Machen wir also Kunstkino. Dazu nehmen wir zwei weltberühmte Schauspieler. Für die jüngeren Zuschauer einen aus der aktuellen Hollywood-Hochglanzliga (Jude Law) und für die älteren Zuschauer eine Schauspiellegende (Michael Caine). Als Drehbuchautor verpflichten wir einen Literaturnobelpreisträger (Harold Pinter) und die Regie übernimmt ein wortmächtiger Denkregisseur (Kenneth Branagh – von dem auch die ganze Idee zu diesem Remake stammt).
Wenn wir all das geschickt miteinander verrühren, wird sich doch kaum ein Kritiker trauen dieses Machwerk zu verreißen – oder?
Leider doch. Das Kopfkino geht nicht auf, und das liegt nicht an den Darstellern, nicht an der Regie, sondern in erster Linie am Skript.
Kritik am Nobelpreisträger? Mitnichten. Pinter hat lediglich die Originalvorlage bearbeitet. Ursprünglich stammt das Stück aus der Feder des Drehbuchautors Anthony Schaffer (auch für „Frenzy“ und „Mord im Orientexpress“ verantwortlich). Der hat 1972 das Buch für den Film Sleuth (deutscher Titel: „Mord mit kleinen Fehlern“) geschrieben. Pinter hat das Stück lediglich an die heutige Zeit angepasst.
An der Thematik hat er nichts verändert und so sehen wir ein Stück, in dem ein reicher Ehemann von seiner Frau betrogen wird und ihr Liebhaber bei ihm antanzt um die Einwilligung für eine Scheidung zu bekommen. Das mag in den 70ern noch für Zündstoff gesorgt haben, aber in der heutigen Zeit sind Scheidungen (leider) so normal, dass man die Probleme der Ausgangssituation kaum mehr nachvollziehen kann.
Hinzu kommt, dass der Film seine typische 70er-Jahre Wendung für den Schluss behalten hat, was ziemlich unbefriedigend wirkt.
Wir sehen also zwei große Darsteller, die sich gegenseitig versuchen an die Wand zu spielen. Wir sehen dazu ein futuristisches Haus, das der Regisseur in so vielen Perspektiven gefilmt hat, dass einem schnell langweilig wird (Branagh bleibt sich treu).
Die meiste Zeit über verfolgen wir aber einen altbackenen Text, der weder gereimt noch sonst in irgendeiner Form herausragend ist.
Ein Mord für Zwei ist und bleibt ein ganz traditionelles Kriminalstück, das in drei Teile untergliedert ist. Dabei geht Teil Zwei ganz klar aus Teil Eins hervor und ist recht vorhersehbar.
Lediglich Teil Drei könnte das Potenzial haben, aus dem vorangegangenen klassischen Detektivroman auszubrechen.
Doch statt hier einen neuen Weg zu beschreiten, ist der Film dann schon nach kürzester Zeit vorbei. Nach knapp 83 Minuten ist die Geschichte aus.
Man hat in der Zeit ein paarmal ganz gut Lachen können, aber insgesamt ist viel zu wenig passiert und man versteht hinterher auch nicht, weshalb dieser Stoff unbedingt noch einmal neu verfilmt werden musste.
1972 glänzte Michael Caine in demselben Stück als jugendlicher Liebhaber, jetzt spielt er den betrogenen Ehemann.
Eine neue Wendung gibt er dem Stück dadurch nicht.
Das Stück bleibt inhaltlich auf dem Niveau von 1972 und berührt insofern noch nicht mal ein gesellschaftliches Tabu, sondern ist alles in allem einfach nur eins: Langweilig.