Vor Jahren las ich in einer amazon.de-Rezension zu einem Dario-Argento-Taschenbuch aus dem MovieStar-Verlag folgenden Satz: "
Mein Gott, wie kann man Dario Argento bloß vor seinen "Fans" schützen?"
Heute wirkt dieser Satz wie ein heiliges Relikt aus einer Zeit, in der man seine Zunge noch im positiven Ton über Argento schnalzen lassen konnte. Eine Zeit, in der der Filmautor Dario Argento trotz des enorm schwachen Alterswerkes als unantastbar und eben schützenswert galt. Wie schnell die Jahre und selbst der kleinste Hauch an kreativer Energie vergehen, zeigt Argentos 2007er Film LA TERZA MADRE. Eine stupide Selbstdemaskierung, in der Argento sein eigenes Werk banalisiert und - ganz eben wie das Fandom aus Splatterkreisen - seinen eigenen Personalstil auf brutalste Gewaltakte reduziert und mißinterpretiert.
Hinter den überpräsenten Gewaltszenen steht eine vollkommen hanebüchene, unfreiwillig komische Gruselstory, die nichts mehr mit den labyrinth-artigen Horrormärchen der angeblich geistigen Vorgänger SUSPIRIA und INFERNO gemein hat, und die zu allem Überfluss in unerhört uninspirierte Fernsehkrimi-Optik gehaucht ist. Da erinnert Argento an das schlechte Spätwerk seines alten Kollegen Lucio Fulci, der einst ähnlich lieblos heruntergekurbelte Okkultspierenzchen von der Stange ablieferte. Wo aber Fulci immer noch mit No-Budget-Charme augenzwinkernden Kontakt mit seinen Fans aufnahm, ist Argentos Haltung immer noch die eines großen, ernsten Magier des Filmhorrors. Die Fallhöhe ist größer, der Aufprall gigantischer. Kreativ-Bankrott.
Um möglichst wenig über dieses Machwerk zu schreiben, bleibt mir abschließend nur zu sagen: "Mein Gott, wie kann man Dario Argento bloß vor sich selber schützen?"