Review

Was für ein schauderhafter Bockmist!

Der Film hat so gut wie nichts mit der literarischen Vorlage zu tun. Anstatt zu "fliehen", geht Helmut Halm auf Konfrontation zu Claus Buch, beschimpft ihn als "Arschloch", brüllt ihn an "Hast Du Sabine gefickt?", prügelt sich sogar mit ihm rum. In seiner Freizeit ist er geselliger Vogel-Beobachter, was im Roman nirgends vorkommt. Anstatt seiner Frau auszuweichen, verprügelt er sie, um sie anschließend durchzuvögeln (im Roman weigert er sich standhaft, sie auch nur anzufassen). Anstatt den Claus Buch vor seinem Haus abzufangen, damit der nicht in das Helmut-Territorium eindringt, lädt er ihn in seine Wohnung ein und wirft ihn anschließend wieder raus (bei einem Tischtennisspiel, auch das nirgends im Buch zu finden). Sabine Halm redet davon, wieder in ihrem Beruf zu arbeiten, wovon im Buch nie die Rede ist. Helene Buch ist "Pilates-Trainerin", auch das völlig aus der Luft gegriffen. Ganz im Gegenteil, das Entscheidende im Roman ist, daß Claus Buch seine Frau ins Schriftsteller-Business zerrt und ihr das Musikstudium verbietet. Eine Knutsch-Szene zwischen Helmut Halm und Helene Buch darf auch nicht fehlen. Claus Buch bringt das durchgegangene Pferd nicht zurück, sondern reitet stattdessen damit ein paar Angeberrunden. Anstatt daß Sabine mit Helmut am Ende joggen geht, geht sie im Film mittendrin mit Claus Buch zu einem Dauerlauf und läßt sich dabei von ihm an den Arsch fassen und abknutschen, derweil Helene den zu Hause gebliebenen Helmut begrapscht. Auch das sind Szenen, denen die Charaktere im Buch mit wilder Entschlossenheit aus dem Weg gehen. Helmut Halm läßt sich im Männerklo von einer Nutte einen runterholen - in der Novelle völlig unvorstellbar. Im Roman geht Claus Buch wegen eines Fehlers von Helmut beim Segeln über Bord (eine Schlüsselszene), im Film dagegen aus eigener Blödheit und Angeberei. Eine Kartoffelchiptüten-Schlacht im Supermarkt zwischen Helmut und Sabine - komplett mit Besäufnis aus noch nicht bezahlter Wodkaflasche - kann den Film nun auch nicht mehr schlechter machen. Das Klavierspiel von Helene - in der Novelle symbolisch für Helenes Versuch, sich von Claus Buchs Bevormundung zu befreien - fehlt dagegen komplett. Stattdessen eine peinliche "Begräbnisszene" mit Claus Buchs Haaren und Weizenkleie im Einweckglas, die im Bodensee versenkt werden.

Nahezu jede Szene ist entweder auf "politisch correct getrimmt", überzeichnet, ins Gegenteil verkehrt oder aus der Luft gegriffen.

Am schlimmsten: Ein fröhliches Ende mit großer Versöhnung zwischen allen Beteiligten. Danach noch "Alles gut" zwischen Claus Buch und Helene, während Sabine Halm den Zwergenaufstand probt - also genau das Gegenteil der literarischen Vorlage.

Wer das Buch liebt, wird diesen Film hassen!

Die erste Verfilmung aus den 80ern mag ein wenig langweilig und humorlos sein, hält sich aber wenigstens an die Vorlage von Martin Walser.

Abschlußbewertung: 0 Punkte für den Film, 10 Peitschenhiebe für den Regisseur!

Details
Ähnliche Filme