Review

Lasst das faulende Fleisch in der Sonne kochen

Nachdem vor allem „Resident Evil: Apocalypse“ rhythmisch und inszenatorisch Kraut und Rüben war, tut es dem Franchise gut, dass bei „Extinction“ nun Russell Mulcahy übernimmt, ein unterschätzter Mann aus Australien, der von Tempo, Stil und Balance eine Menge versteht. Von „Highlander“ bis „Razorback“ hat der Mann schon abgeliefert. Und er schafft es der Reihe endlich Form, DNA, Richtung und Charakter zu verleihen. Oh Wunder! Und sei es nur kurzzeitig gewesen. „Resident Evil: Extinction“ ist noch immer weit entfernt von einem Volltreffer. Aber im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern wirkt er wie ein erfrischender Wüstenwind. Er erzählt aus der endzeitlichen Sandeinöde rund um Raccoon City nach der Zombieapokalypse - und die gute Alice versucht zusammen mit einer Truppe Überlebender und Widerstandskämpfern der fiesen Umbrella Corporation (die dabei ist sie zu klonen!) endgültig das Handwerk zu legen… 

Die Wüste zeigt den Weg

Was im direkten Vorgänger ein blauer Farbfilter war, ist nun sandig, gelb und gefährlich sonnig. Der Film ist immer noch ein „Resident Evil“ - flott und weiter entfernt von den Games denn je - aber Mulcahy verleiht dem Ganzen wesentlich mehr Ruhe, Ordnung und Form als zuvor. Das ist meiner Meinung nach schon ein Klassenunterschied. Ob man Popstars wie Ashanti gebraucht hat ist fraglich. Und dass Paul W.S. Anderson noch immer für das Drehbuch weitestgehend zuständig ist merkt man doch an immer wieder aufploppender Dummheit und Sprunghaftigkeit, blöden Witzen und einem sprachlos machenden Ende. Dafür gibt’s nun Zombievögel. Die Wüste und Einöde erinnerte Mulcahy wohl an George Miller und seine Heimat Down Under. Die Gewaltspitzen sind noch zu genüge da. Nicht alles ist diesmal CGI. Die Hitze der Dünen und Steppen spürt man. Und Mulcahy zeigt sogar anfangs, dass er die beste Szene der vorangegangen drei Stunden / zwei Teile laserscharf schätzt und ihr Respekt zollt. Vielleicht mag das Gehen von der Bremse ein paar Fans der beiden hyperschnellen Vorgänger etwas übel aufstoßen - für mich ist’s aber wie gesagt ein klarer Fortschritt. Eine Atempause und fast eine Charakterstudie im Vergleich. Obwohl die Messlatten hier auch fast auf dem Boden lagen. In den besten Momenten mit leichten „Day of the Dead“-Vibes und dass auch hauptsächlichere Figuren dran glauben dürfen erinnert eher falls an Meister Romero. Nun hatte ich wieder etwas Hoffnung für weitere Teile - was sich leider als übler Trugschluss herausstellen sollte… 

Mad Alice…?

Fazit: der beste Part der Reihe? Nicht schwer, aber wahrscheinlich ja. Dank Regisseurroutinier und Styler Mulcahy. Für einen guten Film - geschweige denn für eine passable Verfilmung der Games - halte ich aber selbst „RE: Extinction“ nicht. Z.B. nervt der dauernde Weichzeichner auf Millas Gesicht und die Nebenfiguren bleiben übelst blass. Aber immerhin machte man ab hier gänzlich sein eigenes Ding und ließ alle (eigentlich tollen) Anker der Vorlagen fallen. 

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