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Geistig verwirrte, wenn nicht sogar psychisch gestörte Frau wird aufgrund ihrer unbefangenen Art immer wieder zur leichten Beute für die Männerwelt. Dabei ist sie sehr religiös und glaubt, das meist geliebte Kind Gottes auf Erden zu sein. Ein Filmteam will ihren Werdegang aufbereiten...

1981 standen die Zeichen auf einen echten deutschen Skandalfilm, möchte man meinen. In der Tat ist "Die Berührte" jedoch nichts anderes als ein billig produziertes wie verschrobenes und doch ausdrucksloses Road Movie so weit einen die Füße tragen. Der vielsagende Begriff der "Sinnsuche" kommt unweigerlich ins Spiel, will man die fehlende Handlung doch noch irgendwie rechtfertigen. So tut unsere Heldin 90 Minuten lang nichts anderes, als durch das winterliche Berlin zu stiefeln, ziellos von einem Ort zum anderen, um diversen Männern zu begegnen, wobei es bei dem einen oder anderen zum Beischlaf reicht. Irgendwann wird die Gute total irre, wobei sich das Fenster in der Psychiatrie am Ende in ein brennendes Kreuz verwandelt...

Leider inszenierte Regisseurin Helma Sanders-Brahms ohne jegliches Gespür für Poesie, Sinn für Symbolik oder einer spirituellen Atmosphäre. Das, was wirklich hätte verstörend sein können, wird aufgrund des "nüchternen deutschen Blickes für die realistische graue Alltagswelt" sehr schnell zunichte gemacht. Sprich: Kamera-Arbeit, Ausleuchtung und auch die Erzählweise tun ihr Möglichstes, um jeden Anflug von Faszination bereits im Vorfeld zu eliminieren. Einmal schneidet sich die Hauptfigur unter der Dusche die Pulsadern auf, ein anderes Mal vögelt sie in ihrem eigenen Blut. Das Ganze wird jedoch so nüchtern, trocken und emotionslos dargestellt, dass dem Zuschauer allenfalls ein müdes Schulterzucken übrig bleibt.

Wer trotz der 40-jährigen Schaffensphase noch nie etwas von der deutschen Filmemacherin Helma Sanders-Brahms gehört hat (wohl jeder abseits der 68er-Bewegung), der braucht sich ob eines Werkes wie eben "Die Berührte" nicht zu wundern. Darüber hinaus leidet auch dieses Low Budget-Drama an den üblichen Wehwechens des einheimischen Films: Kaum vorhandene bis hölzerne Dialoge, wenig überzeugende Darsteller, unfreiwillige Komik bis hin zum völlig Ärgerlichen und eine Machart, die weit hinter den internationalen Ansprüchen zurückbleibt. Und wenn unsere Heldin gegen Ende im Hare Krishna-Kostüm durch die Straßen tanzt, dann ist das nur noch Deutschtrash pur und fernab jeglicher künstlerischer Ansprüche.

Letztendlich hätte Sanders-Brahms mal nach Dänemark schielen sollen, um zu erahnen, was ein gewisser Lars von Trier mit solch einem Stoff wohl anfangen hätte... Was hier übrig bleibt, ist nichts als Wannabe-Arthaus der besonders schwerfälligen Gangart. 2 von 10 Punkten.

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