Es ist schon seltsam, welch Odyssee mancher Film durchmachen muss, um es endlich in die Lichtspielhäuser der Welt zu schaffen. Noch schlimmer ist es dann, wenn das Endergebnis nur auf DVD erscheint. So geschehen bei Michael Doughertys Horror-Episodenfilm "Trick 'r Treat". Nachdem er zwei Jahre durch die Hände verschiedener Studios gewandert ist und nur auf ein paar amerikanischen Festivals gezeigt wurde, kam 2009 endlich die offizielle DVD-Auswertung, um den von Bryan Singer produzierten Halloweenstreifen doch noch zu verdientem Ruhm zu führen. Und wie so oft fragt man sich am Ende, was sich die Studios bei der Veröffentlichungspolitik gedacht haben, denn herausgekommen ist eine angenehme Hommage an das dunkelste Fest des Jahres.
Der Film verwebt eine handvoll Kurzgeschichten interessant miteinander und gibt dabei auch auf einen chronologischen Ablauf recht wenig. Nun könnte man denken: "Pulp Fiction im Horrorbereich... gäääähn.", aber damit würde man "Trick 'r Treat Unrecht tun. Denn selten war ein Episodenfilm im Horrorgenre dermaßen überaschend, schrill und interessant anzusehen. Keine Episode scheint hervorsehbar und am Ende kommt es immer anders, als man gedacht hat - das ist raffinierte Zuschauerlenkung! Selbst Creepshow oder ähnliche Werke müssen da den Hut ziehen, auch wenn man keinen Hehl daraus macht und schon das wunderbare Comic-Intro die Inspirationsquelle eindeutig offenbart. Und obwohl solche Zitate doch oft auszumachen sind, ist dabei ein angenehm eigenständiger Film rausgekommen, der auch optisch eine Menge hermacht. Kenner werden sich an Tim Burton erinnert fühlen: die Liebe fürs Detail, eine wohlig gruselige Atmosphäre und märchenhaft-groteske Schauplätze sind auch hier jederzeit zu sehen und zu spüren. Untermalt wird das Ganze von einem ordentlichem Score, der passenderweise an Danny Elfman erinnert. Ansonsten werden noch ein paar Songs eingestreut, von denen vor allem Marilyn Mansons "Sweet Dreams"-Interpretation dem Musikfreund die Freudentränen in die Augen treiben wird. Besser hätte der Song nicht integriert werden können. Dafür ein fettes Bravo und danke für die Gänsehaut!
Die Schauspieler sind ebenso interessant, da man einen recht bunten Haufen zusammengestellt hat. Diese können durch überraschende Wendungen ihren Figuren eine vollkommen andere Seite verleihen, auch wenn dies nur flüchtig zu sehen ist - Trick 'R Treat will sicherlich keine Charakterstudie sein. Besonders Dylan Baker als nerdig-fieser Rektor Wilkins oder dessen von Brian Cox verkörperter Nachbar hinterlassen einen zufriedenenstellenden Eindruck. Der Rest ist nichts als Standard bzw. In Form der Frauengruppe nettes Eyecandy - mehr nicht. Die Spielzeit ist ebenso ein Kritikpunkt. Nach gut 80 Minuten läuft schon der Abspann und man hätte sich gerne noch eine Geschichte gegönnt. Schade.
Schlussendlich ist es immerhin schön zu sehen, dass der Film nun endlich zu sehen ist. ;) Überraschend, fies, nie ausufernd brutal, dafür umso cleverer kommt "Trick 'R Treat" daher und könnte durch seine verrückten Figuren zu einem Kultfilm avancieren. Mein Halloween hat er in jedem Fall bereichert und wird noch oft in den Player fliegen.
7,5/10