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Dem jungen Pianisten Luca steht eine große Karriere bevor, denn sein Spiel hat etwas besonderes. So auch an diesem Abend, als er im Wettbewerb gegen andere Nachwuchskünstler antritt. Nach der Veranstaltung will man gemeinsam feiern gehen, doch dann wird er von einem Auto angefahren. Als er wieder aufwacht, stürzt seine Welt zusammen, denn er wird nie wieder laufen können. Mit der Zeit zieht er sich immer mehr zurück und hat für sich auch mit dem Klavierspielen abgeschlossen. Seine Freundin, die ihm regelmäßig schreibt, lässt er ebenfalls links liegen. Vollkommen desillusioniert versucht er kurz darauf sich umzubringen. Doch Roderick, ein anderer Patient der Reha-Klinik rettet ihn aus dem Wasser. Nach anfänglichen Schwierigkeiten freunden sich die beiden sehr unterschiedlichen Typen an und Luca muss erkennen, dass es seinem neuen Kumpel wesentlich schlechter geht als ihm, doch dieser lässt sich bei weitem nicht so gehen wie er und hat weiterhin erstaunlichen Lebensmut. Daraufhin fasst der junge Musiker einen Entschluss...

Deutsche Dramen sind nun wahrlich nicht die unbedingte Zielgruppe der meisten OFDB-Leser und Mitglieder, zumal diese dafür bekannt sind, gerne ins kitschige abzugleiten. Diese Gefahr droht bei „Die Zeit die man Leben nennt" auch minütlich, doch der Streifen bekommt gerade noch so die Kurve. Das liegt vor allem an seinem tollen Hauptdarsteller Kostja Ullmann, der als aufstrebender Jungstar der deutschen Schauspielszene gilt. Insbesondere wenn man ihn am Klavier sitzen sieht, vermittelt er den Eindruck, dass er dieses Instrument wirklich selbst spielt.

Schon etwas bekannter, weil auch älter, ist Hinnerk Schönemann, der des öfteren nur ganz knapp am Overacting vorbei streift. Allerdings ist seine Rolle auch schwer zu bewältigen, da er ja den genauen Gegenpart von Ullmanns Charakter darstellen soll - trotzdem wirkt er mir an manchen Stellen ein wenig zu aufgedreht..

Auffallend angenehm ist die Musik des Streifens, die sich überwiegend aus klassischen Stücken oder anderen Klavierballaden zusammensetzt. Besonders die Szenen, bei denen Luca vor Publikum auftritt, sind zudem sehr schön inszeniert und verleihen dem Film durch das Ambiente einen sehr edlen Stil.

Was mir etwas negativ auffiel ist, dass Regisseurin von Wietersheim ihren Film gegen Ende etwas zu sehr forciert. Baut sie die ersten 70 Minuten sehr langsam und behutsam auf, gehen mir einige Dinge zum Ende hin deutlich zu schnell (mehr kann ich aus Spoilergründen nicht verraten).

Trotzdem ist „Die Zeit die man Leben nennt" ein sehr schöner Film geworden, der auch dazu beitragen soll, dass Menschen nach Schicksalsschlägen den Lebensmut nicht verlieren sollen und ich denke dieses Ziel wird hier durchaus erreicht.

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