Da ist er endlich, der neue Argento. Der angebliche Meister des Horrorfilms konnte mich mit vielen seiner Filme begeistern, enttäuschte aber in den letzten Jahren mit Werken wie „Sleepless“ oder „Card Player“. Dementsprechend niedrig hatte ich meine Erwartungen an „Mother of Tears“ gehalten und so konnte ich auch nicht zu sehr enttäuscht werden. Denn „MoT“ zeigt eindeutig, dass Argentos beste Zeiten vorüber sind. Der Regisseur wirkt uninspiriert, bemüht und was das schlimmste ist, von seiner einstmals Genreprägenden Handschrift ist nicht mehr all zu viel vorhanden. Aber einen Funken davon findet man auch noch in „MoT“. Hier und da erinnert die Ausleuchtung der Sets an vergangene Glanztaten, leider aber viel zu selten. Und dies ist dann auch eines von vielen Problemen des Films. Es kommt einfach keine Stimmung auf. Aus der an sich apokalyptischen Grundidee des Films, in welcher man in Rom die Menschen durchdrehen und Gewalttaten verüben lässt, hätte viel, viel mehr herausgeholt werden können. Dies hätte sicher mehr Aufwand bedeutet, aber so verkommt die angedeutete Apokalypse zu einem typischen ostdeutschen Diskoschlägereinwochenende. Hier und da ein paar Handgreiflichkeiten und das war es. Schade, diese Chance hat Argento vergeben. Vielleicht hätte er sich den guten alten Kaiser Nero noch mal vor Augen führen sollen, der wusste wie eine römische Apokalypse auszusehen hatte.
Das zweite Manko im Film sind die teils anscheinend unterforderten Darsteller. Oder waren sie eher überfordert. Hauptdarstellerin Asia Argento bleibt ebenso Profillos wie der gesamte Rest der Belegschaft. Dem Zuschauer dürfte es sehr schwer fallen, sich mit einem der Protagonisten zu identifizieren, ist deren Handeln vor der Kamera doch enorm blass. Udo Kier hätte Argento sich vollkommen sparen können. Seine Besetzung in einer kleinen Nebenrolle deutet aber daraufhin, auf welchen Niveau sich der Film bewegt – Abwärts in Richtung B-Movie. Als solches funktioniert „MoT“ nämlich und hebt sich sogar vom ewigen Slasher- und Geistereintopf der überfüllten Videoregale wohltuend ab.
Einen Bonuspunkt bekommt der Film von mir wegen des Zitierens von „Phenomena“ am Ende und den graphischen Splattereffekten, obwohl diese auf keinen Fall als vordergründiger Bestandteil des Films gesehen werden sollten. In diesen Szenen zeigt sich auch, was Argento kann. Warum nur hat er dies nicht den ganzen Film über so gemacht? Denn in dieser (in der momentanen Verleihfassung auch noch gekürzten) Form taugt „MoT“ zwar als nettes B-Filmchen mit annehmbarem Unterhaltungswert, als Abschluss der recht lose inszenierten „Mutter-Triologie“ ist der Film aber eine kleine Enttäuschung geworden. Nix Apokalypse! Nix Spannung! Nix Argento! „MoT“ grenzt eher schon an Tits and Ass – Movies mit peinlichem Okkultem Sabberschleim. Schade drum und trotzdem gibt es von mir sieben Punkte, da ich mich letztendlich nicht wirklich gelangweilt oder schlecht unterhalten, aber etwas verarscht, gefühlt habe.