Falls man folgende Filme schon mal gesehen hat, hier ist ein neuer Dreh dazu: "Der 13.Krieger", "Beowulf", "Pathfinder", "Armee der Finsternis"!
Falls nicht, wird die Sache vielleicht sogar noch origineller.
Aber zurück zum Anfang: endlich mal Frischfleisch im Genrefruchtsalat, obwohl die restlichen Zutaten irgendwie alle (siehe oben) schon bekannt sind. Die Marinade machts vielleicht.
Also ran ans Zubereiten: man nehme den großen Unbekannten, der in eine ihm fremde Gesellschaft einbricht, in diesem Fall die der Norweger ums Jahr 709! Der Clou bei der Sache: er ist ein menschenähnlicher Alien, der hier bruchgelandet ist und dummerweise ein meuchelndes Monstrum mit sich gebracht hat, das sich als Mischung aus Drachen, Raubtier und Anglerfisch präsentiert.
Der Besucher, der sich kurzfristig mittels Hypnoschulung das Nötigste beigebracht hat, fällt natürlich unter die Nordmänner, die nicht plündernd duch Europa ziehen, sondern so eine Art regionale EU aufgezogen haben.
In die Arena werfe man nun folgende Versatzstücke: einen alternden König, einen wild-aber-nicht-weisen-Jungspund mit Thronambition; ein kampftüchtiges Königstochterlein; einen rivalisierenden Stamm und ein Waisenkind mit Zottelfrisur.
Daraus kann man sich jetzt viele denkbare Kombinationen des weiteren Verlaufs schnitzen, wenn man einen schweigsamen Herrn mit Kurzhaarfrisur zu den ganzen zauseligen Bobtails stellt: der König faßt Vertrauen; der Tochter geht das Herz auf; der Nachfolger hadert mit sich selbst und ein paar Versuche, dem Biest den Garaus zu machen, gehen daneben.
Nahezu jede Wendung kann man einem bereits bekannten Film zuordnen, aber dennoch wirkt Howard McCains Nordmännerepos auf belebende Weise erfrischend in seiner Simplizität.
Möglicherweise liegt das an der Ruhe und Entspannung, mit der McCain sich an die altbekannte, aber praktisch unzerstörbare Story macht, die sich von bekannteren Vorbildern vor allem darin unterscheidet, daß in der Mitte der Fremde namens Kainan uns einen Rückblick auf seine Vorgeschichte gibt (allerdings in einfacheren Worten für die Herzensdame im Götterglauben), die wesentlich futuristischer ist als die bronzezeitliche Realität, denn sie hat einen sehr umweltbewußten Unterton.
Die Alienrasse hat in seiner Gier nach Raum nämlich einen urwüchsigen Planeten erobert, indem sie bewußte rasende Monstren mal eben zu Millionen weggebombt hat. Aber wie das mit den Viechern so ist, eins war gerade im Keller und nahm an den Siedlern furchtbare Rache, was eben zu diesem finalen Duell führt, das zufällig auf Erden ausgetragen wird. Das Volk mag Raum brauchen, aber nicht zu Lasten der Natur.
Und genau die bildet das visuelle Herzstück des "Outlanders": ein schwelgender, wenn auch CGI-unterstützter Sturz in die wilde Naturromantik besserer Filmzeiten. Es nebelt der Fjord, im Wald rauschen die Moose, in Berghöhlen röhren die Bären, Raumschiffe liegen in eiskalten Seen und in tropfenden Kavernen stapeln sich die zerfleischten Wikingerleichen, zwischen Wasserfall und heißen Lavaquellen, während große Walskelette und rauchende Dorfruinen sich gegen einen herbgrauen Winterhimmel abheben.
Die Bilder liefern die Gewürze, wobei erwähnt werden muß, daß der produktionstechnische Aufwand in Sachen Norwegerdorf durchaus beachtlich ist und recht "authentisch" wirkt, auch wenn es in manchen Ecken ein wenig nach Tolkien schnuppert, vor allem wenn John Hurt als bärtiger König über das Regieren reüssiert.
Dagegen präsentiert sich "Jesus" Jim Caviziel als Schweiger von Format, transportiert aber über die emotionale Kargheit der Rolle dennoch Charisma, weil er in Traurigkeit zu verharren scheint, nicht Rache als Motiv wählt, sondern sich seiner Schuld bewußt ist, dieses Ungetüm praktisch selbst erschaffen zu haben und nun Verantwortung für eine neue Welt beweisen muß. Sophia Myles, die in "Tristan und Isolde" schon ähnlich Historisches ordentlich bewältigt hat, schlägt sich wacker und Hurt braucht eh keine große Hilfe mehr; ein feines Leckerli ist aber der mehr als robuste Kurzauftritt von Ron Perlman als eckköpfiger Hüne Gunnar vom Nachbarstamm, der immer gleich mit zwei dicken Hämmern alles platt machen will.
Oscarmaterial ist das nicht, aber ausreichend für einen passabel gespielten Abenteuerfilm ohne übermäßige Hektik mit flotten SF-Fantasy-Appeal und einem Monster, das erzählerisch so in die Geschichte eingebunden ist, das die CGI-Kreation gar nicht unangenehm auffällt, vor allem weil sie in der ersten Hälfte eigentlich nur die dritte oder vierte Geige spielt.
McCain macht so das Beste aus seinem eigenen Material: er verzichtet auf Nispels visuelle Mätzchen und nähert sich einem gewissen Realismus an, vergräbt sich aber nie so sehr in dem dadurch entstehenden kreativen Mittelalterdreck-Druck, den McTiernan in seinem "Krieger" unterbrachte. Gleichzeitig kann er sich jedoch gegen Zemeckis komplett getrickste Heldenepos-Variation behaupten, die zwar einiges an Schauwerten auffuhr, aber die gewollte Künstlichkeit nie so recht abwerfen oder abspielen konnte, auch wenn die Story von Beowulf und Grendel hier mittels Alien und Alienkreatur schlicht neu arrangiert wird.
Mag also kein doller Subtext mitgeliefert werden, hat der Regisseur mit seiner Wikinger-Fantasy-Version aber immerhin eins geschaffen: einen Film, der meistens nach mehr aus aussieht, als er wohl war und den man samt Kuchen und Bier so richtig rauschend in sich hineinmampfen kann: weder leidet er unter enormer Dämlichkeit, noch unter erzählerischen Großkratern.
Es ist nicht alles innovativ und Parallelen lauern überall, aber als schöne, kleine Actionzeitreise macht der Film Spaß und das ist schon mal mehr, als man von vielem anderen behaupten kann, daß in der Videothek reißenden Absatz findet. (7/10)