Nach Paule Andersons schnarchiger Witzpille „Resident Evil“ und Alexander Witts hektischer Epileptiker-Attacke „Resident Evil: Apocalypse“ wurde für den dritten Teil „Resident Evil: Extinction“ plötzlich Russell Mulcahy („Highlander“, „Silent Trigger“) aus dem Hut gezaubert, der nach einigen Flops Anfang der Neunziger komplett Weg war vorm Fenster und seine Brötchen eher schlecht als recht mit qualitativ arg schwankenden B-Movies verdiente. Der Zug nach Hollywood war für ihn eigentlich längst abgefahren.
Ironischerweise ist er gerade deswegen für die Reihe geradezu prädestiniert, dilettiert sich Mastermind Paule doch zum dritten Mal einen unverfrorenen Schmöker zurecht, der dieses Mal so etwas wie ein Best Of der Romeroschen Zombie-Klassiker darstellt, jedoch mit haarsträubenden Dialogen, einer nicht existenten Story und Reißbrett-Charakteren zusammengeschustert wurde, dass der B-Movie-Fan fröhlich im Kinosessel jauchzt so einen Quatsch endlich mal wieder auf der großen Leinwand tafeln zu dürfen. Denn „Resident Evil: Extinction“ ist grundsätzlich ein auf die Leinwand geblasenes B-Movie mit viel Action, einer guten Regie, hölzernen Darstellern und jeder Menge Zombiegulasch.
Mulcahy, nach über 10 Jahren Pleiten, Pech und Pannen endlich wieder dick im Geschäft, hat offensichtlich in all den Jahren Kinoabstinenz nichts verlernt und entzieht sich dem Einfluss Andersons wenigstens soweit, dass er den Fuppes mit viel Schmackes umsetzen darf, ohne die unzähligen Logikfehler schadlos umkurven zu können.
In einer an „Mad Max“ gemahnenden Wüstenszenerie versucht man gar nicht erst „Resident Evil: Extinction“ mit dem direkten Vorgänger „Resident Evil: Apocalypse“ zu verknüpfen, weshalb die Orientierung zunächst etwas schwer fällt: Der T-Virus hat mittlerweile den ganzen Planeten umgepflügt, die ungeduldige Umbrella Corporation pfeift in ihren unterirdischen Komplexen auch so langsam aus dem letzten Loch, in einem weiteren Hive experimentiert Schmierlappen Dr. Isaacs (Iain Glen, „Lara Croft: Tomb Raider“, „Darkness“) immer noch fleißig wie erfolglos an Klonen beziehungsweise willenlosen Probanden und erhält vom ungeduldigen Konzern-Chef Albert Wesker (Jason O'Mara) den eindringlichen Rat doch endlich das versprochene Antiserum herzustellen oder mit den Konsequenzen zu leben.
Derweil kurvt Alice (Milla Jovovich, „The Fifth Element“, „Ultraviolet“) vorsichtshalber allein durch die staubige Einöde, um sich den Umbrella-Satelliten zu entziehen und Mitmenschen nicht zu gefährden. Als sie nachts versehentlich mit ihren neuen PSI-Fähigkeiten ihr schnittiges BMW-Motorrad zerdeppert, schließt sie sich einem Konvoi letzter Überlebender an, dem unter anderem die resolute Claire Redfield (Ali Larter, „American Outlaws“, „Final Destination 2“) und ihr alter Bekannter Carlos Olivera (Oded Fehr, „The Mummy“, „Resident Evil: Apocalypse“) angehören. Gemeinsam versuchen sie die letzten Munitions- und Treibstoffreserven zusammenzukratzen, um vagen Hinweisen nach Alaska zu folgen, wo in einem abgelegenen Gebiet das Virus noch nicht toben soll. Umbrella hat mit ihnen aber ganz andere Pläne...
Denn auf dem Weg dorthin warten nicht nur Massen hungriger Zombies, die in allerlei Relikten der ausgestorbenen Zivilisation vor sich hinsabbern, sondern auch aggressive Krähen und eben Isaacs, der Alice für seine Gen-Experimente nur zu gern wieder in die Griffel bekommen möchte und dafür seine Kompetenzen weit überschreitet. Folgerichtig wird die kleine Gruppe auf eine überschaubare Gruppe abgerundet, wenn Heerscharen Untoter den Konvoi überfallen oder Umbrella eingreift. Unschön, dass die regelmäßigen Kämpfe ums Überleben darunter zu leiden haben, dass die blassen Figuren kaum Punkte beim Publikum gesammelt haben, um ein Mitfiebern zu rechtfertigen.
Angesichts der mageren Vorlage verschwendet Russell Mulcahy keinen Moment an der zusammengeklaubten Story, sondern setzt ganz auf das atmosphärische Wüstenszenario und stylische Actionszenen, die grundsätzlich in ziemlich rabiates Zombie-Keulen der splattrigen Sorte ausarten, wenn Alice eingreift, Gegner tranchiert, überfahren, durchlöchert und durchbohrt werden oder man ihnen in graphisch präzisen Details die Birne von den Schultern ballert, bis auch die letzte Waffe im Arsenal ihren Dienst verrichtet hat. Dazu kacheln stimmige Rock-Tracks des unverbrauchten Komponisten Charlie Clouser („Saw“, „Death Sentence“), der sich schon wieder für größere Aufgaben anbietet. Der Australier Mulcahy vermeidet erfreulicherweise einen inflationären Gebrauch moderner Stilmittel und kann sich nebenbei der besten Make Up – Effekte der Kinoserie rühmen.
Aus dem Splash and Dash in der versandeten Zocker-Metropole Las Vegas hätte sich noch etwas mehr unheimliche Stimmung hinauskitzeln lassen können, die im Outback verfallenden Tankstellen und Truckstops verrichten ihren Dienst dagegen besser. Aus Laboren hält man sich dieses Mal weitestgehend genauso fern wie aus abgeschlossenen Arealen, auch wenn Alice zum Schluss noch Rabatz im Hive macht und sich das obligatorische Tentakelmonster vorknöpft. Die sich wiederholenden Taschenspielertricks erschöpfen sich mit der Zeit, weil der Zuschauer grundsätzlich immer wieder mit der selben Situation beackert wird. Ein Zombie springt unter lautem Getöse direkt in die Kamera.
Kleine Gimmicks, wie dezente Westernanleihen, sind eine nette Randnotiz für Insider, zeigen aber keinerlei Wirkung, weil Mulcahy in dieser Beziehung relativ vage inszeniert und formal trotz der neuen Kulisse nicht allzu weit von den Vorgängern abrücken durfte.
Fazit:
Darsteller und Drehbuch sind nicht das Gelbe vom Ei, Russell Mulcahys fetzige Inszenierung kann diese offensichtlichen Schwächen allerdings soweit wett machen, dass man sich ohne weitere Ansprüche ganz problemlos von diesem postapokylaptischen Zombiehorror-Abenteuer unterhalten lassen kann. Die Erwartungen sollten aber schon dahin gehen. Ansonsten wird es nämlich schwer sich von „Resident Evil: Extinction“ unterhalten zu lassen. Viel mehr als stylische Actionszenen, in denen Gut und Böse massiven Blutzoll zu beklagen haben, die etwas graphischer als in den Vorgängern ausfallen und ohne einen orientierungslosen Kameramann richtig Spaß machen, neben einem stimmigen Szenario hat Mulcahys Kinocomeback nicht zu bieten. Grimmiger Humor, eine Prise Selbstironie, ein bisschen mehr Spannung und eine Portion Hintergrundgeschichte hätten aber nicht geschadet. Achja, und die Synchronisation kann man leider mal wieder in die Tonne kloppen.