Wer heutzutage noch von sich behauptet, ein Fan von Fan Siu Wong zu sein, stösst entweder auf Unglauben oder gleich auf grosse Fragezeichen. Fan Wer ?
Louis Fan, zwischendurch auch immer wieder mal als "Terry Fan" auftauchend, hat zwar eine quantitativ durchaus grosszügige Filmography mit etwa 35 Titeln vorzuweisen, dürfte den Meisten ohne weitere Erklärungen aber so überhaupt kein Begriff sein. Die einzige Ausnahme ist ausgerechnet einer der ersten Werke, mittlerweile auch gute 16 Jahre her: Fan spielte den Riki-Oh in Nam Nai Chois cult classic Story of Ricky, zehrt auch noch heute von dem einmaligen Ruhm und verdingte sich nach einigen Nebenrollen in budgetmässig noch etwas besser gestellten Actionfilmen alsbald in Fernsehserien und C - Movies. Er verschwand komplett von der Öffentlichkeit, behauptete sich allerdings wacker im Schatten der Unkenntnis und ging trotz der zwischenzeitlich vertrockneten Nachfrage an Martial Arts seinen eigenen Weg. Heutzutage ein gefragter Darsteller für DTV - Ware gelang ihm einzig mit zwei Werken die Aufmerksamkeit aus der Nischenabteilung heraus zu erreichen: Shaolin Vs Evil Dead und Shaolin Vs Evil Dead: Ultimate Power.
Der Grund dafür ist dreierlei. Zum einen natürlich der Titel; nach Trash, Camp, etwas Schrägem und damit auch Besonderem klingend und folgerichtig auch schnell das Interesse der Verleiher in den UK und USA anziehend. Hürde Eins in der Verkaufsstrategie wurde vor allem auch durch die terminlich günstige Teilnahme von Shaw Brothers Altstar Gordon Liu überwunden; Liu war gerade zu dem Zeitpunkt mit den Kill Bill Teilen wieder im Gespräch.
Bereits an Hürde Zwei scheiterte man aber. Der Film selber wurde eher mißgünstig aufgenommen; hatte da zwar schon seinen Absatz gefunden, aber schien mit dem einmaligen Versuch im Sande steckenzubleiben. Keiner fragte mehr nach einer Fortsetzung, da half der am Ende angekündigte Cliffhanger als großspuriges Versprechen nur wenig.
Dennoch erschien zwei Jahre später, beinahe wie aus Trotz, Shaolin Vs Evil Dead: Ultimate Power. Gleiches Team, nur geringfügig ausgetauscht oder verstärkt. Gleicher Aufhänger. Gleiches Ziel. Statt einer direkten Weiterführung erzählt man allerdings so etwas wie ein Prequel, dass erst in den letzten Minuten den Wink zum anderen Glied in der Kette erreichen kann und sich vorher nicht als angekündigter "Martial Arts Horror Thriller", sondern als Wuxia - Vorstoß erweist. Die alten Bestände der Kung Fu Reisser plündernd, sie mit allerlei Fantasygespinst und folglich auch Abrakadabra-Effekten anreichernd und dieses Gebräu in einer ebenso holprig wie hübsch-hässlich dargestellten Geschichte erzählend:
Ming-Dynastie in den letzten Jahren. Aufgrund der schwächelnden Regierung wird das Volk besonders im Südwesten des Landes von marodierenden Räuberbanden terrorisiert. Als Dragon Zhao [ Louis Fan ] und Phoenix White [ Marsha Yuen ] den Landbewohnern zu Hilfe eilen, kommen Beide mit einem langsam entwickelnden Gift in Kontakt. Trotz allen Warnungen von Master [ Lau Siu Ming ] bezüglich der Nachwirkungen entscheiden sie sich ein Kind zu gebären; Jahre später erwachsen geworden ist Steed Zhao [ John Zhang Jin ] von Geburt an von dem Bösen der Welt besessen. Einzig der Mönch Roam Chow [ Gordon Liu ] kann seinem unbarmherzigen Machtstreben Einhalt gebieten.
Produziert wurde die Chose wie bei dem diesjährigen Kung Fu Fighter von My Way Film Company; eine alteinsässige, aber nicht automatisch gleich ehrwürdige Produktionsgesellschaft, die seit Jahr und Tag für eher minderwertigen Ausschuß zuständig ist. Ladenhüter wie Undiscovered Tomb, Snake Charmer, Laboratory of the Devil, DNA Clone, Excessive Force und Fighting Back; die letzten drei alle mit Fan besetzt und sowieso nur von dessen strenggläubigsten Enthusiasten überhaupt zur Kenntnis genommen.
Im Unterschied zu Kung Fu Fighter, der im rückwirkenden Vergleich geradezu als Meisterwerk erscheint, war allerdings nie ein Kinorelease geplant und hatte man entsprechend dieser fehlenden Maßgabe eben auch keinen finanzkräftigen Handschlag mit anderen, etwas proper dastehenden Wirkstätten.
Dafür konnte man erstaunlicherweise von einer öffentlichen Subvention in Höhe von 1,25 Millionen HKD profitieren. Dennoch kein Freibrief fürs Budget, wodurch der geneigte Zuschauer ebenso wie die Filmemacher mit den Restbeständen von Etat, Talent, Geschick und Fähigkeit vorlieb nehmen müssen. Alleswollen und nicht viel Können.
100min Laufzeit sollen gefüllt werden, und wenn die Kreativität nicht reicht, ruht man sich mithin auf den Grundzügen des Genres aus. Nahezu alles, was im Film vorkommt, kennt man so oder geringfügig anders bereits von mehreren Dutzend weit besserer Vertreter; leider scheint es der Hausregisseur Douglas Kung und sein neuer Partner Ken Yip selber nicht zu wissen oder zu beachten und versteifen sich auf die langatmig ausholende Erläuterung. Nach einem relativ raschen, nichtdestotrotz wenig aufregenden Beginn geschieht eine Dreiviertelstunde nahezu Gar nichts. Öfters wird ewiglang Blut gespuckt, das Gift halt. Eine Debatte über Schwangerschaftsabbruch, die Geburt selber und einige Theorismen später gräbt man aus der Bestandsmasse des Genres die Mär von der Weltherrschaft und der Waffenkontrolle aus; wer sowohl das Sword of Sky als auch das Sword of Earth in den Händen hält, kann sich als alleiniger Patriarch des Globus betrachten. Weitere Gimmicks in der Handlung sind der Stone of Blade und die Jewels of Five Elements; trotz des starken Einbezugs des religiösen Taoismus hallt in der Narration ein fernes Echo des Dekonstruktivismus nach.
Das weit in die vorchristliche Zeit zurückreichende Glaubensbekenntnis mit dem Verhaltenscode der Yin-und-Yang-Symbolik, dem Balance - Prinzip des ergänzenden Gegensatzpaares und der Einheit zwischen Himmel und Mensch wird hier nur als Vorwand genommen, um die durchgängig vorhandenden übernatürlichen Kräfte zu vermitteln und statt mit innerer Logik und Stringenz lieber mit Göttern, Geistern, Exorzismus und Wahrsagerei zu spielen. Dabei muss man dem Film bescheinigen, dass er vielleicht die Möglichkeiten hätte, daraus durchaus etwas zu erschaffen, was als Lückenfüller und Zeitvertreib herhalten kann. Zwischendurch gelingen durch viel Glück [vorausgesetzt auch die wohlwollende Interpretationsbereitschaft des Publikums] durchaus immer mal wieder einige Szenen, die definitiv auf Kraftreserven und Leistungsvermögen hinweisen und hiermit im Kleinen skizzieren vermögen, was hätte werden können. Auf der Habenseite regiert der Konjunktiv und die Einbildung; lediglich angedeutete Potenziale eines generationenspannenden Epos über den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse.
Ein "was wäre wenn". Wenn man die entsprechenden Darsteller hätte, die auch in den zahlreichen Momenten der stillen Besinnung Eindruck erwecken würden, und die etwas weniger schnarchigen Satzfetzen mit wenigstens gehaltvoll wirkenden Monologen und Dialogen ersetzen könnten. Und wenn dies nicht alles so lange gehen würde und so furchtbar aussehen und anhören würde.
Speziell die Optik gibt der filmischen Tranfunzel den Todesstoss; ein dermassen halbverblichenes, weiches, entseelt-erloschenes, leblos-hingestrecktes Bild ist man nicht einmal bei Bruceploitation der 70er Jahre gewöhnt. Schaltet man die englische Tonspur ein, fällt man erst Recht vom Glauben ab: Genau diesselbe Synchronisation wie bei den damaligen Dauerrennern der Bahnhofskinos hat man auch hier erreicht; etwas, dass man schon wieder als Pluspunkt für Nostalgiker zählen könnte. Allerdings wollen die kein Schlachtfeld mit CGI Gerippen, hilfsbedürftig gerenderte Schwertattacken, Kämpfe gegen ebenso schlicht animierte Steinmonster und traurige Wireworkeinlagen sehen. Oder doch ?
Zugegebenermassen fährt der Showdown eine Effektorgie sondergleichen auf; etwas, dass man seit Legend of Zu nicht mehr gesehen hat und eigentlich auch nicht mehr sehen wollte: Eine grand scale Budenzauber - Parade aus Feuerbällen, unsichtbaren Wassertanks, kubistisch inspirierten Seelenquadern und angreifenden Armeen von Kyonshis, den chinese hopping vampires. Aber auch wenns an allen Ecken knallt und pufft und zischt, wahre Action ist dies Hexeneinmaleins nicht. Und diesmal führt der erneut abrupte Abspann sicherlich selbst den Letzten Gutgläubigen nicht noch einmal auf die schiefe Bahn.
Ausser die Fan Siu Wong - Fans natürlich.