Nach mehreren Jahren Arbeit an TV-Produktionen und kaum beachteten B-Movies darf Russell Mulcahy wieder im Kino ran und zwar mit „Resident Evil: Extinction“.
Der aus den Vorgängern bekannte T-Virus hat sich mittlerweile über die ganze Welt ausgebreitet, viele Überlebende zuckeln im „Mad Max“-Stil über die Erde. Die Umbrella-Corporation tüftelt derweil in Bunkern nach Gegenmitteln und einer Domestizierung der Zombies („Day of the Dead“ lässt grüßen), während draußen die Untoten herumstreifen, die zwar Fleisch fressen, aber nicht dringend brauchen, weshalb sie nicht eingehen.
Auch Alice (Milla Jovovich), die Heldin der Vorfilme, brettert mit ihrem Bike durch die Endzeitwüste, während andere Menschen nur in Convoys sicher sind. Dabei stößt sie auf Hinweise zu einer möglicherweise sicheren Zuflucht...
Die Reststory lässt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen: Alice trifft Überlebendenconvoy, man beschließt nach der Zuflucht zu suchen, Umbrella funkt dazwischen und Alice muss sich noch um die ortsansässigen Mitarbeiter kümmern. Das war dann auch alles Story und achso überraschenden Wendungen, allenfalls die Frage, wer wohl als Zombieschnack endet, ist nicht ganz vorhersehbar, interessiert angesichts der Abziehbildcharaktere auch kaum. Hinzu kommen noch so einige dämliche Einfälle, Alice hat nun auf einmal telekinetische Kräfte, die immer dann ausbrechen, wenn man sich dramaturgisch nicht anders aushelfen kann (z.B. wenn Alice’ Motorrad in die Binsen gehen muss, damit sie sich dem Convoy anschließt).
Somit zeigt Paul W.S. Anderson, dass er als Regisseur durchaus fähig ist, als Drehbuchautor allerdings zu den minder Talentierten gehört. Einen vernünftigen Spannungsbogen hat die Reißbrettstory jedenfalls nicht, ein paar gelungene Schockeffekte gehen auf Mulcahys Kappe und nicht auf Andersons. Auch sonst zitiert das Script fröhlich andere Filme, z.B. „Die Vögel“ beim Angriff infizierter Krähen, weitere Zombiefilme und Endzeitstreifen wie „Steel Frontier“.
Doch einen gewissen Unterhaltungswert kann man „Resident Evil: Extinction“ dennoch attestieren, was vor allem Russell Mulcahy anzurechnen ist. Der Mann inszeniert den Film weitaus atmosphärischer als Alexander Witts Vorgänger und gibt dem mit Misch aus Zombie-, Endzeit- und Westernmotiven ein gewisses Flair. Zu den besonders einprägsam von ihm inszenierten Szenen gehören sicherlich die Aufnahmen des verschütteten Las Vegas sowie die von Unmengen von Zombies belagerte Umbrella-Basis.
Wie schon der zweite Teil setzt „Resident Evil: Extinction“ auf Action, leider nicht in ausreichendem Maße. Alice’ anfängliche Begegnung mit Banditen ist ein netter Appetizer, danach dauert es aber. Temporeich ist der Angriff der infizierten Krähen, das Highlight sicherlich das Gefecht mit dem Zombies in Las Vegas, bei dem Alice mit zwei Krummdolchen schlitzend, kickend und springend unter den Untoten aufräumt, während die anderen Überlebenden trotz Feuerwaffen kaum auf einen grünen Zweig kommen. Dagegen fällt der Showdown ab, das Eindringen in den Komplex ist noch ganz nett, aber der obligatorische Endfight Alice vs. Mutant ist eher unspektakulär, schwach getrickst und somit den Pendants aus den Vorgängern unterlegen.
Milla Jovovich spielt die Hauptrolle solide, keinesfalls preisverdächtig, aber dennoch ganz OK. Unterstützung gibt es dieses Mal von Oded Fehr, in der gleichen Rolle wie im Vorgänger, der recht gutes erbringt, sowie einer etwas unterforderten Ali Larter. Diese beiden stechen noch ein wenig bei den Nebendarstellern heraus, den Rest hat man schnell vergessen.
Dank Russell Mulcahys Regie ist „Resident Evil: Extinction“ etwas besser als der zweite Teil geraten, auch wenn das Script hier ein ziemlicher Ausfall ist. Stimmung hat der Film schon, meist gute Action, den Showdown mal ausgenommen, derer aber zu wenig. Akzeptabel, aber mehr auch nicht.