Wenn von Stuart Gordon die Rede ist, dann fallen mir zuerst einmal Stichworte ein, wie "Splatterfilm", "H.P. Lovecroft", "Re-Animator", oder sein vielgelobter Rachethriller "King of the Ants" von 2003. Im Horrorgenre ist er seit seinem Kult-Debut "Re-Animator" von 1985 eine feste Größe und jeder Filmfreak der 90er Jahre sollte seinen Namen aus den 18er-Räumen jeder deutschen Videothek noch in Erinnerung haben.
Hier nun sein (eher untypischer) Kinofilm "Stuck" von 2006.
Ich habe mich auf die Empfehlung von Freunden völlig unvoreingenommen auf den Film eingelassen.
"Stuck" war mir bisher völlig entgangen und die Mitwirkung von Stephen Rea, den ich sehr schätze, machte mich neugierig. Am Anfang werden zunächst die beiden Hauptcharaktere vorgestellt. Mena Suvari (bekannt aus American Beauty) gibt die Krankenschwester Brandi und Stephen Rea den Obdachlosen Tom. Durch eine Kette von Ereignissen fliegt Tom erst aus seiner Wohnung, landet später vollends auf der Straße.
Der schlimmste Tag seines Lebens und als wäre das nicht genug wird er
auch noch von Brandi mit dem Auto angefahren und bleibt in der zerschmetterten Frontscheibe hängen. Brandi, sonst liebevolle und verantwortungsbewusste Krankenschwester in einem Altenheim, nach einem Clubbesuch allerdings betrunken und unter Drogeneinfluss, gerät in Panik und entschließt sich den Unfall zu vertuschen. Wie sie das anstellen will, das weiß sie selbst noch nicht so richtig. Sie fährt also mit dem schwerverletzten Tom in der Windschutzscheibe zu sich nach hause und stellt den Wagen in der Garage ab. Dort überlässt sie ihn seinem Schicksal und weiht sogar noch ihren Freund in die Sache ein mit der Bitte ihr bei der Beseitigung des Opfers zu helfen. Von nun an beginnt für den Schwerverletzten ein verzweifelter Kampf ums Überleben, in dem er sämtliche verbliebenen Kräfte mobilisiert...
Wenn man diese Story so liest, dann wirkt das ziemlich abgefahren und an den Haaren herbeigezogen. Wenn man dann allerdings hört, dass das Grundgerüst der Story auf einer wahren Begebenheit beruht, dann bekommt das Ganze einen sehr bitteren und schockierenden Beigeschmack. Was treibt einen Menschen dazu einen anderen schwerverletzt sterben zu lassen, obwohl Hilfe doch so einfach zu leisten wäre?
Stuart Gordon skizziert sehr gut die psychologischen Beweggründe seiner Protagonistin, ist allerdings mehr darauf bedacht den Zuschauer selbst zum Nachdenken zu bringen, was ihm bestens gelingt. Nebenbei gibt es ein paar kritische Seitenhiebe auf die amerikanische Gesellschaft und Bürokratie.
Mein Fazit:
Stuart Gordon ist ein, in jeder Hinsicht, überdurchschnittlicher Film gelungen. Ein Independentfilm, der mit 2 grandiosen Hauptdarstellern, sowie handwerklich voll überzeugt und Spannung bis zur letzten Minute bietet...
zwischen Thriller und Drama immer gewollt und gekonnt inszeniert
Ein Film, der den Zuschauer berührt und beschäftigt und nicht zuletzt
aufgrund der unfassbaren, wahren Hintergründe im Gedächtnis bleibt.
Man darf gespannt sein, was es von Stuart Gordon in Zukunft noch so zu sehen gibt - der Mann weiß zu überraschen!