Review

Als der nicht gerade unumstrittene Paul W.S. Anderson (s. Mortal Kombat) das Survival-Horror-Urgestein Resident Evil verfilmte und in die Kinos brachte, warfen ihm viele die Opferung von packender Atmosphäre zugunsten billiger Actionszenen vor. Nichtsdestotrotz wurde der Film ein veritabler Erfolg und zog demzufolge umgehend einen zweiten Teil nach sich, dem ich im Gegensatz zum ersten Teil, der meiner Meinung nach durchaus gelungen ist, nichts mehr abgewinnen konnte. Ein nahezu blutleerer Film mit zwar grundsätzlich guten Ideen (man kann ahnen, worauf Anderson, der hier das Drehbuch schrieb und auch als Produzent beteiligt war, hinaus wollte), aber einer miserablen und spannungsarmen Ausführung war das Ergebnis einer noch umfangreicheren Anbiederung an das Massenpublikum. Das Konzept ging auf, wieder sollte der Resident Evil-Filmreihe ein finanzieller Erfolg beschieden sein, der den des ersten Teils noch übertrumpfte.
Damit wären wir bei Teil drei. Diesmal unter der Regie von Russell Mulcahy, der seit Highlander (oder spätestens Silent Trigger) kein gutes Projekt mehr in die Finger bekam und nun die Chance hat, mit Glanz und Glorie auf die Leinwand zurückzukehren. Um es vorwegzunehmen (die Note sagt es ja bereits): Das Ziel wurde nicht erreicht. Zwar ist Resident Evil: Extinction nicht so schlecht wie sein Vorgänger, erreicht aber auch bei weitem nicht die Stimmung des Erstlings.

Dabei standen die Vorzeichen nicht schlecht: Das endzeitliche Wüstensetting (der Australier Mulcahy hat sich da offensichtlich bei Kollege Miller ein wenig bedient) hat seine Reize, der Film sollte diesmal wieder blutiger geraten und die Trailer versprachen einige gute Szenen. Doch es gilt auch hier, was für Trailer generell gilt: Sie sind mit Vorsicht zu genießen. Was also ist schiefgelaufen? Die Antwort auf diese Frage beginnt gleich beim Drehbuch. Diesmal hat Anderson (er ist hier genauso beteiligt wie am Zweitling) schlecht gearbeitet und ein Stückwerk von Actionszenen und langatmigen Hängern aneinandergereiht, dass das Gezeigte in der ersten Hälfte anmutet wie ein Schluckauf. Da helfen auch unbeholfene Zitate aus Die Vögel und Day of the Dead nicht. Erst zur Halbzeit gewinnt der Film Boden unter den Füßen, nimmt an Spannung und gut eingesetzten Actioneinlagen zu, um schließlich in einem immerhin halbwegs respektablen Finale zu enden, das lediglich einen hirnrissigen Cliffhanger aufweist, um auch den vierten Teil zu garantieren.
Die gute Alice, mittlerweile (s. Ende von Teil 2) mit Psikräften ausgerüstet, fährt auf ihrem formschönen Motorrad durch die verödete Welt, auf der nunmehr kaum noch Leben herrscht. Es wird auch nicht versäumt, uns das bekannte Symbol des Hersteller dieses auf Hochglanz polierten Zweirads zu präsentieren; dies lässt gleich die Augenbrauen emporsteigen und die Atmosphäre gen Keller sinken, wie in diesem Film die Schleichwerbung auch generell übel aufstößt, da sie sehr prominent und auffällig platziert wurde. Zurück aber zur Geschichte: Alice trifft schließlich auf einen einsamen Zug von Überlebenden, der in gepanzerten und bewaffneten Fahrzeugen unterwegs ist (Kollege Miller lässt schön grüßen). Die Nahrung ist knapp, der Benzinstand niedrig und Munition ist auch nicht mehr unendlich vorhanden, nur Make-Up und Hygieneartikel scheinen im Überfluss vorhanden: Nahezu sämtliche Darsteller sind auf Hochglanz gestylt, bei Spencer Locke und vor allem Milla Jovovich wurde zusätzlich noch ganz offensichtlich massiv mit dem Computer nachgeholfen. Das sieht nicht nur unnatürlich aus, sondern ist zudem gänzlich unpassend für einen zusammengewürfelten, Mangel leidenden Trupp von Notdürftigen, der eigentlich schon länger keine Dusche mehr gesehen haben dürfte. Drücken wir aber beide Augen zu, zählen bis zehn und erblicken:
Las Vegas! Ab jetzt geht's steil bergauf (es will schließlich noch das Mittelmaß erklommen werden), denn die wirren Wogen des Drehbuchs glätten sich und geben den Blick frei auf eine gepflegte Zombieschlacht, in der das Blut nur so spritzt und es einiges an übertriebener Kampftechnik zu sehen gibt. Herrlich überspitzt das Ganze und völlig unlogisch (man achte nur darauf, woher die zahllosen Zombies eigentlich erschienen sein sollen), aber konsequent auf Spaß gebügelt und damit erfolgreich. Die mäßige Story kommt ebenfalls in die Gänge und alles wird auf ein unvermeidliches Finale ausgerichtet. Der Bodycount steigert sich merklich und man schöpft zusätzlich Hoffnung, als der (leider bis ins Groteske überzeichnete) evil scientist, der Gegenspieler von Alice, ein neues Monster kreiert (genauer möchte ich jetzt nicht werden) und der Endkampf unmittelbar bevorsteht. Nach einem viel zu menschelnden Intermezzo mit einem Schwestercomputer des tödlichen Sicherheitssystems aus Teil 1 darf Alice dann loslegen und liefert sich einen recht ordentlichen Kampf mit dem Monster, der leider so schnell beendet ist, wie er begonnen hat.

Schade, ich hatte mir weit mehr erhofft. Mulcahy hat es hier nicht vermocht, einen guten Film zu schaffen, wobei die Grundlagen zugegebenermaßen nicht gerade rosig zu nennen sind: Ein mäßiges Drehbuch mit stückhafter Story und billigen Schockeffekten (Paul, was ist nur seit Event Horizon geschehen?), product placement und imagebesessene Schauspieler mit Schönheitswahn machten die Arbeit wohl nicht gerade leicht. Dennoch hat Mulcahy noch einiges gerettet, lässt in gewissen Szenen eine stimmungsvolle Atmosphäre durchblitzen und zeigt, dass er auf einem besseren Fundament noch weit Stabileres konstruieren könnte. Für Resident Evil: Extinction kann ich allerdings keine klare Empfehlung aussprechen.

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