Flashback: Einige Jahre verbrachte ich nach der Videospiel-Verfilmung "Resident Evil" in Resignation, da die Filme leider Gottes nüchts mit den Spielen zu tun haben. Erkannte ich lange Zeit später zumindest den ersten Teil als Film an, der zwar Lichtjahre vom Game entfernt war, aber dennoch brauchbar für das Fastfood-Publikum war - als Fan hasste man ihn oder tolerierte ihn als passablen Zombie-Streifen. Teil 2 dagegen war trotz Auftreten einiger Charaktere aus dem Spiel total für den Müll, so overacted und hirnfrei wurde dieser Blockbuster hinuntergeseiert.
Also akzeptierte ich, als Zocker der ersten Stunde, einfach die Tatsache, dass die Spiel-Verfilmungen bis auf ein paar Namen mit dem Spiel nichts gemeinsam hatten. So erwartungslos und voll gepumpt mit stimmungsaufhellenden Medikamenten ging ich dann an "Resident Evil: Extinction". Was dabei rauskam entzückte mich total: Nicht, dass der Streifen für mich bis dato den beste Teil der Serie darstellt - nein, auch für den normalen Zuschauer bescherrt dieser Streifen einen genüsslichen Film-Abend.
Ich weiß nicht an was es liegt; Paul "Techno" Anderson schrieb das Drehbuch (wie immer) , Bernd "Mir ist alles zu brutal" Eichinger hatte seine Finger im Spiel - vielleicht war es dann auch Regisseur Russell Mulcahy selber, dass sich der Film so positiv abhebt.
Die Story ist schnell runtergekurbelt: Drei Jahre nach den Vorfällen in Raccoon City ist die Erde fast ausgestorben und gänzlich verdürrt. Es herrscht Ebbe und so weit und breit man schauen kann: Sanddühnen. Nur noch wenige Überlebende reisen durch die Gegend - den Umbrella-Konzern gibt es natürlich auch noch und der forscht munter weiter. Alice (Milla Jovovich) stoßt auf einen Konvoi Menschen, der von Claire Redfield (Ali Larter) angeführt wird. Zusammen durch die endlose Wüste machen sie sich auf, für dem Umbrella Konzern den Gar auszumachen.
Es gibt positive genau wie negative Ansätze im gleichen Maß, jedoch gehe ich mal davon aus, dass viele,der schlechten Aspekte dem Massenpublikum egal sind. Fangen wir aber mal mit den guten an:
Die Kulisse ist sehr gelungen und hat seit Mad Max nicht mehr so geglänzt wie in diesem Film. Alice (Überlebende aus den beiden Prequels) trifft auf die zwei durchaus sympathischen Charaktere aus "Resident Evil 2: Apocalypse". Nur dass beide scheinbar eine positive Charakterwandlung durchgemacht haben: L.J. (Mike Epps) ist nicht mehr der Aushilfs-Eddy Murphy aus Teil 2, sondern deutlich ernster, auch wenn er in Teil 3 eine untergeordnete Rolle spielt - es werden echte Kanten geschliffen für ihn nicht mehr als flachbrünstigen Charakter anzusehen. Am besten gefallen hat mir jedoch die Rolle des Soldaten Carlos Olivera (Oded Fehr), der hier mehr überacted wirkt wie bei Teil 2 - jedoch im positiven Sinn: Vom Aussehen her hat er viel Ähnlichkeit mit unserem Lieblings-B-Mimen Bruce Campbell, und so ungefähr ist auch seine Rolle als "Sergeant Ash" angelegt. Ob das beabsichtigt war, keine Ahnung. Auf jeden Fall kommt das verdammt gut an.
Obwohl "Extinction" komplett am helligen Tage spielt, strahlt er gehörig Spannung aus. Sowohl die Drehorte in Mexiko, als auch die Story gehen da Hand in Hand, bauen viele Schock-Momente ein und ziehen die Spannungs-Schraube permanent an. Werden anfangs die bekannten mutierten Rottweiler und Untoten reihenweise geplättet, hat man es später mit "Zombie-Vögel" und extrem aggressiven Zombies zu tun, die auf das menschliche Futter zurennen, als würde es keinen Morgen mehr geben. Im Finale gibt´s natürlich noch als I-Tüpfelchen den finalen Gegner. Zwar hat Alice hier wieder ihre übermächtigen Fähigkeiten, jedoch werden die im Rahmen gehalten und nicht so exzessiv für´s Auge wie in Teil 2 verheizt.
Und auch die Gore-Fanatiker haben etwas abzufeiern: In "Resident Evil:Extinction" wurde es deutlich blutiger wie in den beiden anderen Teilen.
Was man dem Film ankreiden kann, ist, dass er eigentlich aus einem Sammelsurium verschiedener Film-Zitate besteht und man ihm Ideenlosigkeit vorwerfen kann. ( Vergleiche kann man unter anderem ziehen mit den Filmen: Hitchcock´s Die Vögel, Mad Max, Der Omega-Man oder auch Alien IV).
Die Story hat leider auch Tabu-Brüche in Hinsicht auf den Intelligenz-Quotienten des Zuschauers zu verbuchen : In drei Jahren soll die gesamte Erde verrotten (Wie geht das? Und dann noch ohne den verantwortlichen Hauptfaktor dafür: Der Mensch), bzw. dass vehement weitergeforscht wird seitens Umbrella, obwohl es sich nicht mehr als lukrativ herausstellen kann, zumal das ganze System zusammengebrochen ist.
Auf der einen Seite ist es auch erfreulich, dass zwei weitere Charaktere aus dem "Resident Evil-Universum" den Weg in die Filme gefunden habe. Aber diese Medaille hat leider zwei Schattenseiten: Kann man mit Claire Redfield gerade noch so leben (Sarah Connor für Arme) schießt man mit Albert Wesker (gespielt von Jason O´Mara) den Vogel ab: Der "ultimative" Bösewicht kommt rüber, als würde er gerade wichsend für ein Porno-Casting vorsprechen bzw. vorreiben.
Wer damit leben kann, dass das Rad nicht neu erfunden wird, und die Story etwas schwächelt, wird sehr gut unterhalten werden.
"Resident Evil: Extinction" ist für mich der beste Teil der Serie, er strahlt in seiner aptokalyptischen Endzeit-Atmosphäre viel Bedrohligkeit aus, ist leidlich spannend und optisch sehr gut inszeniert.
8,4/10