Der Dicke Mann schlägt wieder zu – 26.11.2007
Nach all den miserablen Veröffentlichungen meines einst so verehrten Dickerchens war ich angesichts der zumeist positiven Kritiken sehr gespannt auf dessen neuestes Werk. Toll, nicht mehr in Osteuropa, aber wo dereinst düstere Umgebungen das Bild bestimmten, sind es nun dauerfluchende Schwarze, da hat man den Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben. Auf alle Fälle ist es schön, daß Herr Seagal offensichtlich abgenommen hat, was ihm auch wieder den einen oder anderen Kampfsporttrick erlaubt, selbst ausgeführt, nicht mit Double, aber dafür nach der Methode Bourne vom Regisseur geschnitten – will heißen, schnell, gar hektisch, fast schon unübersichtlich. Ich bin gespannt, ob diese Art von „Schneidekunst“ nun zur Mode wird, denn dann bin ich wirklich zu alt für Actionfilme und werde nur noch meine guten alten Frühwerke aus dem Regal nehmen. Aber ist Seagals neuer Streifen nun ein guter Film?
Nein, selbst die vielen Lobhudeleien kann ich nicht ganz verstehen, denn der Film ist besserer Durchschnitt und keinesfalls mit Seagals Klassikern zu vergleichen. Die Story kennen wir schon in tausendfacher Variation: Seagal gibt den trauernden Vater, dessen Sohn während eines Einsatzes als Polizist heimtückisch gemeuchelt wurde. Da die Polizei die Ermittlungen nicht wirklich mit Nachdruck betreibt – wofür es die üblichen Gründe gibt, wenn man selbst ins Verbrechen involviert ist – nimmt der Papa die Sache selbst in die Hand. Und das ist gut, denn er hat - Posaunen, Fanfaren, Jubel - damit endlich wieder den legendären Anlaß zur Selbstjustiz. So stapft der Koloß stoisch durch die Hood, murmelt den einen oder anderen guten Oneliner, tötet, wen es denn zu töten gilt und verschont, oh seltene Keule der Doppelmoral, den Anführer der Gangsterbande, obgleich der auch mit dem Tod des lieben Sohns in Verbindung zu bringen ist.
Hiermit, liebe Leser, bin ich endgültig fertig mit Herrn Seagal. Die Filme kranken an so vielen Stellen, sei es die technische Ausführung einfacher Verfolgungsjagden mit dem Auto, sei es die lahme Handlung, die den Betrachter nicht in den Bann ziehen kann, sei es die wenig illustre Schar der Widersacher, allesamt Chargen mit rollenden Augen, und sei es die zunehmende Dunkelheit auf der Leinwand, angesichts der ich an eine Fehlfunktion meines Beamers dachte. Das also ist nun der neueste Trick, um Gefechte vollends unübersichtlich werden zu lassen – schneller Schnitt kombiniert mit Düsternis. Ich kann dem ganzen Treiben einfach nichts mehr abgewinnen, der Mann ist alt, zwar etwas schlanker, dennoch ein Dickerchen, und man sollte irgendwann wissen, wann man die Bühne räumen muß. Die Dialoge im Film sind schwach, die Actionsequenzen zwar vorhanden, aber unspannend, weil auch sogleich vorbei, und Seagal ist nicht mehr der strahlende Einzelkämpfer von einst – nur noch ein Schatten, aber ein großer…5/10.