„Sie glauben wohl nicht, dass eine Ratte eine Seele hat?!“ (eine Ratte vielleicht nicht – aber das Haus…)
Nachdem im vierten Teil der Horrorfilmreihe um das berüchtigte Haus in Amityville das Böse in eine Stehlampe (!) floh, ging der amerikanische Regisseur Tom Berry („Blind Fear – Nackte Angst“) im Jahre 1990 neue Wege, indem er für die kanadisch-US-amerikanische Koproduktion „The Amityville Curse – Der Fluch“ auf die Vorgeschichte um das berüchtigte Haus der Familie Lutz verzichtete und stattdessen einen zwölf Jahre zurückliegenden Mord als Aufhänger nahm.
Vor zwölf Jahren geschah ein Mord in der US-amerikanischen Kleinstadt Amityville. Eine Clique junger Erwachsener kauft das seitdem leerstehende Haus, in dem die schrecklichen Ereignisse geschahen, und gründet dort eine Wohngemeinschaft. Doch schon bald werden sie Zeuge eigenartiger Phänomene, die schließlich lebensbedrohliche Ausmaße annehmen…
Nach dem Rückblick im Prolog, aus dem auch gar nicht zweifelsfrei ersichtlich wird, ob es sich um das berühmte Gebäude der vorausgegangenen Amityville-Filme handelt, liefert „The Amityville Curse – Der Fluch“ in erster Linie schon x-mal gesehenen, billigen Spuk aus der Klischee-Kiste. Da suchen zähnefletschende Hunde das Grundstück auf, da fliegen ein paar Bücher wie von Geisterhand aus dem Regal und erscheint das Haus allgemein wenig einladend, während sich der eine oder andere Bewohner unheimlichen Träumen und Visionen ausgesetzt sieht. Mit blutigen Spezialeffekten oder Masken wird dabei kaum gearbeitet, die ganze Sause wirkt uninspiriert und plagiatorisch. Die relativ gesichtslosen Darsteller, die wenigstens dankenswerterweise gängige Teenie-Horror-Standards umschiffen, machen die Sache auch nicht besser und neigen bisweilen zu unfreiwilliger Komik. Es fällt dem Film schwer, gruselige Atmosphäre zu entfalten, insbesondere in Anbetracht der Schießbudenfiguren von Charakteren. Da baumelt plötzlich jemand aufgeknüpft in den Bäumen, woraufhin man hysterisch aus dem Fenster brüllt: „Was ist denn?!“ – damit punktet man zumindest auf der Trash-Skala.
Mit der Zeit jedoch kristallisiert sich heraus, dass man die typische Amityville-Besessenheitsthematik mit (Achtung, Spoiler!) einer Familientragödie um das uneheliche Kind des örtlichen Pfaffen (Spoiler-Ende) verbindet, wenn auch auf reichlich unspektakuläre Weise. Gewisse Qualitäten entwickelt „The Amityville Curse – Der Fluch“ ab der Wiederaufnahme der Beichtstuhlszene aus dem Prolog. Kurz vorm Finale wird’s endlich schön schaurig, bekommt der Film seine wahrhaft düstere Stimmung und unterstützt die Musik das Geschehen angemessen – all das wohlgemerkt ohne dass an dieser Stelle Übersinnliches im Spiel wäre. Anschließend folgt ein brutaler Showdown, für den dann doch reichlich Spezial- und Make-up-Effekte zum Einsatz kommen. Das ist wahrlich nicht schlecht, der Bezug zur „Amityville“-Reihe jedoch wirkt wenn nicht an den Haaren herbeigezogen, so doch beliebig austauschbar und in erster Linie Vermarktungszwecken geschuldet. Und leider enttäuscht der lange Hauptteil des Films mit Belang- und Ideenlosigkeit; das Pulver der Herren Berry & Co. reichte offensichtlich nur fürs letzte Drittel.