Man man, der Film geht ganz schön an die Nieren. Sehr realistisch in Szene gesetzt, alle achtung. Da fand ich Saw teilweise entspannender beim Zusehen.
Handeln tut der Film von einer Krankenpflegerin (Mena Suvari) und einem Arbeit suchenden Mann (Stephen Rea), dessen Wege sich eines Nachts auf unglückliche Art und Weise kreuzen. Brandi hat es nicht leicht in ihrem Pflegeheim, sie ist bei ihren Patienten zwar sehr beliebt, hat jedoch eine Chefin die ihre Mitarbeitet gerne etwas ausbeutet. Stress steht bei ihr also ganz oben an der Tagesordnung.
Tom ist sozial völlig am Ende und wird gerade aus seiner Wohnung geschmissen. Sein Vermieter will seine Klamotten als Zahlungsmittel einkassieren, doch Tom der noch ein Vorstellungsgespräch hat besteht auf seinen besten Anzug. Als der Vermieter kurz abgelenkt ist türmt Tom so schnell es geht, seine Habe unter dem Arm.
Brandi, schon länger auf eine Beförderung hoffend, bekommt von ihrer Chefin endlich das ersehnte Angebot. Doch die Sache hat einen Haken, sie soll schon das zweite Wochenende in Folge arbeiten. Sie hat keine Wahl. Mit ihrer Freundin und Kollegin zieht sie abends durch die Bars und trifft ihren schwarzen Freund Rashid. Von ihm kriegt sie Drogen/Pillen zum relaxen.
Tom, gerade noch pünktlich zum Vorstellungsgespräch erschienen, wird jedoch aufgefordert Platz zu nehmen und zu warten bis er an der Reihe ist. Er wartet 3 Stunden, nur um am Ende zu hören, das sein Profil nicht im Computer ist und er einen neuen Fragebogen ausfüllen und einschicken soll. Er ist empört und verzweifelt, hat aber auch nicht den Mut sich lautstark zu wehren. Er zieht den Schwanz ein und verschwindet. Ohne Heim und Geld sucht er den nächsten Park auf, hockt auf einer Bank und starrt in die Leere. Ein Obdachloser leistet ihm gesellschaft.
Brandi hat währenddessen einen wilden Abend gehabt, kommt irgendwann wieder zu sich und verlässt mit ihrem Freund die Party. Sie ist sichtlich nicht klar im Kopf, steigt aber trotzdem ins Auto und fährt davon, während Tom von einem Polizisten geweckt wird. Er wird aufgefordert nicht im Park zu schlafen, da dieser nun geschlossen wird. Er soll eine soziale Einrichtung aufsuchen. Mit einem leeren Einkaufswagen, in den er seine Klamotten packt, zieht er von dannen.
Brandi versucht beim Fahren ihren Freund anzurufen und achtet nicht auf die Straße. Tom kommt an eine Fußgängerampel und obwohl er nicht grün hat trottet er weiter, sich nicht umschauend. Und dann macht es PENG! Brandi sieht Tom erst im letzten Moment, kann aber nicht mehr reagieren und fährt ihn an. Es folgt eine sehr grafische Einstellung in der Tom getroffen wird, sein Bein bricht, der Knochen tritt aus der Hose, er knallt auf die Motorhaube und wird in Zeitlupe durch die Windschutzscheibe geschmettert.
Doch wer jetzt denkt das Brandi den Wagen anhält und sich der Situation stellt, der liegt weit daneben. Sie ist so unter Schock, das sie einfach mit Vollgas weiterfährt, wieder und wieder auf Tom starrt, während der Fahrt versucht das tropfende Blut von ihren Sitzen fernzuhalten und schließlich die Entscheidung trifft ,mit Tom in der Windschutzscheibe, nach Hause zu fahren.
Ich war gleichermaßen geschockt, wie begeistert. Der Film bietet unglaublich realistische Charaktere und schafft es fast schon mit Leichtigkeit eine spannende, fesselnde Atmosphäre aufzubauen. Ständig muss man sich durch den Kopf gehen lassen, wie man selbst in dieser Situation reagiert hätte und versetzt sich im Laufe des Film abwechselnd in die verschiedenen Charaktere. Hinzu kommt das Brandi ihrem Opfer nämlich nicht hilft, ihn einfach im Auto stecken lässt und zur Arbeit geht.
Dann kommen abwechselnd ein paar Nachbarn ins Spiel, die von der Sache zwar Wind kriegen, sich aber auch nicht einmischen wollen, weil sie Angst vor der Staatsgewalt haben. Auch Brandis Freund Rashid wird wieder in den Topf geworfen, weil er ihr glauben macht, er wüsste wie man mit solchen Situationen umgeht und er dies schon dutzende Mal gemacht hat. Das Ende oder vielmehr den dritten Akt möchte ich hier nicht wiedergeben, das soll jeder für sich erleben und mitleiden. Es lohtn sich auf jeden Fall.
Am Ende muss man allen ein großes Lob aussprechen, denn jeder schafft es seinem Charakter eine sehr glaubwürdige Note zu verpassen und einfach eine sehr menschliche Darstellung abgibt. Vor allem wird gezeigt, das niemand perfekt ist und alle unter Druck ganz unterschiedlich reagieren. Man kann mit jedem mitfühlen und Mitleiden, aber vor allem natürlich Tom, der sich unter Qualen und Schmerzen versucht aus dem Auto zu zerren und ständig erleben muss das er ganz auf sich gestellt ist und es einfach Menschen gibt, die zwar helfen wollen, aber nicht können. Dann gibts aber auch Menschen die helfen können, aber nicht wollen oder Angst vor der ganzen Situation haben, weil sie ihr Leben dadruch ruinieren würden und da es sich ja eh nur um einen Obdachlosen handelt, der Sache mit Gleichgültigkeit begegnen. Nach dem Prinzip: Um den schert sich doch eh keiner.
Fazit: Ein sehr menschlicher und realistischer Film. Hier wird viel Elend gezeigt und einige brisante Themen angesprochen. Der Zuschauer durchlebt jede Entscheidung der Charaktere auf schmerzhafte Weise mit und muss sich ständig selber fragen: Mein Gott, hätte ich das auch so gemacht? Ein Film mit tollen schauspielerischen Leistungen, der immer an Spannung zunimmt und ein überzeugendes Ende bietet. Wer die Gelegendheit hat STUCK zu sehen, der sollte diese auch nutzen. Von mir bekommt er 9 Punkte. Ein Geheimtip!