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Es ist längst ein offenes Geheimnis, dass nach Abschluss der Dreharbeiten zu "The Shepherd: Border Patrol" einiges nicht so lief, wie sich insbesondere Regisseur Isaac Florentine ("Cold Harvest", "Undisputed II: Last Man Standing") das eigentlich vorgestellt hatte, als er von Sony nach wenigen Tagen im Schneideraum ausgebootet und vor die Tür gesetzt wurde, Jean-Claude Van Damme ("Bloodsport", "Double Impact") sich darauf nonchalant selbst daran machte seine eigene Version zusammenzubasteln und schließlich Sony auch noch Veränderungen vornahm. Zu viele Köche verderben bekanntlich den Brei und so blickt man als enttäuschter Genrefan ziemlich nüchtern auf ein gerade einmal überdurchschnittliches B-Movie, das angesichts der einmaligen Konstellation vor und hinter der Kamera nichts anders als ein Genrehighlight hätte werden müssen, letztlich aber nicht mehr als den üblichen Sony-Crap darstellt, mit dem der Konzern Monat um Monat den Home Entertainment Markt förmlich überflutet, ohne sich um die Qualität der Produktionen zu scheren.

Baustellen gibt es hier offensichtlich mehr als genug und es ist nur zu verständlich, warum Isaac Florentine sich inzwischen von dem Film distanziert, denn seine Handschrift ist allenfalls noch in der Kameraführung und ab und zu in den Martial Arts - Fights erkennbar, die dem Niveau seiner vorherigen Filme allerdings meilenweit hinterherhinken.
Es wäre zu müßig nun im nachhinein zu klären, wer da nun wem ins Handwerk gepfuscht hat und wieviel der Actionszenen im Schneideraum geblieben sind. Fakt ist allerdings, dass die Fights relativ selten und dann auch noch ungewohnt kurz geraten sind, nicht einmal sonderlich spektakulär ausfallen und man insbesondere während des auch nicht gerade umwerfenden Kampfes zwischen Scott Adkins ("Special Forces", ""Undisputed II: Last Man Standing") und Jean-Claude Van Damme den Eindruck gewinnt, dass da einiges fehlt.
Daneben muss sich Fight-Choreograph J.J. Perry allerdings auch mal die Frage gefallen lassen, ob er seine Choreographien nicht irgendwann mal weiterentwickeln möchte, denn die Moves kennt man (inklusive Kameraeinstellungen) längst aus so ziemlich allen Filmen an denen er in letzter Zeit beteiligt war - insbesondere "Undisputed II: Last Man Standing".

Auch deswegen wird "The Shepherd: Border Patrol" nicht der bittere Nachgeschmack einer typischen Direct-to-DVD - Produktion aus dem Hause Sony los, der es mal wieder massiv an Eigenständigkeit, Charakter und einer Handschrift mangelt. Von der monotonen Optik bis hin zu den Soundeffekten wirkt wieder alles mutlos, standardisiert und ideenlos zusammenmontiert, obwohl den Fights natürlich nicht jegliche Akrobatik zu nehmen war.
Dass das ursprüngliche Drehbuch darüber hinaus von den Produzenten ohne Wissen der Autoren umgeschrieben (sprich verschlimmbessert) wurde, dürfte inzwischen auch hinreichend bekannt sein. Nun ist daraus eine 08/15 - Geschichte geworden, deren Hauptrolle ebenso gut Steven Seagal oder Wesley Snipes spielen könnte.

Van Damme selbst agiert erschreckend lustlos als rachsüchtiger Cop aus New Orleans, der sich nach dem Drogentod seiner Tochter an die mexikanische Grenze versetzen lassen hat, um einer Gruppe Ex-Elitesoldaten einzuheizen, die unter anderem mittels illegaler Einwanderer Drogen nach Amerika schmuggeln. Die Story erweist sich dabei weder als relativ spannend noch zweckmäßig, sondern ziemlich belanglos. Der Ablauf erfolgt ziemlich ordinär und erinnert in einigen Szenen entfernt an die Actionklassiker des Belgiers. Nun sind Drehbücher bekanntlich selten die großen Stärken von B-Actionern, aber mit etwas mehr Drive hätte man die Geschichte schon vortragen können. Nicht nur die erfahrenen Semestern werden nämlich nach knapp 10 Minuten wissen, wie der Hase läuft und wie der Film am Ende ausgehen wird.
Dass Bulgarien als Ersatz für Texas / Mexiko herhalten muss, macht die Sache natürlich auch nicht besser, obwohl die Setdekorateure sich durchaus Mühe gegeben haben.

Die Actionpalette wird durch eine Verfolgungsjagd und mehrere Shootouts komplettiert, die allerdings enttäuschend unspektakuläre Ausmaße annehmen, und den von Florentine eigentlich gewohnt akrobatischen Over-the-top-Stil nur zart andeuten. Klar, es suppt bisweilen ganz ordentlich und die Gegner wirbeln auch mal durch die Luft, aber hey, das ist ein Florentine-Film und da hat dieser eigentlich so begnadete Action-Regisseur in der Vergangenheit einfach weitaus Besseres abgeliefert. Man kann nur vermuten, dass Sony so ziemlich alle unorthodoxen Anleihen ans Hongkong-Kino rausgeschnitten hat, um den Film massenkompatibler anzupassen. Das würde jedenfalls die merkwürdig kurzen und unspektakulären Actionszenen erklären.

Letztlich sei nochmal erwähnt, dass sich das vermutlich erst einmal schlechter anhört, als "The Shepherd: Border Patrol" eigentlich ist. Gemessen an den Erwartungen, kann man den Film allerdings nur als Enttäuschung bezeichnen, weil hier offensichtlich viel schief lief und dem Publikum nicht das geboten wird, was es eigentlich sehen will: Einen Actionthriller, vollgepackt mit spektakulären Martial-Arts-Fights und einer kurzweiligen Story, die nicht mal sonderlich einfallsreich sein muss, aber wenigstens Drive besitzen sollte. Da helfen ersatzweise auch ein paar Gags nicht.


Fazit:
Im Kino hat dieser Film wirklich nichts verloren, soviel ist sicher. "The Shepherd: Border Patrol" stinkt gegen Isaacs Florentines frühere Filme deutlich ab und ist nichts anderes als eine herbe Enttäuschung für die Action-Community, die die Veröffentlichung seit Bekanntgabe des vielversprechenden Projekts herbeigesehnt hat.
Es gibt gerade mal ZWEI richtige Martial - Fights im Film. Der Rest setzt sich aus einer Handvoll kurzer Moves zusammen, in denen vor allem Scott Adkins seine Talente aufblitzen lässt, die relaxten Verfolgungsjagden und Shootouts kann man dem Actionanteil kaum zubuchen, so entspannt gehen sie vonstatten.
Da die vorhersehbare Story auch keine Bäume ausreißt und die durchschnittlich motivierten Darsteller (u.a. Nu Image - Inventar Todd Jensen und J.J. Perry in kleinen Nebenrollen) größenteils sehr unauffällig agieren, bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob Isaac Florentine da noch viel hätte ändern können. Seine Version müsste sich schon ganz massiv von dem vorliegenden Cut unterscheiden.

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