Review
von Alex Kiensch
Kurz nachdem sie mit dem Genre-Klassiker "Halloween" berühmt geworden war, übernahm Jamie Lee Curtis die Hauptrolle in einem weiteren grundlegenden Film der 80er-Jahre-Splatter-Welle: In "Prom Night" spielt sie eine Schülerin, die anlässlich des Abschlussballs von ihrer Vergangenheit eingeholt wird - als Kind starb ihre kleine Schwester bei einem tragischen Unfall. Nun erhalten ihre Freunde, die damals an dem Unfall beteiligt waren, mysteriöse Drohanrufe, die auf dem Abschlussball blutige Realität werden: Ein Killer geht um.
Bis auf wenige namhafte Ausnahmen, wie die "Freitag, der 13."- oder "A nightmare on Elm Street"-Reihen, sind die meisten Teenie-Splatter, die in den 80ern haufenweise gedreht wurden, billig herunter gekurbelt und wirken heutzutage oft recht altmodisch. Diesem Schicksal entgeht auch "Prom Night" nicht ganz, obwohl er selbst heute noch unter Genre-Fans als früher Höhepunkt gilt. Mit einfachen Mitteln gedreht und formal zu keiner Sekunde originell oder allzu eigenständig, erfüllt der Film die klassischen Regeln des Genres: Ein Killer fordert Rache für eine Tragödie aus der Vergangenheit und fordert diese zu einem bestimmten Datum unter den nichts ahnenden Teenagern ein. Diese schlichte Story wird insgesamt sehr behäbig erzählt und bietet kaum mehr als bedingt talentierte Darsteller (Jamie Lee Curtis dürfte da die Ausnahme bilden) und streckenweise tumbe Dialoge.
Wirklich problematisch ist aber das betuliche Tempo, das heutigen Horrorfreaks wohl keinesfalls zusagen dürfte. Um genau zu sein, dauert es eine volle Stunde, bis der erste Mord geschieht, und die Zeit bis dahin wird gefüllt mit falschen Fährten, uninteressanten Zicken-Terror-Dramen und Wer-geht-mit-wem-Liebeswirren auf Telenovela-Niveau. Dadurch entsteht nur stellenweise Spannung und über weite Strecken pure Langeweile.
Auf der Habenseite verbucht "Prom Night" allerdings eine wirklich gut eingefangene 80er-Jahre-Jugend-Atmosphäre (die in einer sehenswerten Disco-Tanzeinlage von Jamie Lee Curtis gipfelt), die gelungene Verunsicherung des Zuschauers, der dank mehrerer falscher Verdächtiger bis zum Schluss nicht ahnt, wer der Killer ist, und eine durchaus blutig-spannende Schlussphase, auch wenn die Splatter-Effekte bis auf das Finale nicht sehr überzeugend oder gar schockierend wirken. Und mit dem Slapstick-Star Leslie Nielsen in einer überaus ernsten Nebenrolle bietet der Film sogar ein äußerst rares Kuriosum.
Als früher Beitrag zur 80er-Splatter-Euphorie kann "Prom Night" leidlich unterhalten, bietet Blut, eine Story, die am Ende sogar tragödienhafte Züge entwickelt, und alle Elemente, die einen altmodischen Splatterfilm ausmachen. Vielleicht ist das eine Erklärung dafür, dass er trotz mangelhafter Inszenierung und schwacher Darstellerleistungen so erfolgreich, ja sogar stilbildend wurde, dass er immerhin drei Fortsetzungen und ein Remake nach sich zog.