Dorf vernichtet wurde. So steht auch noch ein kleiner Krieg bevor, der auch noch seine Opfer fordert. Zwischendurch darf auch mal der Moorwen vorbeischauen und seine ersten Opfer kassieren. Was nun folgt, ist leider stets zu durchschauen, besonders was Kenan und Freya betrifft. Seinen Figuren widmet McCain viel Zeit, es darf auch mal richtig emotional werden, zum Beispiel wenn sich Kenan dem kleinen Waisenjungen Eric (Bailey Maughan) annimmt.
Aber diese Schonzeiten zwischen den Kämpfen sind McCain manchmal zu lang geraten. Bei fast zwei Stunden Laufzeit ist Geschwätzigkeit ein ernstes Thema, auch wenn es kurz darauf wieder richtig rund geht. Die Konfrontationen sind dann auch recht spannend gemacht und finden größtenteils bei Nacht statt. Leider sieht der Moorwen nicht unbedingt gruselig aus, dies mag auch am CGI liegen. Die monströse Kreatur ist leider komplett animiert und auch insgesamt gesehen musste sehr viel bei "Outlander" am Computer kreiert werden. Dies verdirbt ein wenig das düstere Flair und will auch nicht so recht in diese Zeit passen. Dennoch gestaltet McCain die Kämpfe hart und packend mit der ein oder anderen Bluteinlage. Da dem Moorwen mit normalen Waffen kaum der Garaus gemacht werden kann, versucht man es sogar mit einer riesigen Falle, doch die Kreatur scheint unbesiegbar und sorgt bereits für Nachwuchs. Natürlich gibt es auch eine Geschichte, wie es zu Kenans Absturz kam und wo der Moorwen eigentlich herkommt.
James Caviezel (Long Weekend, Die Passion Christi) liegt die Rolle des wortkargen Einzelkämpfers, der sich in einer fremden Welt zurechtfinden muss. John Hurt (Oxford Murders, V wie Vendetta), Sophia Myles (Tristan & Isolde, Underworld: Evolution) und Ron Perlman (Der Letzte Tempelritter, Blade 2) verleihen dem Cast richtig Klasse.
"Outlander" ist eine simple, aber auch bisweilen effektive Angelegenheit. Besonders die Sets wissen zu gefallen, die Kehrseite präsentiert sich in Form von zu viel CGI-Effekten. Bis auf kleinere Längen weiß McCains Film gut zu unterhalten, Spannung, Action und ein wenig Blut werden geboten, desweiteren ganz ordentliche Charaktere. Etwas zu viel des Guten ist dann das Happy End.