Gleich mit seinem Regiedebüt einen Film mit mehr oder minder schwerem Kultstatus zu drehen ist eine Leistung, doch Anthony Hickox gelang es mit „Waxwork“.
Eine ganz normale Vorstadt und ganz normal umrissene Teenhorror-Figuren bevölkern die Welt von „Waxwork“. Da ist das nette Rich Kid Mark Loftmore (Zach Galligan), der immer noch der Megaschlampe China (Michelle Johnson) hinterher rennt, deren beste Freundin Sarah (Deborah Foreman) und der Spaßvogel Tony (Dana Ashbrook), die alle zusammen rumhängen und schon die charakterlich wenig ausgearbeitete Masse an potentiellen Helden und Opfern abgeben, doch immerhin gestaltet Anthony Hickox die Einführung angenehm kurz und lässt den Figuren gar keine Chance so richtig flach zu wirken.
Der sinistre David Lincoln (David Warner) lädt die Truppe nämlich zu einer nächtlichen Besichtigung seines Wachsfigurenkabinetts ein. Was keiner weiß: In den Wachsfiguren sind die Geister der jeweiligen Kreaturen und sobald man die Absperrungen übertritt, holen sie denjenigen als Opfer. Haben alle ein Opfer, wollen sie ausbrechen und die Erde stürmen…
Das ist dann der rote Faden, der die einzelnen Episoden miteinander verbindet, aber noch stringenter als der des zweiten Teils ist. So gibt es hier auch mal ein paar Verschachtelungen, z.B. dass sich die Polizei wundert warum so viele Jugendliche verschwinden, und die Story spielt nicht ausschließlich im Wachsfigurenkabinett (aber doch zum Großteil). Dazwischen gibt es immer wieder einzelne Episoden in den Welten von Werwolf, Marquis de Sade, Mumie usw. Jedoch besitzt jede dieser Episoden in sich einen vernünftigen Spannungsbogen und keine davon ist zu lang.
Zudem merkt man Anthony Hickox in jeder Szene seine Liebe zu den großen Vorbildern an, die er hier exzessiv zitiert. Die Sets alter Universal- und Hammerfilme werden stilistisch gut in den Episoden mit den klassischen Monstern kopiert, die „Night of the Living Dead“ Episode hingegen ist sogar komplett in schwarz-weiß. Wie im klassischen Monsterfilm darf auch der Lynchmob am Ende nicht fehlen, der schon allein durch sein Aussehen sehr an erboste Bauern erinnert und man ihn daher gut unter Humor abbuchen kann.
Allerdings ist „Waxwork“ nicht ganz so witzig wie die Fortsetzung. Zwar bietet der erste Teil dafür mehr Schocks und Gruselstimmung, aber so schweißtreibend wie „Halloween“ oder „Nightmare on Elm Street“ ist er bei weite nicht. Stellenweise bricht dann aber doch schwarzer Humor durch, vor allem in der Szene mit dem Folteropfer, das Tipps zum Vampirtöten gibt und durch Missgeschicke in der Folgezeit immer wieder Schmerzen erleidet. Tunlichst meiden sollte man die schlechte deutsche Synchro des Films, die viel Witz kostet und ihn lieber im englischen Original genießen.
Ebenfalls wirklich gut gelungen sind die Effekte des Films, vor allem bei Beachtung des niedrigen Budgets. Zwar sehen sämtliche Monster comichaft überzeichnet aus (gerade der Werwolf), doch stimmige Hommagen an ihre Vorgänger geben sie trotzdem ab. Auch die Goreeffekte sind nett anzusehen (z.B. ein abgerissener Kopf oder ein in entzwei gerissener Körper), denn im Inszenieren effektreicher Filme liegt ja Hickox’ Stärke. So sind auch die kleinen Actionszenen (vor allem bei der finale Battle Royal zwischen Monstern und Lynchmob) halbwegs spektakulär anzusehen.
Doch trotz des Spaßes, den „Waxwork“ macht, machen sich doch einige Fehler im Detail bemerkbar. Da wiegt die schlappe Charakterzeichnung gar nicht mal schwer, da man angesichts der Effekte und des hohen Tempos eh keine toll ausgearbeiteten Figuren braucht. Leider merkt man „Waxwork“ teilweise an, dass es ein Debüt ist, denn teilweise verschenkt Anthony Hickox trotz hier schon merklichen Talents ein wenig die Atmosphäre. Hätte Hickox damals schon seit später noch verfeinertes Talent besessen, dann wäre „Waxwork“ vermutlich noch besser geworden.
Das Jungvolk spielt dann auch recht gut die nur grob umrissenen Charaktere, wobei vor allem Dana Ashbrook („Twin Peaks“) positiv auffällt, obwohl man ihm leider nur wenig Screentime zumisst. David Warner als Fiesling hat Ausstrahlung, Patrick Macnee kommt als guter Support in einer Gastrolle halbwegs ordentlich zum Zuge und auch die Nebendarsteller machen einen guten Job. Anthony Hickox ist wie in sehr in vielen seiner Filme auch in einer kleinen Rolle dabei, hier als englischer Prinz.
Anthony Hickox’ Regiedebüt hat inszenatorisch noch seine Ecken und Kanten, doch schwer unterhaltsam ist er dank des abgefahrenen Szenarios, des zackigen Tempos sowie der zahlreichen Effekte und Zitate allemal. Einer der besten Anthony Hickox Filme, vielleicht sogar der beste.