Erwin C. Dietrich, der schweizer Jess Franco Produzent, hat selber mehr als genug Sexfilmchen auf dem Kerbholz und der Trailer für „Rolls Royce Baby", der prahlerisch verkündete, dies sei der Film, von dem man noch lange träumen würde, ließ eine kleine Trashperle erhoffen... Der Film ist auch hübsch anzusehen, mehr aber auch nicht.
Relativ unspektakulär beginnt er mit einer 8½minütigen Einstellung von der sich nackt auf ihrer Chaiselongue räkelnden und ihren Intimbereich rasierenden Lina Romay. Man erwartet kaum noch, dass diese Sequenz ein Ende nimmt, da rüttelt einen Lina Romays Monolog wach: „Ich bin Lina Romay, Fotomodell und Darstellerin in vielen erotischen Filmen... Ich bin das Rolls Royce Baby - Und dies ist meine Story..." Wer jetzt eine Story erwartet, der wurde von Dietrich - gelinde gesagt - verarscht. Der Film denkt nicht daran eine Geschichte zu erzählen, sondern führt ausschließlich mehr oder wenig erotische Spielchen vor...
die nächsten 8 Minuten lässt Romay sich erstmal nur mit Perlenkette und Kniestrümpfen bekleidet ablichten und wälzt ihren nackten Körper durch die Sandberge der Fotosets, was den fleißigen Knipser sofort veranlasst es ihr gleich zu tun. Es folgen harmlose Streicheleinheiten ehe Lina gesteht, dass sie ein wenig nymphoman veranlagt ist und bereits den nächsten Mann sucht wenn der vorherige gerade erst gegangen ist.
Und dann sehen wir sie auch schon einen Gorilla von Mann bewundern, der ihr mit seinen Kampfsportkünsten imponieren will, derweil sie ihn sich dabei nackt vorstellt - womöglich hat sich Dietrich hier bei Waters "Mondo Trasho" (1969) bedient (man erinnere sich an die damals skandalöse Anhaltersequenz). Das Exemplar - wo auch immer sie es kennengelernt hat, wird zu Tee und Keksen eingeladen, wobei sie ihm unten ohne serviert und anschließend auch noch die restlichen Hüllen fallen lässt um ihm ihr Yogaübungen vorzuführen.
Mittlerweile läuft der Streifen schon seine 20 Minuten und das, was dem Trailer nach „aufgeschlossene Männer und Frauen sehen wollen" lässt irgendwie auf sich warten. Endlich kommt in derwenig später mit einer harmloseren Cunnilingus-Szene das, was jeder Perverse der in einen Sexfilm rennt eigentlich auch erwartet... das ganze fällt durch zwischengeschnittene Rückblenden der Kampfsportprahlerei allerdings recht zahm aus. Danach muss Lina natürlich unbedingt schlimme Jugenderinnerungen loswerden und der Zuschauer sieht wie sie sich halbnackt von zwei Truckern mitnehmen ließ, sich vor den beiden mehr und mehr entblätterte und schließlich dem Sexualverkehr hingab. Kurz darauf wird sie kurzerhand nackt aus dem Wagen geschmissen...
Dieses Ereignis muss sie Ärmste arg mitgenommen haben und Dietrich versucht diese Szene als Motivation von Linas ganz speziellen Tick heranzuziehen: Denn wenn sie sich nicht vom Photographen Fred ablichten lässt, lässt sie sich von ihrer neuen Bekanntschaft herumkutschieren (natürlich halbnackt) um junge Anhalter zu vernaschen. In der Folge sieht man Lina und ihren gehorsamen Lover beim Chauffeur-Rollenspiel durch die Landschaft brausen und bei jedem noch so hässlichen Anhalter stoppen. Freundlich aber betont wird Linas Opfer vom Chauffeur auf die Rückbank geschmissen, damit der Zuschauer wieder in den Genuß auserlesener Sexszenen kommt... Mitunter läuft das auch mal haarsträubend grotesk ab: „Stop! Können sie mich mitnehmen?" „Hätten sie nicht Lust mit mir spazieren zu gehen?" „Und sie werden mich auch ganz sicher nicht verführen." „Nein ich verspreche es ihnen..." „Na, dann komme ich doch gerne mit." (Die übliche flotte Sexfilmklamotte... Dass er letztlich nicht im Auto mitgenommen wird stört ihm nach einem Quickie am Rande eines Tümpels nicht so wirklich...)
Ihr Lover im Chauffeur-Outfit ist natürlich der Dumme und hat das Nachsehen, was ihm nach und nach offenbar immer weniger gefällt - schließlich sitzt er nur auf dem Kotflügel und pflückt Grashalme...
Als Lina schließlich eine hübsche Anhalterin aufgabelt (und erst beim Aufknöpfen des BHs erfreut gluckst: „Nanu du bist ja ein Mädchen") und die junge Dame mit in ihr Schlafgemach schleppt, kann sich ihr Chauffeur nicht mehr halten und es folgt ein flotter Dreier. Anschließend fährt sie mit ihrem Chauffeur wieder über weite Landstraßen und der Film endet...
Hätte die Eifersuchtsthematik zumindest noch in Ansätzen Stoff für eine halbwegs stimmige Dramaturgie gegeben, verzichtet Dietrich völlig auf jede Art von Handlungsaufbau... bei einem Sexfilm bleibt die Handlung zwar häufiger gern mal auf der Strecke, aber hier wäre noch mehr Beliebigkeit nicht möglich gewesen... Das ganz wirkt besonders störend, da es Dietrich auch keinesfalls um die Darstellung von gespaltenen Gefühlen geht und die Sexszenen zudem weder besonders erregend oder aber schockierend sind...
So bleibt nur das sichere Gespür für sehr solide Bilder übrig, denn Romay gibt in den opulent ausgestatteten Zimmern ihres Anwesens in beinahe jeder Einstellung eine kleine Augenweide ab und auch ansonsten bietet der Film ein paar hübsche Einstellungen. Die Einstellung der Kühlerfigur während der Autofahrten findet man übrigens nahezu in Francos kurz darauf entstandenen Lina-Romay-Sexgruselfilmchens "La Comtesse Noire" (1976) wieder...
Dank seiner handwerklich soliden Art kann dieser inhaltlich belanglose Sexer an der Grenze zur Langeweile doch gerade noch als Durchschnitt durchgehen.
5/10