„The Strangers“ ist zwar kein Remake von „Them“, weist aber viele Gemeinsamkeiten zu dem französischen Schocker auf, die ihn schon sehr in dessen Nähe rücken.
Kristen (Liv Tyler) und James (Scott Speedman) kehren von einer Feier zurück, doch die Stimmung ist ziemlich im Eimer. Der Grund: Sie sagte Nein zu seinem Heiratsantrag. Von daher ist die gemeinsame Zukunft der beiden ungewiss, die unterschiedlichen Vorstellungen haben sie etwas entfremdet – insofern sind vielleicht füreinander leicht fremd geworden, wenn man auf den Titel „The Strangers“ schaut.
Doch auch den beiden Fremde, ein maskiertes Trio, finden sich in der Nähe des Hauses ein und beginnen damit das Paar in dem abgeschiedenen Domizil zu terrorisieren, wobei ihre Attacken immer heftiger werden...
„The Strangers“ ist alles andere als ein Genreneuerfindung, er verfolgt die Tradition von Werken wie „Last House on the Left“, „Motel“ oder „Them“. Insofern ist die Prämisse wenig überraschend, nach der Exposition geht es rein um den Überlebenskampf des Paares. Die Einführung ist etwas lang geraten, sagt über den Beziehungsknatsch hinaus leider wenig zu den beiden Hauptfiguren, ist aber immer noch etwas kürzer als beim vergleichbaren „Them“ gehalten.
Doch mit der Attacke der Maskierten beginnt ein wirklich gut inszenierter Horrorthriller, der die fehlende inhaltliche Charakterisierung durch große bildliche Nähe zu seinen Hauptfiguren kompensiert: Stets nah dran mit der Handkamera, ähnlich wie „Them“, aber weniger wackelig und mit edlerem Look, dem größeren Budget sei Dank. Besonders fies ist das wiederholten Zeigen von Haushaltsgegenständen (der angefangene Eisbottich etc.), als wolle „The Strangers“ die „my home is my castle“-Ideologie verhöhnen – denn Fenster und Türen erweisen sich bald als brüchige, leicht penetrierbare Barrieren.
Blut und Gewalt gibt es wenig zu sehen, stattdessen spielt „The Strangers“ geschickt mit unwohligen Gefühl des Ausgeliefertseins. Kommunikations- und Transportmittel werden von den Angreifern bereits im Vorfeld zerstört, machen ein Entkommen noch schwerer und lassen das Trio noch dämonischer erscheinen. Ansonsten bleiben die Figuren menschlich, wobei „The Strangers“ auch für sich einnimmt auf wahre Ereignisse zu rekurrieren (ähnlich wie „Them“, wenngleich auf einen anderen Vorfall).
Stark sind sicher die Denkanstöße, die „The Strangers“ in sein Unterhaltungsgewand verpackt – das Böse ist grundlos, auf die Frage „Why are you doing this to us?“ antworten die Angreifer nur „Because you were home!“. Das erinnert zum Teil an Michael Hanekes „Funny Games“, doch wo Haneke zwar analytischer, aber auch plumper und belehrender vor sich geht, da gibt sich „The Strangers“ weniger geschwätzig. Am Ende steht ein leicht offenes, aber definitiv beklemmender Moment. *SPOILER* Kristens Schicksal ist ungewiss, während das Trio weiterfährt und das neue Mitglied noch erzählt bekommt, das nächste Mal werde das Ganze leichter fallen. *SPOILER ENDE*
Liv Tyler und Scott Speedman mögen zwar keine Schauspieltitanen sein, doch ihre Leistungen hier sind wirklich gut und dem Genre durchaus angemessen – schließlich müssen sie fast allein agieren, ihre Kontrahenten bleiben quasi stets unter Masken verborgen. Da sie aber – wie der Titel sagt – Fremde sind, deren Gesicht der Zuschauer nie gesehen hat, ist etwas bevormundend, wenn sie gegen Ende ihre Masken abnehmen und die Kamera sie dann mit Penetranz außerhalb des Bildkaders hält. Obwohl dies quasi einen größeren Projektionsspielraum für die eigenen Vorstellungen des Bösen lässt.
Ähnlich wie „Them“, aber noch ein Stück effektiver erforscht „The Strangers“ das Gefühl des Ausgeliefertseins gegenüber einem willkürlich agierenden Bösen – da nimmt gern in Kauf, dass der Film auf inhaltlicher Ebene kaum Neues bietet und die Exposition etwas zu lang geraten ist.