Der 1999er Mystery-Horror-Thriller „Stir of Echoes“, eine Adaption des Romans aus der Feder von Richard Matheson („I am Legend“), ist in meinen Augen eines der besten sowie am stärksten unterschätzen Genre-Werke überhaupt: Ein durchweg unheimlicher, atmosphärisch dichter, hervorragend gespielter und inszenierter Streifen, der (obgleich früher gedreht) das unsägliche Pech hatte, erst nach „the Sixth Sense“ veröffentlicht zu werden – jener ähnlich ausgerichteten Regiearbeit von M. Night Shyamalan, welche ich (geradezu ironischerweise) zu der Gruppe der am weitesten überschätzten Filme der Geschichte zähle. Wie auch immer man persönlich dazu stehen mag, hier soll es im Folgenden nun jedenfalls um „Stir of Echoes: the Homecoming“ (2007) gehen – Ernie Barbarash´s („Cube Zero“/„They Wait“) für den amerikanischen „Sci-Fi-Channel“ verfasste und realisierte, nur sehr lose an ihren cineastischen Vorgänger anknüpfende Fortsetzung…
Die Handlung setzt irgendwo im gegenwärtigen Irak ein, wo der Nationalgardist Ted Cogan (Rob Lowe) gerade seinen freiwilligen Dienst fürs Vaterland ableistet. Mit der Sicherung eines abgelegenen Checkpoints betraut, sehen er und seine Männer sich eines Tages einer potentiellen immediaten Gefahr ausgesetzt, als plötzlich ein schwarzer Van mit überhöhter Geschwindigkeit in der Nähe auftaucht und ohne das Tempo zu verringern direkt auf sie zusteuert. Alarmiert ordnet Ted einen Warnschuss an, doch Kommunikationsschwierigkeiten mit der dafür zuständigen Panzerbesatzung verhindern eine prompte Durchführung. Als das Fahrzeug nur noch wenige hundert Meter von ihnen entfernt ist, gibt er seiner Einheit schließlich den legitimen Feuerbefehl – der einsetzende Projektilhagel erfüllt seinen Zweck und lässt den Van rechtzeitig zum Stehen kommen. Nach einigen Sekunden der absoluten Ruhe öffnet sich dann jedoch die Seitentür – und ein junges Mädchen tritt heraus. Sofort versucht ihr Ted zu signalisieren, sie solle sich vom Wagen entfernen, aber es ist bereits zu spät: Der Benzintank entzündet sich und hüllt ihren Körper in Flammen ein. Den hingeeilten Soldaten gelingt es zwar kurz darauf, sie einigermaßen zu stabilisieren, nur hat sie äußerst schlimme Verbrennungen davongetragen. Ein Blick ins Innere des Fahrzeugs fördert zudem die erschreckende Tatsache zutage, dass sich eine ganze Großfamilie in diesem aufhielt – und es keine Überlebenden zu verzeichnen gibt. Von dieser Erkenntnis geschockt, ist die Reaktionsfähigkeit der Männer entsprechend nachteilig beeinflusst, als Insurgents unerwartet einen echten Angriff starten: Eine unmittelbar neben der Gruppe einschlagende RPG verwundet Cogan schwer und tötet das Mädchen sowie einen seiner Kameraden (Nicholas Carella) auf der Stelle…
Nach einigen Wochen in einem Militärhospital, von denen er die ersten Tage im Coma verbrachte, darf Ted endlich in die Heimat zurück – zu Sohn Max (Ben Lewis) und seiner Frau Molly (Marbie McPhail). Allerdings hat die gesamte aktuelle Situation vieles in seinem Umfeld verändert: Der tragische Zwischenfall wurde in der lokalen Presse ausführlich behandelt, Molly hatte es im Alltag nicht gerade leicht, Max hat mit dem Rauchen begonnen und eine härter wirkende Charakterausprägung angenommen, der Gatte einer befreundeten Nachbarin wurde im Krieg entführt und später gar enthauptet, die gegen arabischstämmige Menschen gerichteten Witze der Kumpels sind inzwischen nicht mehr witzig – etc pp. Ohnehin innerlich von seinen Erlebnissen durchgerüttelt, u.a. weil er sich die Schuld an dem Vorfall gibt, suchen ihn darüber hinaus auf einmal verstörende Flashbacks, Vorahnungen und Visionen verbrannter sowie ihm auflauernder Gestalten heim, was wiederum dazu führt, dass er sich zunehmend merkwürdiger, also angespannter und zurückgezogener, verhält. Während seine Frau davon ausgeht, dieses Benehmen sei auf posttraumatischen Stress zurückzuführen, gelangt er immer stärker zu der Überzeugung, die unruhigen Seelen der Getöteten hätten es auf ihn abgesehen. Erste Nachforschungen führen ihn schon bald zu einem blinder „Seher“ namens Jake Witzky (Zachary Bennett), welcher ihm im Zuge ihres Zusammentreffens eröffnet, dass Ted nun ein „Empfänger“ sei – die Toten würden ihm etwas mitzuteilen haben, das irgendwie mit ihm und seiner Familie in Zusammenhang steht. Fortan muss er sich, angesichts der augenscheinlich ansteigenden Gefahr, umso energischer beeilen, die entscheidenden Hintergründe aufzudecken – bloß deuten die auf der Suche nach den nötigen Antworten aufgetanen Spuren infolge dessen unerwartet in eine vollkommen andere Richtung als eingangs noch angenommen...
Ich glaube, es gibt keinen Zuschauer, der ernsthaft behauptet, annimmt oder erwartet hat, dass „Stir of Echoes: the Homecoming“ seinem „Vorläufer“ (in welcher Weise auch immer) überlegen ist – schließlich ist Lowe kein Kevin Bacon, Barbarash kein David Koepp und dies keine Kino-Produktion (etc). Beide Filme beleuchten die Schicksale unterschiedlicher Männer, die nach einer Form des Abdriftens ihres Bewusstseins (Hypnose/Coma) jeweils mit den rastlosen Seelen von im Rahmen eines bestimmten Vorfalls bzw Verbrechens aus dem Leben gerissenen Personen in Kontakt geraten. Es wird aufgezeigt, wie ihr daraus resultierendes, für andere unverständliches Verhalten allmählich selbstzerstörerische Züge annimmt und wie sich dieses auf ihre Nahestehenden auswirkt. Statt der gelungenen Cover-Version eines „Rolling Stones“-Klassikers ist dieses Mal ein nur sehr bedingt ausdrucksstarkes Hip-Hop-Stück prominent eingebunden worden, der wachsende Durst des Hauptprotagonisten kommt hier ebenso erneut zum Vorschein. Einige inhaltliche Gemeinsamkeiten im Bereich der Grundzüge sind also vorhanden – und sogar eine konkrete Verbindung, welche allerdings bei näherer Betrachtung mehr oder minder unglücklich anmutet, sofern man sie überhaupt zur Kenntnis nimmt, da sie als solche in keinem Moment aktiv hervorgehoben wird: Die Figur „Jake Witzky“ ist nämlich der (zuvor von Zachary David Cope verkörperte) Sohn Tom Witzkys – damals (1999) Bacon´s Part. Obgleich klar als Gimmick zu erkennen, eigentlich eine nette verknüpfende Idee – wenn man die Rolle doch nur anders ausgerichtet oder besetzt hätte, denn Zachary Bennett („the Poet“) ist Jahrgang 1980, weshalb der Sprung vom Kindes- ins Erwachsenenalter im Kontext der Entstehungszeitpunkte der zwei Projekte recht augenfällig nicht passt.
Rob Lowe („Salem´s Lot“/„Bad Influence“/„Thank you for Smoking“), in den 80ern ein fester Bestandteil des „Brat Packs” der Traumfabrik, liefert, etwaigen Vorurteilen zum Trotz, eine solide Performance ab – Schwächen offenbaren sich höchstens bei den gelegentlich erforderlichen emotionalen Spitzen, welche er nicht unbedingt optimal meistert. Ted Cogan findet im gesamten Verlauf keine Sekunde Seelenfrieden, hat in dieser Hinsicht an mehreren Fronten zu kämpfen (Zusammenhalt der Familie, Geister der Vergangenheit, seine aktuellen psychischen wie paranormalen Probleme etc) – eine Gegebenheit, die es dem Publikum schwierig macht, eine echte Verbindung (zum Beispiel auf Sympathiebasis) zu ihm herzustellen. Lowe hat die Präsentation dieser gepeinigten Figur überwiegend ruhig und in sich gekehrt angelegt – vordergründig „irre“ tritt er nur selten auf, was meiner Meinung nach ganz gut so ist. Das nach seiner Heimkehr unharmonische Verhältnis zu seinem Sohn Max ist einer der Storyaspekte, die eher suboptimal funktionieren, denn jene Beziehung wurde viel zu oberflächlich konzipiert und leidet außerdem unter den verwendeten Klischees (u.a. die „klassischen Symptome“ eines rebellischen Teens) sowie der bestenfalls mäßigen Darbietung von Ben Lewis („Toronto Stories“/„the Russell Girl“). Marbie McPhail („the Associates“/„RFK“) agiert als zwischen ihren Gefühlen hin und her gerissene Ehefrau passabel – allerdings erhält sie seitens des Skripts nicht gerade viel Raum geboten und wirkt in manchen Szenen zudem unvorteilhaft unsympathisch. Die Nebencharaktere, deren Darsteller hinsichtlich ihrer Leistungen übrigens nicht der Rede wert sind, kommen nahezu allesamt ziemlich eindimensional und uninteressant daher, weshalb der Film ein merkliches Stück weit an Kraft verliert, als man ihnen gegen Ende mehr Aufmerksamkeit zuteil werden lässt.
Da die vorliegende inhaltliche Struktur der des Vorgängerwerks klar ähnelt, kann man die grobe Plot-Richtung zwar im Prinzip relativ unschwer erahnen – aber dank einiger Schlenker und Twists, welche die Mystery-Aspekte dienlich unterstützen, gelingt es Barbarash erfreulicherweise, schädigender Vorhersehbarkeit und Langeweile einigermaßen erfolgreich entgegenzuwirken, so dass einige eher belanglose Sequenzen (vornehmlich im Mittelstück) minder gravierend ins Gewicht fallen. Die zentrale Wendung im finalen Akt möchte ich mal als ein „zweischneidiges Schwert“ bezeichnen, denn die Ursprünge von Ted´s Visionen werden ganz anderen Hintergründen als bis dato gedacht zugeordnet – man hätte die Herangehensweise an diesen aufgedeckten Sachverhalt bzw dieses auslösende schreckliche Ereignis auch in einem völlig anderen, weniger brisanten Kontext angehen können. Die Geschichte eines traumatisierten Soldaten, der aufgrund des erlebten Horrors des Krieges kaum mehr (allein) dazu in der Lage ist, sich erneut ins heimische Umfeld sowie Zivilleben zu integrieren, wird mit (überlagernden) konventionellen Spuk-Elementen verwoben, was eine intensive(re) wie anspruchsvolle(re) Aufarbeitung des reizvollen Themas (á la „Bug“) leider verhindert. Stattdessen erhält man Genre-Standardkost geboten, welche sich aktuellen, vor allem in den USA sehr emotionalen und bedeutenden Problematiken bedient, diese allerdings zum Glück nicht irgendwie geschmacklos, plakativ oder allzu geist- und gedankenlos zur Schau stellt (als ein Negativbeispiel kommt mir da unweigerlich Joe Dante´s „Masters of Horror“-Folge der ersten Staffel in den Sinn). Obwohl die Annäherung an diese betreffenden Aspekte eher oberflächlich geschah, lassen sich dennoch diverse brauchbare Metapher sowie gesellschaftliche und politische Kommentare ausmachen – nur bleibt es evident, dass ein hochwertigeres Drehbuch deutlich mehr des sich aus der Materie eigentlich ergebenden Potentials hätte ausschöpfen können.
Was „Stir of Echoes: the Homecoming” in erster Linie fehlt, ist eine unbehagliche atmosphärische Dichte – denn eine solche hätte die Tatsache, dass nie wirklich effektiv ausgeprägte Spannung aufkommt, vermutlich besser zu kaschieren vermocht. Einige im weitestgehend ruhigen Erzähltempo eingebettete creepy Momente sind zweifellos vorhanden, bloß haben sich die gebotenen „Scare-Tactics“ und „Spuk-Klischees“ in den vergangenen Jahren schlichtweg zu sehr abgenutzt, um einen aufmerksamen Freund dieser Filmart noch zu beeindrucken oder bei diesem die gewünschten Reaktionen hervorzurufen. Regisseur Barbarash musste sich bei der Umsetzung des Projekts einem engen Zeitplan sowie nicht unerheblichen Budgetlimitierungen unterordnen – und doch gelang es ihm zufriedenstellend, den Streifen sowohl optisch als auch handwerklich ansprechend umzusetzen. Die gewählte Farbpalette wurde den jeweiligen Sequenzen auf visueller Ebene vorteilhaft angepasst, die Make-up-Arbeit (hauptsächlich Wunden und verbrannte Hautpartien bzw Körper) hinterlässt einen recht guten Eindruck, vereinzelte CGI-Zusätze muten in ihrer Qualität noch annehmbar an und Gore ist ebenfalls in speziellen Einstellungen in einem nicht unerheblichen Maße vorhanden (besonders im Kampfeinsatz und bei einem sehr direkt aufgezeigten Selbstmord). Die Gewalt, welche der Zuschauer zu sehen erhält, ist ungemütlich in ihrer Natur und Präsentationsweise, dient also kaum einem reinen Unterhaltungszweck, und der kraftvolle Einstieg im Irak sichert die nötige Aufmerksamkeit, durch die man eher dazu bereit ist, sich auf den relativ konventionellen Verlauf einzulassen, der letztlich in einem tendenziell zwiespältigen, nichtsdestotrotz interessanten Schlussdrittel mündet, an dessen Ende kein Leben der Beteiligten mehr unverändert ist...
Was entsprechend bei einer abschließenden Betrachtung unterm Strich bleibt bzw herauskommt, ist eine mäßige, mit einer Prise „Jacob´s Ladder“ angereicherte Kombination aus dem ersten Teil und einer überdurchschnittlichen „the Ghost Whisperer“-Folge, welche einen akzeptablen Unterhaltungswert besitzt und auf jeden Fall unabhängig des namentlichen Vorläufers angegangen werden sollte – autark funktioniert diese „Sci-Fi-Channel“-Eigenproduktion nämlich gar nicht mal so übel … knappe „5 von 10“