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Als Filmemacher leider ewig unterschätzt und ohne das nötige Fortune, um in der ersten Liga Hollywoods jemals eine richtige Chance bekommen zu haben, hat sich der britische Regisseur Anthony Hickox längst mit seinen früheren Horrorfilmen und den dann später folgenden B-Actionthrillern („Blast!“, „Submerged“) einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Ich selbst bin eigentlich von fast jedem seiner Filme begeistert, kann er aus begrenzten Budgets noch einiges herausholen und erkennt man in ihm oft den innovativ inszenierenden Geek auf dem Regiestuhl, denn seine Filme sind in den meisten Fällen sehr unterhaltsame Filmvergnügen.

Diese These bestätigt auch sein frühes Regiedebüt „Waxwork“, das trotz offensichtlich beschränkter, finanzieller Mittel so erfolgreich war, dass vier Jahre später noch ein adäquates Sequel folgen sollte.

In gerade einmal drei Tagen schrieb Hickox sein Drehbuch, konnte gleich ein paar bekannte Gesichter für seinen ironischen Episodengang mit den kultigsten Horrorfiguren der Filmgeschichte gewinnen und sich dabei stets auf seinen Kumpel Bob Keen verlassen, der nicht nur die Second Unit übernahm, sondern auch maßgeblich für die liebevollen, blutigen Effekten verantwortlich war, die seiner Karriere (u.a. später auch „Dog Soldiers“) sichtlich förderlich waren.

Das Konzept ist eigentlich simpel wie spannungsfrei, denn Hickox setzt hier auf eine phantastische Story mit reichlich Verweisen, Hommagen und Ehrerbietungen, indem er eine Handvoll Jugendlicher (u.a. der „Gremlins“ geschädigte Zach Galligan) einer Kleinstadt (Natürlich *gg*), die nicht von ungefähr natürlich auch ein paar typische Klischees zu erfüllen haben und lauter Stereotypen sind, nach einer kurzen Exposition in das Wachskabinett des teuflischen Mr. Lincoln, den David Warner („Straw Dogs“, „Cross of Iron“) auch herrlich finster und bösartig verkörpert, schickt.

Diese Einladung kam nicht von ungefähr, denn so echt die legendären Horrorwesen in Lincolns Kabinett auch aussehen.... sie sind es! Und Lincoln hat den Masterplan schlechthin. Er will die Wesen in die Realität überführen. Doch dafür braucht es Opfer. Wer einen näheren Blick auf die Figuren wirft, wird flugs in einen Albtraum nach klassischem Format geschubst, wo alsbald die Begegnung mit dem klassischen Monster bevorsteht und das endet entweder blutig oder tödlich oder beides.

Ob nun sich nun John Rhys-Davies („Raiders of the Lost Ark”, „The Lord of the Rings”) in einen Werwolf verwandelt und Menschen reißt, Tarzan-Darsteller Miles O'Keeffe sich als Graf Dracula einen weiblichen Teenager schnappt oder Hickox in schwarzweiß im Stil von George A. Romero die Zombies loslässt, mit einem Augenzwinkern ist er immer bei der blutigen Sache und sei es nur, weil sich ein Werwolf mal ganz entspannt die Holzspäne von der Schulter wischt, nachdem auf ihm ein Stuhl zerschlagen wurde. Auch die comichaften Effektkreationen, meist mit überdurchschnittlicher Gewaltdarstellung (insbesondere im Dracula-Kapitel), die die Chose schon ins Absurde ziehen, sind jeweils allerliebst und zeugen von der investierten Leidenschaft des F/X-Künstlers. Da werden Körper gespalten, angefressen oder zerfetzt und läuft der rote Saft in rauen Mengen, dass es nicht ernst gemeint sein kann – übrigens vier Jahre vor „Braindead“

Respekt bleibt trotzdem des oberste Gebot, denn lächerlich wird die Angelegenheit nicht. Hickox will trotz seines Humors die Vorbilder huldigen und sie verblödeln, so dass insbesondere eingefleischte Genrefans hier ihren Mordsspaß haben können.
Neben den schon erwähnten Darstellern darf übrigens Patrick Macnee („The Avengers“) als im Rollstuhl sitzender Retter in der Not mit Wissen glänzen und mitsamt seiner entschlossenen Rentnertruppe zum finalen Angriff auf die Monsterschar blasen.

Der Look des Films bleibt günstig, passt damit jedoch prima zum Charme des Films, der mit einem B-Movie-Touch ein fast schon schmuddelig-schauriges Vergnügen ist und damit der integrierten Legenden entspricht, die zum Teil ja auch der einfach ausgearbeiteten Literatur entspringen. Insbesondere die mit Liebe zu simplen Details geschaffenen Sets, grundlegend mit Phantasie gestaltet, sind ein echter Genuss für Genrefreunde.

Über allem schwebt jedoch ständig der schwarze Humor, der selbst den brutalsten Szenen das Grauen nehmen kann und die wenigen abseits der Rahmenhandlungen stattfindenden Subplots flott vorantreibt, weil sie so interessant nicht sind und man als Zuschauer ohnehin wieder auf die nächsten kurzen und knackig gehaltenen Horrorepisoden wartet, die übrigens lose nach nicht bestimmter Reihenfolge mit dem Besuch der Jugendlichen im Kabinett verknüpft sind.

Der Spaß, den hier alle Beteiligten hatten, und der Enthusiasmus, den sie teilen möchten, überträgt sich schnell auf das Publikum, was natürlich vor allem einmal mehr an Hickox attraktiver Umsetzung liegt, die jeweils den Grad zwischen Effektfrönung, schwarzem Humor und ernstgemeinter Hommage findet.


Fazit:
Temporeiche, putzige Horrorkomödie, die mal eben alle möglichen Horrorlegenden vereint und jeder eine eigene Episode gönnt, wo sie sich dann über ein Opfer hermachen darf. Die Bilder sind blutig, der Grundton aber eher witzig als gruselig und die Umsetzung liebevoll. Da spürt man förmlich die Leidenschaft der Macher an der Produktion. Die Atmosphäre gerät stimmungsvoll, die Aufmachung ist eher altmodisch und das Wiedersehen mit einigen Bekannten der Filmgeschichte ein Heidenspaß.
Ich bin nun wirklich kein ausgemachter Horrorfan, aber wer mit soviel Einfallsreichtum und Ironie einen so sympathischen Film zustande bekommt und dabei noch kurzweilig unterhält, hat meine Stimme. Anthony Hickox stellt seine exzellenten Fähigkeiten damit bereits früh unter Beweis. Schwer amüsant und leidenschaftlich, so habe ich das gern. Einmal mehr erweist sich Hickox als Qualitätsgarant.

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