Als ich auf der Presse-DVD zunächst den Titel „Hellphone" las, dachte ich sofort an einen asiatischen Horrorfilm. Doch weit gefehlt, der Streifen ist aus Frankreich und hat auch mit dem Genre Horror nur in sehr geringem Maße zu tun.
Der 17-jährige Skater Sid hat es nicht eben leicht. Jeden Tag muss er seine Traumfrau sehen - doch trotzdem ist sie so weit entfernt wie der Eifelturm von der Freiheitsstatue. Einzig und allein sein Kumpel Pierre mit dem er alles (unter anderem auch seine Chucks) teilt, steht ihm immer mit Rat und Tat zur Seite. Als er versucht „Angie" durch eine Vorführung seiner Skateboard-Künste zu beeindrucken und dabei böse auf dem Hosenboden landet, erntet er viel Spott von ihren Freundinnen und sieht die letzte Chance dahinschwinden. Außerdem hat er nicht mal ein cooles Handy und das braucht man ja mindestens mal um eine Frau zu beeindrucken - glaubt er zumindest. Also besorgt er sich für eher schlappe 30 EURO ein stylisches Teil aus einem kleinen Laden. Und siehe da, das Gerät kann so einiges was andere nicht können, zum Beispiel selbständig Nummern wählen und Menschen bestrafen, die seinen neuen Besitzer geärgert haben. Das bekommt besonders der Mathelehrer zu spüren. Mit der Zeit kommt natürlich auch Sid dahinter, dass sein Handy ihm fast jeden Wunsch erfüllen kann, zum Beispiel auch ein Date mit seiner unerreichbaren Traumfrau und so nutzt er die neuen Möglichkeiten auch reichlich aus. Als jedoch diverse Unfälle passieren und ein Mitschüler sogar stirbt, kapiert er, dass er das Gerät vernichten muss. Doch das passt dem Handy absolut nicht und es dürstet nach Rache.
Hört sich im ersten Moment leicht bescheuert an, ist es aber gar nicht. Der Streifen" ist auch weit entfernt von einem Horrorfilm, sondern eher eine etwas abgedrehte Komödie, die, wenn es schlecht läuft, sogar eine FSK 12er Freigabe bekommt. Bei einem Film mit dem Namen „Hellphone" nicht unbedingt ein Vorteil.
Die wenigen etwas brutaleren Szenen werden auch nicht unbedingt in aller Deutlichkeit gezeigt, wobei ich denke, dass das auch nicht unbedingt die Intention von Regisseur James Huth ist. Letzterer hat ja vor knapp 10 Jahren schon eine Kostprobe in Sachen schwarzen Humors in Form seines genialen Erstlings „Serial Lover" abgegeben.
Auch hier macht er fast alles richtig. Der Film ist mit einem knuffigen Hauptdarsteller besetzt, flüssig (aber nicht hektisch) geschnitten und beinhaltet so gut wie keinerlei Leerlauf. Über die, durch die abstruse Handlungen vorhandenen Logiklöcher, kann man dabei getrost hinwegsehen. Die Nebendarsteller, wie zum Beispiel, Sids Chef, dem Direktor oder auch der Besitzer des Skaterladens sind bewusst gnadenlos überzeichnet, so dass man sie auch ja nicht ausstehen kann und sich sofort eine gewisse Schadenfreude einstellt, wenn diese Personen ihr Fett weg bekommen.
Einen kleinen Punktabzug könnte man höchstens für das allzu voraussehbare Happy-End abziehen, aber dies ist nun mal eine Komödie und kein Horrorfilm. Zudem ist die allerletzte Einstellung des Films wiederum klasse, denn dort wo das Handy da landet kann es mit Sicherheit wenig Unheil anrichten.
Fazit. Sehr unterhaltsame Komödie, die flüssig inszeniert wurde und glücklicherweise auf peinliche sexistische Sprüche verzichtet. Der wahre Star dieses Films ist natürlich das Handy. Ich werde umgehend mal den Vertreter der Firma Sunfilm anrufen und ihm mitteilen, dass er mit beim nächsten Besuch so ein Teil mit bringt. Hach, was hätte ich da für tolle Einfälle, aber die behalte ich besser für mich.
Nachtrag: Übrigens ein idealer Film für meinen Kumpel „Realitycheck", wenn der über seinen Schatten springen und sich auch mal einen Film aus dem gehassten Frankreich ansehen würde.