Review

Ja, auch ein Actionstar wie Jean-Claude Van Damme kommt in die Jahre, aber wenn es um den körperlichen Einsatz geht, benötigt er wenigstens noch kein Body Double zum Schuhe zubinden.
Beim Rest merkt man allerdings recht bald, dass bei den Machern totale Uneinigkeit herrschte, denn ein auf Action versierter Regisseur wie Isaac Florentine („Undisputed 2“) würde es deutlich ausgiebiger poltern lassen, - wobei, den Plot, der vom Niveau her unter jeder beliebigen Folge „Knight Rider“ bleibt, hätte auch er nicht maßgeblich aufpolieren können.

Van Damme mimt hier den verbitterten und wortkargen Cop Jack, der sich von New Orleans nach New Mexico versetzen lässt, um als Border Patrol Agent einigen Ex-Navy Seals die Drogen wegzunehmen.
Er hat einen Hasen im Käfig dabei, der auf das Motiv seiner Mission hindeutet.

Dieser Hase fällt sogleich auf, vor allem weil sich Van Damme in seiner ersten Szene während einer Autofahrt Möhren mit ihm teilt, später ist er aber nicht mehr so wichtig.
Was noch auffällt, ist Van Dammes hübsche Tochter Bianca Van Varenberg, der zwei, drei kurze Szenen in Form von Flashbacks zuteil werden, worin sie seine Filmtochter verkörpert.
Nun ist klar: Tochter, Hase, Drogen, - das Motiv.

Aber so impulsiv geht der gebürtige Belgier leider nicht vor, vielmehr kehrt er zu den Wurzeln seiner früheren Schauspielkunst zurück, die darin bestand, unbedarft und zugleich ausgebrannt dreinzuschauen.
Mit den Bösewichten sieht es jedoch viel finsterer aus, denn die lassen kaum mitreißende Antipathie aufkommen. Zu Beginn zeigt man sie kurz während eines Kriegseinsatzes in Kabul (okay gestaltetes Setting in Bulgarien), wo sie einen Pups auf Zivilisten mit Sprengstoff am Körper geben, um ihnen später bei relativ uninteressanten Aktivitäten zwischen Mexiko und USA (okay gestaltete Settings in Bulgarien) beizuwohnen.
Aber, wo sind bloß so markante Endgegner wie Fender, General Bison oder Chong Li geblieben…?

Allenfalls der stets akrobatisch wirbelnde Scott Adkins bringt ein paar brauchbare Ansätze von herzhafter Kampfkunst, - er stellt aber noch nicht einmal den Hauptfiesling dar, der seinerseits große Worte schwingt, aber eben nicht seinen Lulli-Körper in Bewegung setzt.
Van Damme ist indes aber gut in Schuss; um seine Beweglichkeit vorzeitig unter Beweis zu stellen, darf er erstmal ein paar Rednecks in einer Kneipe platt machen, später ordentlich um sich ballern und gegen Ende eben gegen Adkins antreten.
Besonders die Kampfszenen erinnern auf angenehme Weise an ältere Streifen mit Van Damme, die Choreographie, mit in Zeitlupe fallenden Körpern, kann da sogar größtenteils mithalten.

Nur um die altbackene und eindimensionale Handlung ist es nicht gut bestellt.
Da werden Schmuggler mit Nachtsichtgeräten observiert, ein Flüchtiger mit umgebundener Sprengladung aufgegabelt, ein Bus mit verkleideten Priestern unter Beschuss genommen und ein Verräter aus den eigenen Reihen ausgemacht.
Die Actionanteile gehen soweit in Ordnung, doch ein Mitfiebern ist kaum gegeben, weil die Bösen nicht böse genug agieren und dem Guten zu wenig Tiefe verliehen wird.

Dabei ist ein ordentlicher Erzählfluss durchaus gegeben, doch die wahre Action mit Romms Bomms kommt eben viel zu kurz.
Denn, wen interessiert ein Klischeetyp von Drogenheini, der sich mit Zigarre und Tittenmenschen im Pool umgibt, wenn er innerhalb der nächsten Minuten eh den Löffel abgibt und wofür hilft Van Damme seiner Vorgesetzten aus einer Suff-Situation, wenn die beiden ohnehin nicht in der Kiste landen, oder ach, der werdende Bürgermeister, der sich vor den Kameras mit Dummschwätzerei profilieren will, - alles nur elende Laufzeitstrecker.

Etwas spannender gestaltet sich das erst, als unser immer noch muskelbepackter Kämpfer kopfüber in den Fängen der Bösen landet, ein kleiner Twist für geringfügige Abwechslung sorgt, man sich aber fragen muss, wer Emile ist.
Ansonsten wirkt leider einiges stark konstruiert und dementsprechend zahnlos, wie der Arena-Kampf im mexikanischen Knast oder das Auffliegen aufgrund eines Tattoos auf der Fingerkuppe.
Bei dieser Produktion bewahrheitet sich: Zu viele Köche verderben den Brei!

Unter entsprechender Regie hätte es also eventuell ein richtig okayer Actioner werden können. Ein wenig `Back to the Roots´ mit wenig Mimik und vollem Körpereinsatz, doch im Endeffekt ist daraus leider nur ein halbgarer Streifen mit zu wenigen Konfrontationen entstanden, dem auf allen Ebenen das Herzblut fehlt.
Gewiss unterhaltsam für langjährige Freunde des belgischen Kampfsportlers, für alle anderen wohl eher eine inhaltliche Nullnummer.
Knapp
6 von 10

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