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„Mein Auto ist mein Zuhause, die Scheiben sind meine Augen…“
Philosophisch beginnt das erste Kapitel von Samantha Lang’s erotischen Thriller „Die Affenmaske“, in dem die Privatdetektivin Jill (Susie Porter) einem neuen Fall nachgeht: Sie soll die verschwundene Mickey wieder finden, die sich in letzter Zeit der hemmungslosen erotischen Literatur verschrieben hat. Dabei findet sie in Mickey’s Lehrerein Diana (Kelly McGillis) scheinbar eine Verbündete… und bereits nach wenigen Treffen erliegt sie der erotischen Ausstrahlung der „alten Dame“!

Bereits nach den ersten Minuten fällt auf, dass der Film von einer faszinierenden Bildersprache lebt. Die Optik und Akustik des Films ist schlichtweg umwerfend. In dieser Qualität betrachten wir auch die lesbischen Liebesszenen, die äußerst freizügig gleichermaßen stilvoll und hocherotisch rüberkommen. Dass sich im Verlauf der Geschichte aus der vordergründigen erotischen Beziehung eine Kriminalgeschichte im Dichter- und Literatur-Milieu entwickelt ist nach der ersten Hälfte nicht unbedingt abzusehen. Doch unter der Oberfläche der harmonischen Liebschaft herrscht ein tiefer Sumpf der Perversionen und sexuellen Abhängigkeiten, in den Jill während ihrer Nachforschungen immer tiefer eindringt. Denn alles, was das Opfer hinterlassen hat ist eine Videoaufzeichnung ihrer letzten Poesie-Lesung: Eine Kassette voller obszöner und sexuell expliziter Gedichte.

Der Film lebt von der kunstvollen Erzählweise genauso wie vom intensiven Spiel der Protagonisten. Dass Kelly McGillis, das junge Amish-Mädchen aus „Der einzige Zeuge“, nach unzähligen B-Filmen noch einmal derartig stark und unbefangen vor der Kamera agiert ist geradezu sensationell. Auf der anderen Seite wünscht man Susie Porter nach dieser grandiosen Vorstellung auch einmal eine größere Rolle.
Allerdings krankt die Auflösung der Geschichte – ***SPOILER*** der Zusammenhang einer verstümmelten Leiche und einem banalen Sex-Unfall ist meiner Meinung nach schon etwas weit hergeholt und übertrieben.

Nichtsdestotrotz bietet der Streifen 100 Minuten anspruchsvolle und ästhetische Unterhaltung fernab der Blockbuster-Reichweiten. Kino als Kunstfilm!
Wer sich auf die anstrengende Reise einlässt und dem Stil von Michael Winterbottom’s Filmen etwas abgewinnen kann, wird garantiert nicht enttäuscht werden!

(7 / 10)

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