30 Jahre, nachdem er mit "Suspiria" ein verstörendes Meisterwerk des Horrorfilms gedreht hatte, vollendete Dario Argento mit "The Mother of Tears" seine Mütter-Trilogie über ein Hexen-Trio, das die Welt in Angst und Schrecken versetzen will. Von der handwerklichen Genialität des ersten und auch des kurz darauf gedrehten zweiten Teils "Inferno" ist hier nichts mehr übrig geblieben - "The Mother of Tears" ist ein billig heruntergekurbelter, völlig missratener Gewalt-Trash-Streifen.
Schon die Inszenierung bleibt weit hinter den originellen formalen Mitteln der Vorgängerfilme zurück. Anstatt auf individuelle künstlerische Ausdrucksformen zu setzen, zeigt der Film ohne jede Inspiration die Ereignisse rund um die dritte Hexe und eine junge Archäologiestudentin (die Tochter des Regisseurs, Asia Argento), die unvermittelt zur letzten Hoffnung der Menschheit wird. Weder die Tonspur noch die Bildsprache kommt zu irgendeinem Zeitpunkt über unbedeutendes Mittelmaß hinaus: Billige Settings, eine misslungene Schnittmontage, die immer wieder Szenen allzu abrupt beendet, und eine wackelige Kameraführung ohne irgendwelche Ideen lassen die Story vor sich hin plätschern, können aber keine Akzente setzen. Auch die Szenen, in denen die um sich greifende Gewalt in der gesamten Stadt gezeigt werden soll, wirken höchst billig und konfus inszeniert. Formal ist "The Mother of Tears" mit jedem x-beliebigen Trash-Horrorstreifen austauschbar.
Auch die Darsteller agieren enorm hölzern, plappern ihre dümmlichen Dialoge steif herunter und vermögen niemals den behaupteten Emotionen wie Schock, Angst oder Trauer Glaubwürdigkeit zu verleihen. Speziell die inhaltlich absolut sinnlosen Szenen, in denen die Studentin dem Geist ihrer toten Mutter begegnet und hemmungslos zu weinen beginnt (und dabei immer wieder "Mami, Mami" wimmert), wirken vor allem lächerlich anstatt berührend. Überhaupt entwickelt sich die Handlung reichlich wirr, zeigt immer wieder kaum zusammenhängende, klischeehafte Szenen von Gothic-Mädels, die kreischend und lachend durch die Straßen ziehen und das Sinnbild der neu erstarkten Hexenmacht sein sollen, führt dann die Hauptfiguren wahllos von Ort zu Ort und von Priester zu Priester, um Informationen zu sammeln, und gipfelt schließlich ziemlich zufällig in einem alten Gemäuer, in dem die Hexe ihren Unterschlupf hat. Von inhaltlicher Stringenz fehlt hier weit und breit jede Spur.
Das Einzige, worauf Argento viel Mühe verwendet hat, sind die drastischen Splattereffekte. Die sehen blutrünstig und schockierend aus, ja, werden aber dermaßen voyeuristisch ausgeschlachtet, dass es nur noch ekelhaft ist. Schon der erste Mord zeigt in sinnloser Detailveresessenheit, wie eine junge Frau verstümmelt und mit ihren eigenen Darmschlingen erdrosselt wird. Derlei in Großaufnahme präsentierte Gewaltexzesse gibt es immer wieder - etwa den brutalen Tod, den Udo Kier in einer kleinen Gastrolle sterben muss - und nur hartgesottene Genre-Fans dürften daran Freude finden. Künstlerisch sinnvoll ist das alles nicht, sondern nur primitiv und geschmacklos.
So versagt also "The Mother of Tears" auf ganzer Linie, bietet nichts als blutig-brutalen Horror-Trash mit miesen Darstellern, einer langweiligen Story und wirklich billiger Inszenierung. Einzig der Titelsong, der zum Abspann läuft, ist durchaus gelungen. Auf alles andere kann man gerne verzichten.